Die Bayern-Familie feiert sich - ohne Uli Hoeneß
München - Nanu? Einmal kann der FC Bayern mit keinem neuen Rekord auftrumpfen, aber dennoch gewaltige Zahlen vorweisen. Beim Umsatz wurde im zurückliegenden Geschäftsjahr eine neue Bestmarke verpasst - 523,7 Millionen Euro Umsatz im Gegensatz zur Rekordzahl aus 2013/14 in Höhe von 528,7 Millionen. Dafür erreichte die FC Bayern AG, also der Gesamtkonzern, einen Rekordgewinn von 23,8 Millionen Euro (nach Steuern).
Natürlich war den dafür Verantwortlichen der Applaus der 2590 anwesenden Mitglieder (von insgesamt 270.329) am Freitagabend im „Audi Dome“ gewiss. Doch Vertragsverlängerungen – etwa vonTrainer Pep Guardiola – oder Jérôme Boateng und Thomas Müller konnten nicht verkündet werden. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meinte immerhin zu Müller: „Ich bin optimistisch, dass der, der in Pähl geboren ist, tatsächlich seine Karriere beim FC Bayern beenden wird.“
Doch die enorm gestiegene Wirtschaftspower der Premier-League-Klubs durch die immens gestiegenen TV-Gelder mache eben jegliche Vertragsverlängerungen zu Kraftanstrengungen. Geduld und Überzeugungskraft sind gefragt. Dennoch blickte mit viel Stolz und Pathos auf den Verein. Man könne „sehr zufrieden sein mit dem Verlauf der Saison“, die er als „nahezu makellos“ bezeichnete. Aktuell erlebe man „vielleicht die beste Zeit des FC Bayern in seiner 115-jährigen Geschichte“, sagte Rummenigge, der beim 3:1 im DFB-Pokal in Wolfsburg „die vielleicht beste Bayern-Halbzeit überhaupt“ gesehen habe.
2013 holte Trainer Jupp Heynckes das Triple – so lautet auch diese Saison das Ziel und der Anspruch an Trainer Guardiola. Der Vorstandsboss gratulierte während seiner Rede zur 26. Meisterschaft – wohl nur vorauseilender Fleiß. Da kann mal schon mal durcheinander kommen, bei so viel Vorsprung und so vielen Erfolgen. „Der FC Hollywood war gestern. Heute ist der FC Bayern ein FC Zuverlässig geworden, ein FC Seriös“, sagte Rummenigge im „Bayern Magazin“ zum Heimspiel gegen Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr).
Beckenbauer und Hoeneß fehlten
Zwei der beinahe ewigen Hauptdarsteller der alljährlichen Mitgliederversammlungen fehlten gestern: Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und Ex-Präsident Uli Hoeneß. Doch als ihr Name fiel, wurde es emotional bis rührselig. Kein Mitglied der Mia-san-Mia-Familie wird jemals vergessen, das war die Botschaft. Präsident Karl Hopfner erwähnte den aktuell in die Affäre um die Vergabe der WM 2006 verwickelten Franz Beckenbauer und erklärte, der FC Bayern habe „ihm als Spieler, Trainer und Präsident verdammt viel zu verdanken. Ohne die WM 2006 in Deutschland hätten wir nicht die Allianz Arena ab 2005 bekommen. Er ist zurecht unser Ehrenpräsident und wird es auch bleiben.“
Was war eigentlich mit Uli Hoeneß? Er verzichtete entgegen mancher Spekulationen auf einen Besuch der Mitgliederversammlung. Der Ex-Präsident, aktuell Freigänger, hatte sich wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigt und könnte ab März 2016 ein freier Mann sein. „Uli Hoeneß unterstützt seit dem 2. Januar die Jugendabteilung des FC Bayern. Seine schwere Zeit im Gefängnis konnte man ihm damals im Gesicht ansehen. Er hat frischen Wind in die Jugendabteilung hineingebracht.“ Schließlich machte Rummenigge noch den Schlenker zur langsam wiederkehrenden Leibhaftigkeit des Ex-Präsidenten: „Wenn ich ehrlich bin, gefallen mir in der Zwischenzeit seine Gesichtszüge auch wieder besser.“