Die Liga der Gierigen: Was die Super League für Bayern und Co. bedeutet
München - Man dachte ja schon, dass die Fußball-Woche mit dem Champions-League-Aus des FC Bayern und der Eskalation zwischen Hansi Flick und der Klubführung für genügend Aufregung gesorgt hatte – doch dann kam die Nacht von Sonntag auf Montag.
Die Revolution durch die Gründung der Super League löste einen weltweiten Aufschrei aus. Das Milliardenprojekt von zwölf europäischen Topklubs unter dem Dach der US-Investmentbank JPMorgan trifft auf den erbitterten Widerstand von Verbänden, Ligen, Fans und Politik.
Auch der FC Bayern und Borussia Dortmund wollen nicht mitmachen. "Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert", teilte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit.
Stattdessen begrüße man "die Reformen der Champions League". Er glaube zudem nicht, ergänzte Rummenigge, "dass die Super League die finanziellen Probleme der europäischen Klubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind. Vielmehr sollten alle Vereine in Europa solidarisch daran arbeiten, dass die Kostenstruktur, insbesondere die Spielergehälter und die Honorare für die Berater, den Einnahmen angepasst werden, um den gesamten europäischen Fußball rationaler zu gestalten."
Bayern-Trainer Hansi Flick sagte, dass er "voll hinter der Aussage des Vereins" stehe: "Das wäre nicht gut für den europäischen Fußball." Warum das so ist: Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Super League, der Liga der (Super-)Gierigen.
Welche Klubs sind dabei?
Bei den Gründungsmitgliedern handelt es sich um die englischen Klubs FC Liverpool, Manchester United, Manchester City, Tottenham Hotspur, FC Arsenal und FC Chelsea, die spanischen Topteams Real Madrid, FC Barcelona und Atlético Madrid sowie Juventus Turin, AC Mailand und Inter Mailand aus Italien. Neben Bayern und dem BVB verzichten auch Paris Saint-Germain und der FC Porto.

Wie soll die Super League konkret aussehen?
20 Mannschaften gehen an den Start. Die erste Ausgabe wird "so früh wie möglich" stattfinden, heißt es in der Ankündigung – womöglich bereits im August.
Zu den bereits bekannten zwölf Klubs dürften drei weitere Mannschaften als Gründungsvereine hinzukommen, denen jedes Jahr die Teilnahme garantiert wird, fünf weitere Vereine sollen sich jährlich qualifizieren. Laut AFP sollen mindestens zwei französische Klubs das Teilnehmerfeld ergänzen. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge wollen die Verantwortlichen neben PSG auch den FC Bayern und Borussia Dortmund als feste Mitglieder dabeihaben.
Die Spiele werden unter der Woche ausgetragen. Nach der Vorrunde in zwei 10er-Gruppen beginnt die K.o.-Phase. Alle Teilnehmer wollen offenbar weiter parallel in ihren nationalen Ligen spielen – aber eben nicht mehr in der Champions League.
Was steckt hinter den Plänen?
Geld, einzig und allein Geld. Die europäischen Topklubs können durch die sichere Teilnahme an einem jährlichen Wettbewerb mit festen Einnahmen in Milliardenhöhe planen. Die Super League wird für die Klubs finanziell deutlich mehr abwerfen als die Königsklasse. Die US-amerikanische Investmentbank JPMorgan steht als Geldgeber bereit. Laut Gründungserklärung erhalten die Teilnehmer unter anderem "einen Betrag von 3,5 Milliarden Euro, der ausschließlich für die Entwicklung ihrer Infrastruktur und zur Abfederung der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie vorgesehen ist".
Wie fallen die Reaktionen aus?
Die UEFA setzte unabhängig von den Super-League-Plänen am Montag ihre Champions-League-Reform in die Tat um. Der neue Modus der Königsklasse sieht ab 2024 eine Aufstockung von derzeit 32 auf 36 Teilnehmer vor. Jeder Klub bestreitet künftig zehn Gruppenspiele gegen zehn anhand einer Setzliste zugeloste Gegner, danach startet die K.o.-Phase.
Doch ohne zahlreiche Topklubs ist die Champions League freilich nahezu erledigt. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin droht daher mit harten Konsequenzen. "Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden. Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen", sagte Ceferin am Montag.

Ob dies schon bei der EM im Sommer gelten werde, könne er noch nicht sagen. Ceferin erwägt sogar, Real Madrid, ManCity und Chelsea aus dem diesjährigen Champions-League-Halbfinale zu werfen.