Fußballgötter: Torrekordler Robert Lewandowski und Thomas Müller im AZ-Vergleich

Fußballgötter! So adelt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Bayerns Torjäger-Legende Robert Lewandowski und Gerd Müller. Mit seinem Treffer zum 1:1 egalisiert der Pole den Torrekord des "Bombers der Nation".
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Robert Lewandowski bei seinem 40. Tor.
Robert Lewandowski bei seinem 40. Tor. © imago images/ActionPictures

München – Samstag, der 15. Mai 2021, 15:55 Uhr. Elfmeter für den FC Bayern: Einer für die Geschichtsbücher.

33. Spieltag, die 26. Spielminute: Da stand Robert Lewandowski, atmete vor der Ausführung ganz bewusst tief ein und aus, blickte in den Himmel. "Es war eine sehr schwierige Situation für mich, ich musste versuchen, ruhig und fokussiert zu bleiben", sagte Lewandowski, "aber das ist nicht so einfach."

Robert Lewandowski stellt Uralt-Rekord von Gerd Müller ein

Auf seine typische Art und Weise lief er an, stoppte fast ab, machte einen Sprung, verzögerte kurz - und schoss den Ball rechts unten ins Netz. Drin, 1:0 für die Bayern beim SC Freiburg. Mehr als ein Tor. Endstand später 2:2.

Die Führung der Münchner war Lewandowskis "Ausgleichstreffer". Denn der 32-jährige Weltfußballer steht nun auf einer Stufe mit Gerd Müller, dem "Bomber der Nation". Lewandowski hat den scheinbar unerreichbaren 40-Tore-Rekord von Müller aus der Saison 1971/72 eingestellt.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

 "4EVER GERD": Lewandowski jubelt mit Müller-Porträt

Richtig ergriffen sagte er bei "Sky": "Das ist eine große Ehre für mich. Was Gerd gemacht hat, war schon unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass ich auch dran sein kann." Um das für die sozialen Kanäle zu demonstrieren, zeigte Lewandowski beim Torjubel ein T-Shirt mit einem Porträt Müllers und der Aufschrift "4EVER GERD" ("Für immer Gerd") in die Kameras. Das ging um die Welt.

"Ich habe mit Gerd Müller gespielt und weiß, dass er Robert diesen Tag von Herzen gönnt. Beide sind Stürmer, die in der Geschichte des Fußballs herausstechen", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und ergänzte gegenüber "BamS": "Gerd Müller ist ein Fußball-Gott und nun ist Robert Lewandowski auch ein Fußball-Gott!"

Lewandowski und Müller im Vergleich

Im Duell der Fußballgötter steht es also 40:40 - kann man Lewandowskis Leistung mit Müllers Zeiten in den 60er und 70er Jahren vergleichen?

Spiele: Lewandowski reichten nur 28 Partien, um 40 Tore zu erzielen. Fünf Spiele stand er in dieser Saison nicht auf dem Platz, in der Hinrunde wurde er einmal (beim 2:1 in Köln) geschont, in der Rückrunde stoppte ihn im April die Bänderdehnung im rechten Knie, die er bei einem Länderspiel der polnischen Nationalmannschaft Ende März gegen Andorra erlitten hatte.

Müller dagegen absolvierte in Bayerns Baller-Saison 1971/72 mit bisher unerreichten 101 Toren alle 34 Spiele, stand immer (!) in der Startelf, wurde kein einziges Mal (!) ausgewechselt. Vorteil Lewandowski.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lewandowski mit besserer Torquote als Müller

Quote: Müller traf damals alle 76,5 Minuten, Lewandowski diese Saison bisher alle 59 Minuten (bei 2373 Minuten Einsatzzeit) - noch ein Pluspunkt für den aktuellen Goalgetter. Und: In seinen vergangenen elf Pflichtspielen erzielte er immer mindestens einen Treffer. Pluspunkt Lewandowski.

Insgesamt führt Müller, hat (noch!) 89 Bundesliga-Tore mehr erzielt als Lewandowski (365 zu 276), außerdem mehr Doppelpacks (87:71) und mehr Hattricks (7:2) geschafft. Bonus für Müller.

Elfmeter: Der heute 75-jährige Müller, der seit November 2015 in einem Heim für schwer Demenzkranke gepflegt wird, verschoss in seiner Rekord-Saison in der Vorrunde sogar drei Strafstöße. Frustriert erklärt er Anfang Oktober 1971 nach dem neunten Spieltag seinen Rücktritt als Elfmeter-Schütze.

