Goretzka und die Folgen

Der Schalker ist ab Sommer Bayer. Doch der Deal mit dem Mittelfeldspieler hat weitreichende Folgen. Die AZ erklärt sie.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Willkommen beim FC Bayern: Sportdirektor Salihamidzic (r.) mit Goretzka.
FC Bayern Willkommen beim FC Bayern: Sportdirektor Salihamidzic (r.) mit Goretzka.

München - Ein Neuer – und zugleich ein neuer Fall Neuer? Nein, der Transfer von Leon Goretzka zum FC Bayern dürfte die Schalker Gemeinde nicht derart erschüttern wie im Jahre 2011 als Torhüter Manuel Neuer, einst in der königsblauen Kurve, die Seiten wechselte. Verrat liegt nicht in der Luft, der Deal hatte sich nach monatelangen Verhandlungen angebahnt. Am Donnerstag bestand Goretzka den Medizincheck in München, ab 1. Juli ist der gebürtige Bochumer ein Bayer.

"Er ist sehr intelligent, sehr leistungsorientiert"

Die Zeit davor dürfte nicht einfach werden. Doch der Mittelfeldspieler nahm ziemlich geschickt Dampf aus der Nummer. "Ich weiß, dass ich damit Euch alle enttäusche und ihr wenig Verständnis dafür aufbringen werdet", richtete sich Goretzka bei Facebook an die Schalker Fans und versprach: "Jeder der mich nur ein bisschen kennt, der weiß, dass ich mich, wie immer, zerreißen werde. Es ist keine Floskel, wenn ich sage, dass die fünf Jahre auf Schalke fest in meinem Kopf und Herzen bleiben werden." Und doch hatte der Magnet FC Bayern mehr Anziehungskraft.

Goretzka, 22 Jahre jung, eines der hoffnungsvollsten Talente des deutschen Fußballs, entschied sich für die Münchner und unterschrieb bis 2022. Er kommt ablösefrei. Beim FC Bayern reibt man sich die Hände. "Wir sind sehr froh, dass sich mit Leon Goretzka ein deutscher Nationalspieler mit großer Perspektive trotz namhafter Konkurrenz aus dem Ausland für den FC Bayern entschieden hat", ließ Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ausrichten und betonte: "Damit ist gewährleistet, dass er der Bundesliga erhalten bleibt."

Ganz so selbstlos ist die Geschichte natürlich nicht. Goretzka soll helfen, Bayerns Dominanz in der Bundesliga weiter auszubauen. Bayern-Trainer Jupp Heynckes lobte Goretzka kürzlich als "guten Jungen", der eine "klasse Entwicklung genommen" habe. Sein Co-Trainer Peter Hermann arbeitete beim FC Schalke mit dem Mittelfeldspieler, der 2013 für 3,25 Millionen Euro vom Zweitligisten VfL Bochum nach Gelsenkirchen gewechselt war, und schwärmte laut Heynckes, "dass Leon einen sehr guten Charakter hat". Er sei "sehr intelligent, sehr leistungsorientiert".

Goretzka wird Bayern (noch) besser machen

130 Bundesligaspiele, 19 Tore. 12 Länderspiele, sechs Treffer, Confed-Cup-Sieger 2017 – das steht in Goretzkas Vita. Er wird Bayern (noch) besser machen. Welche Folgen hat der Deal noch?

Für das Bayern-Mittelfeld: Goretzka, ein Spielertyp a là Lothar Matthäus fühlt sich als Achter im halbrechten Mittelfeld besonders wohl, kann so am besten zum Abschluss kommen. "Im Falle einer weiteren Steigerung glaube ich, dass er einer der herausragenden Spieler des deutschen Fußballs im Mittelfeld wird, vielleicht auf internationaler Ebene vergleichbar mit Lothar Matthäus", sagt Peter Neururer, einst Goretzkas Trainer beim VfL Bochum.

Vor dem Sechser Javi Martínez könnte Goretzka mit dem aktuell verletzten Thiago oder James Rodríguez harmonieren. Auch als Zehner hinter einer Spitze hat sich Goretzka bereits bewährt. Unbegrenzte Möglichkeiten.

Für Vidal/Tolisso: Der Goretzka-Deal erhöht den Konkurrenzkampf massiv. Besonders für Bayerns Rekord-Einkauf Corentin Tolisso (23), der letzten Sommer für 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon kam, wird es schwierig. Doch Bayern will, dass sich der Franzose durchsetzt. Er wird bleiben, Arturo Vidal (30) trotz eines Vertrages bis 2019 eher nicht. Im Sommer könnte man mit dem Chilenen, den Chelsea-Trainer Antonio Conte unbedingt will, ganz gut Kasse machen und eine stattliche Ablösesumme kassieren.

Für den FC Bayern Deutschland: In München trifft Goretzka auf zahlreiche Nationalelf-Kollegen: Neben Kapitän Neuer noch Müller, Hummels, Boateng, Kimmich, Süle, Rudy und der in der Winterpause verpflichtete Sandro Wagner. Uli Hoeneß’ immerwährender Traum von einem "FC Bayern Deutschland" nimmt weiter Gestalt an. Vielleicht bemüht man sich ja bald noch einmal um Julian Draxler (PSG). Und Leipzigs Timo Werner könnte auch eines Tages in München landen.

Für den Umbruch: Mit Goretzka senken die Bayern weiter den Altersschnitt. Stichwort Umbruch. "Leon ist ein sehr junger Spieler, der Verjüngungsprozess wird damit fortgesetzt", sagte Heynckes, "neue, junge Leute, neue Impulse – das finde ich sehr positiv." Und Stürmer Serge Gnabry, der bis kommenden Sommer an Hoffenheim ausgeliehen ist, hat auch erst 22 Lenze.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.