Boss Lahm, Vize Neuer und die Stellvertreter

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Guangzhou - Manuel Neuer rutschte es heraus wie einem Schuljungen, der gerade ein Lob vom Lehrer erhalten hatte und vorlaut darauf reagiert. „Danke“, sagte der Bayern-Torhüter auf der Pressekonferenz in Guangzhou ins Mikrofon und grinste. Sein Nebenmann, für den er hin und wieder bei Verständigungsproblemen im deutsch-chinesisch-englischen Sprachgewirr übersetzte, war der Fußball-Lehrer Pep Guardiola. Auf die Frage einer Reporterin, ob denn die Fans in Guangzhou beim letzten Testspiel der Bayern auf ihrem China-Trip gegen den FC Evergrande (13.35 Uhr, MESZ, Sport 1 live) alle Topstars zu Gesicht bekommen würde, antwortete der Spanier: „Manuel Neuer wird spielen. Daher wird er auch Kapitän sein, weil Philipp Lahm nicht von Anfang an auflaufen wird.“ Danke, Trainer. Kapitän! Nicht schlecht.
Womit auch klar ist: Torhüter Neuer ist ab sofort Lahms Stellvertreter. Eine logische Entscheidung. Denn zuletzt war der 29-Jährige die Nummer drei – im Chef-Ranking. Nach dem Abschied von Bastian Schweinsteiger, dem „emotional leader“ des FC Bayern und der Nationalelf zu Manchester United, muss sich eine neue Hierarchie finden.
Und hinter Lahm/Neuer? Man sortiert sich neu. „Wir sind unter anderem auch hier, um die neuen Spieler gut zu integrieren“, erklärte Guardiola. Das ist auch immer Aufgabe der Chefs in der Mannschaft. Doch wie sieht die neue Führungsebene des Bayern-Kaders aus? Die AZ erklärt die Spitze der Befehlshaber:
Kapitän Philipp Lahm (31): Er ist der unumstrittene Boss. Durch seinen Rücktritt nach dem WM-Triumph 2014 widmet er sich ausschließlich dem Verein, wird seine Karriere nach Vertragsende 2018 beenden. In Gesprächsrunden zeigte er sich aufgeräumt und locker, sprach unverblümt davon, dass es in der neuen Saison nur darum gehe, wer mit seinen Bayern am Ende mithalten könne. Nicht ob überhaupt. Der Kapitän lebt das Mia-san-mia und den Titelhunger vor.
Manuel Neuer (29): Der Ex-Schalker geht schon in sein fünftes Jahr als Nummer eins der Bayern. Der Welttorhüter ist unantastbar, was die Leistung betrifft, dazu angesehen und beliebt in der Mannschaft.
Thomas Müller (25): Ihn zählt Lahm zu den weiteren Anführern: „Thomas und Jérôme Boateng haben schon immer Verantwortung übernommen.“ Einziges Problem für Gaudibursch Müller: Er ist bei Guardiola nicht gesetzt. Dennoch: Sein Wort zählt.
Jérôme Boateng (26): Der Aufsteiger des letzten Jahres. „Die Verantwortung muss auf mehrere Schultern verteilt werden und da gehöre ich sicher dazu“, sagte der Abwehrchef der AZ, „ich habe mich schon zuletzt auch immer um die Jungen gekümmert und ihnen geholfen.“
David Alaba (23): Der Österreicher, bei Guardiola immer im Team wenn er fit ist, gilt als Kapitän der Jungen. Lahm kürte ihn dazu: „Ich zähle auch David dazu, er ist schon lange da und hat viel erlebt.“
Holger Badstuber (26): Wieder warf ihn eine Verletzung zurück, zum x-ten Mal kämpft der Innenverteidiger um den Anschluss. „Ich denke, dass er mehr Verantwortung übernehmen kann, wenn er dann hoffentlich bald gesund zurückkommt“, hat ihn Lahm nicht vergessen, „Holger kommt aus der eigenen Jugend, hat sportlich und außerhalb des Platzes viel erlebt.“
Nicht erwähnt hat Lahm das derzeit ebenfalls verletzte Duo Arjen Robben und Franck Ribéry. Weil sie in China nicht dabei waren? Ribéry muss sich sportlich erst wieder beweisen, Robben dagegen ist dank seines sportlichen Wertes für die Mannschaft ein ganz wichtiger Spieler, einer der vorangeht. Meist im Vollsprint.