Beim „Finale dahoam“ auf der Tribüne
Für David Alaba, Holger Badstuber und Luiz Gustavo wird es ein bitterer Abend. Das Trio von Bayern München muss gelbgesperrt beim „Finale dahoam“ zuschauen – „eine Katastrophe für die Jungs“, wie etwa Uli Hoeneß sagt.
München - Im Stadion dürfte David Alaba, Holger Badstuber und Luiz Gustavo wohl erst das ganze Ausmaß ihrer sportlichen Tragödie bewusst werden – wenn sie auf der Tribüne neben Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge Platz nehmen und traurig mitanschauen müssen, wie die Kollegen beim „Finale dahoam“ auf dem Rasen um den großen Traum kämpfen. „Das ist eine Katastrophe für die Jungs“, sagte Bayern Münchens Präsident Hoeneß vor dem Champions-League-Endspiel am Samstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) gegen den FC Chelsea entsprechend deutlich. Schon nach dem Halbfinale bei Real Madrid, bei dem sich Alaba, Badstuber und Luiz Gustavo die Gelbsperren eingehandelt hatten, empfand Vorstandschef Rummenigge „große Trauer und Mitleid“. Bis Freitag war davon noch nicht viel zu spüren, zumindest äußerlich nicht. Beim Training in dieser Woche zeigte das Trio „seine Enttäuschung nicht.
Sie gehen sehr professionell damit um“, erzählte Superstar Arjen Robben. Alaba und Badstuber präsentierten sich unter der Woche sogar gut gelaunt in der Münchner Innenstadt, als sie die rot-weiße Werbekampagne der Bayern aktiv unterstützten und sich unter anderem auf dem Marienplatz locker einen Ball zuspielten.
Alaba und Badstuber beim Videodreh in der Münchner Innenstadt
Am Samstag müssen sie dagegen die Füße still halten, obwohl die Bayern und Chelsea, aber auch die Spielergewerkschaft FIFPro eine kurzfristige Änderung der geltenden Regelung bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) erzwingen wollten. Vergebens. „Im Interesse des Fußballs lehne ich eine Änderung des Regelwerks im laufenden Wettbewerb ab“, schrieb UEFA-Präsident Michel Platini in einem Brief an den kicker. Es tue ihm für die jungen Spieler zwar „unendlich leid“, aber diese müssten „Verantwortung übernehmen für ihre Taten“.
Die drei Münchner müssen deshalb ebenso zuschauen wie Ramires, Branislav Ivanovic und Raul Meireles vom FC Chelsea sowie dessen Kapitän John Terry, der allerdings rotgesperrt fehlt. Es sei nicht zumutbar, hält Bayern-Trainer Jupp Heynckes entgegen, „dass die besten oder wichtigsten Spieler in so einem Finale nicht dabei sind - auch dem Publikum gegenüber“.
Abwehrchef Badstuber schwant für den Samstagabend auf jeden Fall Böses: „Es wird ganz bitter sein, auf der Tribüne zu sitzen.“ Auch der junge Österreicher Alaba sieht sich im falschen Film. Das alles dürfe „doch nicht wahr sein“, denke er sich immer wieder. Die Sperren zwingen Heynckes zu einigen Umbauarbeiten in seiner Defensive. Franz Beckenbauer sieht das jedoch gelassen. „Die, die gesperrt sind, waren im Pokal-Finale bestimmt keine Leistungsträger. Da könnte man sagen, den Verlust kann man verschmerzen“, sagte er.
Allerdings gab der Ehrenpräsident zu bedenken, dass „gerade Badstuber bei Standards“ fehle. Für Badstuber wird Anatolij Timoschtschuk in die Innenverteidigung rücken, auf der linken Seite ersetzt Diego Contento Alaba. Den Posten im defensiven Mittelfeld von Luiz Gustavo neben Bastian Schweinsteiger wird Toni Kroos einnehmen. Thomas Müller rutscht dafür in die Startelf und übernimmt von Kroos die Offensiv-Zentrale. „Wir haben sehr viel Vertrauen in die Spieler, die jetzt spielen. Sie haben gezeigt, dass sie bereit sind“, betonte Robben.
Auch Franck Ribery, der im Finale 2010 wegen einer Roten Karte gesperrt gefehlt hatte, sieht „keine Probleme“ durch die Umstellungen. Besonders dem 22 Jahre alten Contento sprach er in den vergangenen Tagen immer wieder Mut zu: „Diego ist ein guter Junge, er soll sich keinen Stress machen, er packt das.“