Er ist berüchtigt und mächtig: Setzen sich die FC-Bayern-Bosse dieses Mal gegen den neuen Sané-Berater durch?
München - Der FC Bayern hat es einmal mehr mit einem der gierigsten Raubfische der europäischen Berater-Szene zu tun: Pini Zahavi. Am vergangenen Wochenende wurde bekannt, dass Leroy Sané trotz weitgehender Einigung auf eine Vertragsverlängerung sein Management gewechselt hat und sich künftig von der Agentur des mächtigen Israelis vertreten lassen wird.
Der 82-Jährige ist einer der berüchtigtsten Agenten im Weltfußball, war Strippenzieher bei einigen der größten Deals der Fußball-Geschichte und tütete unter anderem 2017 den 222-Millionen-Transfer von Neymar zu Paris Saint-Germain ein. Zahavi ist bekannt dafür, die Wünsche und Anliegen seiner Klienten gnadenlos durchzusetzen – koste es, was es wolle.
Hainer: "Haben fast immer Übereinkommen mit Zahavi getroffen"
Damit mussten auch die Bayern in der Vergangenheit immer wieder ihre Erfahrungen machen. Die Verantwortlichen des Rekordmeisters wurden durch den überraschenden Beraterwechsel von Sané vor den Kopf gestoßen, geben sich aber optimistisch. "Wir haben in der Regel auch fast immer ein Übereinkommen mit Pini Zahavi getroffen. Natürlich ist er ein harter Verhandler, aber das sind andere Berater auch", sagte Präsident Herbert Hainer am Rande der Einweihung des "Franz-Beckenbauer-Platzes" am Montag. Bei genauerer Betrachtung stimmt das aber nicht so ganz.
Als Uli Hoeneß Pini Zahavi als "geldgierigen Piranha" abstempelte
Ihren Anfang nahm die Beziehung zwischen Zahavi und den Bayern im Jahre 2021. Seinerzeit vertrat der Israeli David Alaba, dessen Vertrag zum Saisonende auslief. Obwohl Publikumsliebling Alaba und die Bayern gerne miteinander verlängert hätten, wurde keine Einigung erzielt. Grund: Die hohen Gehaltsforderungen des Österreichers und die überzogenen Provisionsvorstellungen Zahavis, der der breiten Fußball-Öffentlichkeit in Deutschland damals bekannt wurde, als ihn Uli Hoeneß im "Doppelpass" in seiner ureigenen Art plakativ als "geldgierigen Piranha" abstempelte.
Weil man mit dem Berater in finanzieller Hinsicht partout nicht auf einen Nenner kam, zogen die Verantwortlich schlussendlich die Reißleine und schickten ihr Vertragsangebot durch den Aktenvernichter. Alaba wechselte am Saisonende ablösefrei zu Real Madrid, wo er seither zwei Mal die Champions League gewann.
Zahavi hatte auch beim Lewandowski-Abgang seine Finger im Spiel
Nur ein Jahr später hatten es die Bayern wieder mit Zahavi zu tun – und wieder lief die Zusammenarbeit alles andere als harmonisch ab. 2022 vertrat der berüchtigte Manager Stürmer-Star Robert Lewandowski, der die Bayern trotz laufenden Vertrags verlassen wollte. "Er hat natürlich einen Berater, der ihm den Kopf verdreht. Das ist einfach nicht sauber", sagte der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
Der mittlerweile ebenfalls entlassene Vorstandsboss Oliver Kahn schob einem Wechsel öffentlichkeitswirksam einen Riegel vor. "Wir haben dem Berater ein Angebot unterbreitet. Er hat dieses Angebot abgelehnt. Das ist sein gutes Recht. Fakt ist: Er hat einen Vertrag, diesen wird er erfüllen. Basta!", stellte Kahn bei der Meisterfeier 2022 auf dem Rathausbalkon gegenüber dem BR klar.
Weil Zahavi und seine Klienten am Ende doch meistens das bekommen, was sie wollen, wechselte Lewandowski wenige Wochen später zum FC Barcelona. Immerhin durften sich die Bayern über eine Ablöse von 45 Millionen Euro freuen, standen aber erstmal ohne Weltklasse-Torjäger da.
Nachdem er 2023 den 30-Millionen-Transfer von Benjamin Pavard für die Spielerseite abwickelte – dieses Mal ohne Querelen, da beide Seiten offen für eine Trennung waren –, stand Zahavi im vergangenen Sommer wieder bei den Bayern auf der Matte. Dieses Mal als Berater von Jonathan Tah, den Max Eberl von Bayer Leverkusen gerne nach München geholt hätte.
Zahavi vertritt auch Eberl-Wunschspieler Tah
Obwohl der Sportchef der Münchner dem Innenverteidiger klar signalisiert hatte, dass sich ein Transfer mit großer Wahrscheinlichkeit realisieren lassen würde, platzte der Transfer, da der Aufsichtsrat nicht das nötige Budget absegnete. Das sorgte nicht nur für Unmut bei Leverkusen-Boss Fernando Carro, sondern auch auf der Spielerseite. Für den kommenden Sommer soll Tah erneut auf dem Einkaufszettel der Münchner stehen.
Unabhängig davon gibt sich Zahavi mit Blick auf die Causa Sané zuversichtlich. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum FC Bayern und den handelnden Personen. Wir freuen uns auf die kommenden Gespräche", sagte der Israeli kürzlich zur "Bild".
Auf einen allzu spektakulären Poker braucht er sich aber nicht einzustellen: Zwar will Sané den bereits ausgehandelten Vertrag, der ihm zehn Millionen Euro plus fünf Millionen an Boni einbringen würde, noch einmal nachverhandeln und sich insbesondere ein Handgeld herausschlagen. Darauf werden die Bayern-Bosse nach AZ-Informationen aber nicht eingehen. Völlig egal, wie der Berater heißt...