Sehnsuchtsort Berlin: FC Bayern will ins DFB-Pokal-Finale – doch die Stolpergefahr ist groß

München - David Alaba erzielte ein hübsches Freistoßtor, Robert Lewandowski schnürte einen Doppelpack, in der Innenverteidigung spielte noch Jérôme Boateng – und kurz vor Spielende wechselte der damalige Erfolgstrainer Hansi Flick Thiago und Philippe Coutinho ein: Ja, es ist wirklich lange her, dass der FC Bayern im DFB-Pokal für Glanzmomente sorgte.
Am 4. Juli 2020 besiegten die Münchner Bayer Leverkusen im Endspiel in Berlin mit 4:2. Seitdem ist der deutsche Cup für Bayern eine ziemlich maue Angelegenheit. 2020/2021: das Aus in der 2. Runde bei Holstein Kiel. 2021/2022: die 0:5-Klatsche in der 2. Runde bei Borussia Mönchengladbach. 2022/2023: das extrem enttäuschend 1:2 im Viertefinal-Heimspiel gegen den SC Freiburg. Und in dieser Saison?
Längste Durststrecke seit einem Vierteljahrhundert: Drei Jahre kein Pokalfinale für den FC Bayern
"Wir wollen nach Berlin, wir wollen ins Finale", sagte Trainer Thomas Tuchel am Montag: "Dafür müssen wir Schritt für Schritt die Spiele gewinnen." Zum Auftakt treten die Münchner an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und im AZ-Liveticker) bei Drittligist Preußen Münster an.
Das sollte zu schaffen sein. Aber Bayern blickt natürlich schon weiter – auf das Finale am 25. Mai 2024. Berlin ist der bayerische Sehnsuchtsort, der 21. Pokaltriumph das klare Ziel. Seit nun drei Spielzeiten wartet der Rekordpokalsieger auf eine Finalteilnahme, so lange wie seit 25 Jahren nicht.

Das kann ja so nicht weitergehen. Man werde Münster "nicht unterschätzen. Wir sind der Favorit. Wir bereiten uns seriös und gut darauf vor", versprach Tuchel und ergänzte: "Wir fangen nicht an, Spiele unterschiedlich zu bewerten. Wir spielen, wie Bayern München spielen will, egal wer auf der anderen Seite steht."
Fit für den DFB-Pokal: Bayern-Spieler gehen früher von der Wiesn – Tuchel fällt darauf rein
Doch ganz so leicht wird das wohl nicht, denn so mancher schielt bereits auf kommenden Samstag. Bayern-Präsident Herbert Hainer hatte bereits nach dem Bochum-Spiel (7:0) betont, die Mannschaft sei "gut gerüstet" für die Aufgabe bei RB Leipzig. Das Topspiel wird der nächste Gradmesser für Bayern – und gerade nach den jüngsten Erfahrungen gegen RB aus dem Supercup (0:3) eine Möglichkeit für Wiedergutmachung.
Aufgrund dieses knackigen Programms mit Spielen im Dreitagesrhythmus fiel der Wiesn-Besuch der Bayern-Stars am Sonntag im Käfer-Zelt auch etwas ruhiger als gewöhnlich aus. Er gehe davon aus, "dass alle um 17.30 Uhr zu Hause waren", sagte Tuchel mit einem Schmunzeln. Man spürte dem Coach an, dass er große Lust auf den DFB-Pokal hat. In der Saison 2016/2017 holte er den goldenen Cup bereits mit Borussia Dortmund.
Der FC Bayern im DFB-Pokal: Thomas Tuchel spürt "einen gewissen Druck"
"Die Konstellation ist einzigartig", sagte Tuchel: "Diese K.o.-Spiele geben einen gewissen Druck. Es besteht immer die Chance für den Underdog, in 90 Minuten über sich hinauszuwachsen." Weil Tuchel keine Mega-Rotation plant, wird die Aufgabe für Münster allerdings extrem schwierig.
"Ich weiß nicht, ob Thomas Tuchel sechsmal wechselt, aber natürlich gibt es Wunder immer wieder. Im Fußball ist alles möglich", sagte Preußen-Trainer Sascha Hildmann und fügte an: "Ich will schon, dass wir mutig sind, dass wir Eins-Gegen-Eins-Situationen suchen, wenn wir den Ball mal geklaut haben. Wir wollen uns ganz, ganz teuer verkaufen." Und das wäre ja schon ein Erfolg für Münster gegen übermächtige Bayern.