FC Bayern offenbart seine Schwächen deutlich – Sportdirektor Freund reagiert
München - Endlich mal Sonnenschein, Tauwetter. Es herrscht ja auch keine Eiszeit aktuell zwischen den Bayern-Fans und ihrer Mannschaft. Zu sehen beim öffentlichen Training am Sonntagfrüh an der Säbener Straße und zuvor direkt nach der 1:5-Klatsche am Samstagnachmittag in Frankfurt.
Da standen die Profis bedröppelt vor der Kurve und ernteten: Aufmunterung und Applaus. "Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft", sagte Trainer Thomas Tuchel, "wir müssen uns hinterfragen. Die Mängelliste war groß. Es gibt viel aufzuarbeiten und viel zu verdauen bis Dienstag."
Freund: "Die ganze Mannschaft war schlecht - sehr enttäuschend."
Bis zum Termin im Old Trafford, dem traditionell heißen Duell mit Manchester United (21 Uhr, Prime Video und im AZ-Liveticker). Im Grunde ist eher Aufbauarbeit denn Aufarbeitung von Nöten. Er habe "keine Erklärung dafür", sagte der 50-jährige Tuchel zum Thema der individuellen Fehler beim 1:5. Diese seien "eklatant" gewesen und überhaupt: "Zu viele!"
Sportdirektor Christoph Freund hatte "ein Einstellungsthema" ausgemacht. Er forderte am Sonntag im Sport1-Doppelpass: "Wenn Mannschaften richtig aggressiv sind, dann muss man auch mal dagegenhalten. Wir haben extrem viele individuelle Fehler gemacht. Es lag nicht nur an der Verteidigung. Die ganze Mannschaft war schlecht - sehr enttäuschend." Die Frage sei, so Freund: "Wie sehr will ich in den entscheidenden Zonen Tore verhindern oder erzielen?"
FC-Bayern-Transfer-Kommission um Freund, Hoeneß und Rummenigge
Es wirke so, als wenn man gesagt habe, "wir spielen jetzt ein bisschen Fußball". Ging komplett nach hinten los. Und beschert dem 46-Jährigen einen intensiven Januar. Freund ahnt: "Es wird sicher nicht langweilig - viel wird passieren."
Das Debakel von Frankfurt war der Arbeitsauftrag für ihn und die diesmal nur dreiköpfige Transfer-Kommission - bestehend aus ihm, Tuchel und Jan-Christian Dreesen (56), dem Vorstandsboss. Sie sollen ab Stichtag 1. Januar, wenn das Wintertransfer-Fenster für 31 Tage öffnet, tätig werden. Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Ex-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, die unter anderem im Sommer noch dem siebenköpfigen Sport-Ausschuss angehörten, werden weiterhin um Rat gefragt, aber nicht aktiv mit einbezogen.

Zu eklatant waren die Abspielfehler und Zweikampfdefizite der Innenverteidiger Dayot Upamecano und Min-jae Kim - sowie die Ballverluste des Zentrums (Joshua Kimmich, Leon Goretzka) und das Laissez-faire der Außenverteidiger Noussair Mazraoui und Alphonso Davies. Dass genau auf diesen Positionen (hinten rechts, Abwehrzentrum und zentrales Mittelfeld) in der Winterpause Verstärkungen kommen sollen, ja müssen, hat das 1:5 nur noch einmal unterstrichen. Priorität hat der Einkauf eins flexiblen Innenverteidigers, der wie einst Benjamin Pavard (im August auf dessen ausdrücklichen Wunsch zu Inter Mailand transferiert) mit einem starken rechten Fuß auch die Rechtsverteidiger-Position ausfüllen kann.
FC Bayern hat Martínez und Araújo im Visier
Bereits von den Bayern gescoutet: Arnau Martínez (20) vom Überraschungsteam FC Girona. Eher ein Talent im Vergleich zu Ronald Araújo (24) vom FC Barcelona. Der uruguayische Nationalspieler ist seit längerem im Visier der Münchner, es soll auch eine Kontaktaufnahme gegeben haben, was die Berater Araújos dementieren. Laut "Mundo Deportivo" käme ein Winter-Wechsel ohnehin nicht infrage. Status quo: Es wird kompliziert.
Und die Fehler der aktuellen Mannschaft? Bei Manchester United wolle man "gleich zeigen, dass das nur ein Ausrutscher war", betonte Goretzka im ZDF-Sportstudio. Na, dann: Let's go!