Bayerns Wagenburg: Die Münchner im Jetzt-erst-recht-Modus
Verletzungen, Gerüchte um schlechte Stimmung oder die Pep-Debatte: An der Säbener Straße schaltet man in den Jetzt-erst-recht-Modus. Sammer: "Wir müssen jetzt die Pechsträhne gemeinsam weggrätschen."
München - Die einen durften an der Säbener Straße bleiben, andere mussten zur Allianz Arena, die dritte Gruppe der Profis in die Bavaria Filmstudios. Das nächste Spiel steigt erst am Samstag gegen Darmstadt, eine ganz unenglische Woche beim FC Bayern – das heißt: Marketing- und Merchandising-Termine, TV-Drehs und Foto-Shootings standen auf dem Programm. Am Dienstag wird der frisch renovierte Fan-Shop im Trainingszentrum von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und dem verletzten Jérome Boateng eingeweiht. Motto: Mia san eine Marke. Eine Einheit sowieso.
Das wollen sie dieser Tage ganz bewusst demonstrieren, immer wieder wird der Zusammenhalt auch in Worten betont. Aus Gründen. Bei Bayern hat man das Gefühl, dass sich nicht nur die Gegner, sondern auch sämtliche bösen Mächte, vor allem die (Fußball-) Götter aller Muskeln, Bänder, Knochen und Knöchel gegen sie verschworen hätten.
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Seit Anfang des Jahres befindet man sich im Abwehrmodus, nicht zuletzt den Medien gegenüber. Die schlechte Stimmung? Interne Krisen samt Maulwurf-Affäre? Die Lame-Duck-Diskussion um den scheidenden Coach Pep Guardiola? Die Berichterstattung über angebliche Alkoholexzesse von Arturo Vidal? Alles in allem: Ein Rückfall in alte FC-Hollywood-Zeiten?
Der Winter 2015/16 ist milde, und trotzdem härten (sich) die Bayern ab. In der bayerischen Wagenburg, in die man sich zurückgezogen hat bei so viel Verschwörungspotenzial. Das 3:1 vom Sonntag in Augsburg und die Aussagen danach bestärken den Eindruck, da braut sich was zusammen für die Rückrunde. Eine Allianz des Trotzes, die Bayern sind auf Selbstverteidigungskurs.
Besonders nach dem Schock der erneuten, schweren Badstuber-Verletzung ist der Verein im Jetzt-erst-recht-Modus. "Das T-Shirt soll ein Zeichen sein, dass wir auch in kritischen Phasen zusammenhalten, auch bei persönlichen Schicksalen", sagte 3:1-Torschütze Thomas Müller, "das zeichnet die Mannschaft und den gesamten Verein aus."
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Matthias Sammer, sonst oft Motzki, gibt nun den Trotzki: "Wir müssen jetzt die Pechsträhne gemeinsam weggrätschen. Du brauchst Spirit und Geist, es ist nicht viel mehr. Du musst das beweisen, du musst es leben." Hart, härter, am abgehärtetsten. Unruhe von außen erzeugt Energie von innen heraus. "Wir haben einen fantastischen Charakter in dieser Mannschaft", sagt Müller überzeugt. Erst kürzlich hatte er das Stimmungsbarometer folgendermaßen beschrieben: "Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass es in der Mannschaft schlecht aussieht. Wir kämpfen auf dem Platz füreinander, spielen fußballerisch gut, und im Bus lacht der eine oder andere sogar mal." Kein Witz.
Komme, was und wer wolle, die Bayern fühlen sich abwehrbereit – auch ohne topfitte Innenverteidiger. "Und wenn wir nur noch 13 Spieler haben", begann Sammer einen Satz und fuhr beinahe Ruhe predigend fort: "Wir werden das auch hinbekommen." Kürzlich hatte der Sportvorstand in den Medien ein "Zündeln" ausgemacht."„Man versucht, gegenüber dem FC Bayern mit allen Mitteln eine Situation herzustellen, was sich Fußball-Deutschland vielleicht wünscht: dass es enger in der Tabelle wird", so Sammer in Habachtstellung, "aber das Gegenteil wird bewirkt: Wir werden noch enger zusammenrücken." Die Duelle mit Juventus Turin werden zeigen, ob die Trutzburg standfest ist.