Corentin Tolisso: Opfer bayerischer Sparpolitik?
München - Hansi Flick sprach nur aus, was den Machern in der Chefetage an der Säbener Straße schon länger Sorgen bereitet: "Die Situation ist nicht einfach, das Festgeldkonto ist nicht mehr so gefüllt", sagte der Bayern-Trainer am Dienstag auf der PK vor dem Augsburg-Spiel.
Neue Transferstrategie erforderlich
In der aktuellen Pandemie-Situation leidet auch der Bundesliga-Krösus unter massiven Einnahmeverlusten, was zur Folge hat, dass der Triple-Sieger seine Transferstrategie konsequent neu ausrichten muss. Neue Spieler sollen möglichst ablösefrei, maximal aber für 15 Millionen Euro kommen – von der Ausnahme Dayot Upamecano mal abgesehen – und eigene Akteure verkauft werden.
Das prominenteste Opfer der neuen bayerischen Sparpolitik könnte nun Corentin Tolisso werden. Auch in seinem dritten Jahr in München wechselt der Weltmeister stets zwischen Startelf und Bank. Laut "Sport Bild" soll der bis 2022 laufende Vertrag des Franzosen deshalb nicht verlängert werden. Im kommenden Sommer wäre die letzte Chance, noch eine Ablöse für den 26-Jährigen zu bekommen.
Gleiches gilt übrigens für Michaël Cuisance. Auch mit Tolissos Landsmann planen sie in München nicht mehr – und hoffen darauf, dass Olympique Marseille die vereinbarte Kaufoption über 18 Millionen Euro zieht.
Tolisso steht in Goretzkas Schatten
Während Tolisso bem FC Bayern nie so richtig Fuß fassen konnte, entwickelte sich Leon Goretzka zu einem der Schlüsselspieler im Triple-Kader von 2020. Der deutsche Nationalspieler wechselte 2018 genau ein Jahr später als Tolisso nach München und profitierte auch immer wieder von dessen Verletzungen.
Zudem trennt die beiden, dass der Vertrag von Goretzka von Seiten der Münchner so schnell wie möglich verlängert werden soll. "Wir haben Spieler, mit denen wir sehr zufrieden sind und grundsätzlich auch gern verlängern wollen", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Dezember gegenüber der AZ.
Will Tolisso einen der Stammplätze im Mittelfeld ergattern, muss er es schaffen, an Goretzka vorbeikommen. Dabei könnte ihm helfen, sein offensives Potenzial voll auszuschöpfen.
Mittelfeld-Rolle neu interpretieren
Während seine defensiven Fähigkeiten limitiert scheinen, machte Tolisso in München besonders im Angriff auf sich aufmerksam. Dass er der Mannschaft offensiv helfen kann, hat er bereits in der Vergangenheit bewiesen. Vor allem in der Champions League fühlt sich der 26-Jährige wohl.
In 21 Spielen kommt er für die Münchner auf Sieben Tore sowie fünf Vorlagen. Zum Vergleich: Sein ärgster Konkurrent Goretzka erzielte in 18 Champions-League-Partien nur drei Tore (ein Assist) für die Bayern. Zwar sprechen die Statistiken in allen Wettbewerben für Goretzka, doch hat dieser insgesamt auch deutlich mehr Spielzeit vorzuweisen.
Die nächsten Einsatzchancen, die Tolisso von Hansi Flick bekommt, muss er also am besten direkt in Tore und Vorlagen ummünzen. Nur dann hat er eine Chance, gegen Goretzka als offensive Alternative anzukommen. Ab sofort spielt er beim FC Bayern um seine Zukunft.