Insgesamt verwandelte er in seiner Bundesliga-Karriere 50 Elfmeter. Und Lewandowski? Sein Elfmeter in Freiburg war der achte verwandelte in dieser Saison (einer verschossen). So gesehen: Vorteil Müller.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lewandowski und Müller: Jeder auf seine Art eine Legende

Spielweise: Im Fußball der Neuzeit übergeben die Abwehrspieler, agieren per Raumdeckung. Zu Müllers Zeiten wurde strikte Manndeckung gespielt. Dass sein eigener Rekord nicht mehr unantastbar sei, glaubte bereits vor zehn Jahren, "weil es die doppelte Manndeckung von früher nicht mehr gibt". Die Verteidiger seien ihm "früher bis auf die Toilette gefolgt", so Müller einmal scherzhaft. Vorteil Bomber.

Körper: Lewandowski wird "The Body" genannt. Der Modellathlet tut alles für seine Fitness, stellte die Ernährung um. Müller liebte Schweinebraten und Kartoffelsalat, war aus der Abteilung "Quadratisch, praktisch, gut" - sein Wadenumfang (einst wurden 68 Zentimeter gemessen!) legendär.

"Robert ist ein Athlet, der Gerd war ein Artist, wie ein Gummiball", sagte Müllers Ehefrau Uschi in "Sport Bild": "Aber ihm standen immer zwei Mann auf den Füßen." Wertung: Unentschieden.

Jeder der beiden ist auf seine Art eine Legende.

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Südstern7 am 17.05.2021 07:45 Uhr / Bewertung:

    Gerd Müller habe ich nur zweimal im Stadion erlebt, aber da traf er jeweils und es war ein Riesenerlebnis ihn spielen zu sehen. Diese beiden Tore habe ich noch heute vor Augen, aber nicht mehr seine Spielweise in diesen Matches.
    Filmaufnahmen aber haben die Erinnerung aufgefrischt: Gerd war kein Spieler, wie immer suggeriert wird, der NUR vorne stand und einfach die Haxn hinhielt. Er war Lenker und Denker, ließ sich oft ins Mittelfeld fallen und verteilte dort klug die Bälle. Seine Technik war genial, da versprang kein Ball, seine Doppelpässe mit Franz oder Katsche sind eine Augenweide. Müller wäre ein ausgezeichneter Bundesligatrainer geworden, er konnte Spielzüge erahnen und umsetzen. Gerd Müller würde auch heute, wo das Spiel viel schneller und athletischer ist, seine Tore machen und - das vor allem - mitspielen, mitkombinieren.

    Lewy sehen wir Woche für Woche heute und jeder kann sich ein Bild machen wie stark er ist. Bei Müller muss man uns Ältere fragen zwinkern Er ist mein Idol.

  • Experto credite am 16.05.2021 22:44 Uhr / Bewertung:

    Gerd hatte nicht nur ebenfalls 40 Tore geschossen, sondern auch 17 Assists aufgelegt, Lewi "lediglich" 9.

    Bei Lewis 40 Buden waren auch 8 Elfmeter dabei, sicherlich zählen die gleich, aber es wird doch nicht allen Ernstes irgendjemand behaupten, dass ein Feld-Tor mit einem Strafstoß zu vergleichen ist?

    Im Ergebnis ist Lewis Ausbeute also sehr gut, aber halt nicht mit dem unvergleichlichen Gerd vergleichbar.

  • Südstern7 am 17.05.2021 20:44 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Experto credite

    Natürlich geht es auch nicht darum zu streiten wer jetzt "besser" gewesen ist. Statistiken gibt es immer und überall. Wohlfahrt wurde mal mit 17 Treffern Torschützenkönig . Da sind 40 Tore natürlich eine Marke die man durchaus mit einem bewundernden Kopfnicken beurteilen kann.

    Deine Erinnerung an die Saison 1971 ist natürlich völlig korrekt. Hinzufügen kann man noch die schöne Geschichte, dass der Gerd am 9. Spieltag schon seinen dritten Elfer versemmelte und ab diesem Tag die restliche Saison nicht mehr zum Elfer antrat, weil er sich so ärgerte. Sonst wären es sogar noch mehr Tore gewesen als 40 zwinkern
    Erwähnen darf man aber auch, dass Lewy nur 28 Spiele für seine 40 Tore benötigte, der Gerd 34. Durch seine Elfer gleicht sich das dann wieder aus. Mehr oder weniger.

    Noch eine interne Bayern-Statist, die ich mal ausrechnete um die Effizienz des Schützen zu ermitteln:
    Müller: 427 BL-Spiele und 365 Tore = 0,85 Tore pro Spiel
    Lewandowski 218 Spiele und 202 Tore = 0,93 Tore pro Spiel.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.