Lahms Ansagen: Druck für Flick und Nagelsmann
München - Klare Ansage vom Weltmeister-Kapitän: Philipp Lahm, der 2014 mit der deutschen Mannschaft in Brasilien den Titel holte, bleibt der umstrittenen WM Ende des Jahres in Katar fern. "Ich zähle nicht zur Delegation und bin nicht scharf darauf, als Fan hinzufliegen", sagte Lahm dem "Kicker" und ergänzte: "Da verfolge ich das Turnier lieber von daheim aus."
Lahm, der bei der Heim-EM 2024 als Turnierdirektor in der Verantwortung steht, sieht die Ausrichtung des Großevents im Emirat höchst kritisch.
Lahm kritisiert die WM-Vergabe nach Katar deutlich
Deswegen forderte der frühere Spielführer der Nationalmannschaft und des FC Bayern: "Menschenrechte sollten bei der Turniervergabe mit die größte Rolle spielen. Wenn ein Land den Zuschlag bekommt, das in dieser Beziehung mit am schlechtesten abschneidet, macht man sich schon Gedanken, nach welchen Kriterien da entschieden wurde."
Neben der Menschenrechtssituation hätten auch die Themen Nachhaltigkeit und Größe des Landes "anscheinend keine Rolle" bei der Vergabe gespielt, meinte der 38-Jährige. Dass sich die deutschen Nationalspieler während der WM (21. November bis 18. Dezember) kritisch zur Veranstaltung äußern sollten, ist für Lahm zwingend. "Als Spieler", sagte er, "kommst du heute da gar nicht mehr drumherum."
Lahm: "Nagelsmann muss zeigen, wie er die Mannschaft entwickeln kann"
Auch sportlich sieht Lahm die Nationalelf nach enttäuschenden Jahren in der Pflicht. "Wir haben viel über Werte gesprochen. Auch deren Verkörperung gehört zum Auftreten. Wenn ich die letzten beiden Turniere sehe, war der Auftritt auf dem Platz und außerhalb nicht so, dass sich jeder damit identifizieren konnte", sagte Lahm über das Team von Bundestrainer Hansi Flick: "Das wäre aber wichtig und das wünsche ich mir. Und sportlich gehören wir immer zu den Favoriten. Also wünsche ich mir, dass Deutschland bis zum Ende dabei ist."
Lahm macht Druck - auf Flick und auf Julian Nagelsmann, dessen Nachfolger bei Bayern. "Julian Nagelsmann muss jetzt zeigen, wie er die Mannschaft entwickeln kann", sagte der achtmalige deutsche Meister: "Er hat in Hoffenheim und Leipzig bewiesen, dass er Mannschaften entwickeln kann. Die Konstellation bei einem der größten Klubs der Welt war - gerade für einen jungen Trainer - schwierig. Ein Titel war okay. Aber beim FC Bayern muss mehr als ein Titel herausspringen, um wirklich erfolgreich über mehrere Jahre arbeiten zu können."
Lahm: Das hebt den FC Bayern von allen anderen Klubs ab
Lahm sprach sich aber dafür aus, Nagelsmann die nötige Zeit zu geben. "Das erste Jahr unter Jupp Heynckes 2011/12 war auch nicht das erfolgreichste, wir wurden dreimal Zweiter - und gewannen 2013 das Triple", sagte er.
Und in dieser Saison? Lahm sieht Bayern insgesamt sehr gut aufgestellt - auch außerhalb des Platzes. "Die Siegermentalität wurde über Generationen entwickelt und weitergegeben", sagte er: "Gerade auch über die ehemaligen Spieler, die seit 40 Jahren diesen Verein führen. Wo gibt es das sonst? Da sind die Münchner einzigartig in Europa."