Bayern gegen ManCity: Kuscheln mit Pep
München - Nur 67 Tage waren seit Pep Guardiolas letztem Spiel in der Allianz Arena vergangen, es war der 14. Mai, als Pep mit dem FC Bayern am letzten Bundesliga-Spieltag die historische vierte Meisterschaft in Folge feierte, seine dritte im dritten Jahr. Auf dem Platz jagte er damals seine Spieler und übergoss sie mit Bier.
Als Guardiola, der neue Trainer von Manchester City, am Mittwochabend in die Arena zurückkehrte – leger gekleidet mit grauem Shirt, beiger Hose und Sneakers, und wie gewohnt mit zwei kleinen Wasserflaschen unterm Arm –, merkte man ihm an, dass er diesen 14. Mai noch nicht vergessen hat, genau wie die drei Jahre zuvor bei den Bayern. Pep, diesem oft unnahbaren Coach, ging seine Rückkehr nahe.
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Im Kabinengang vor dem Anpfiff umarmte er zunächst Michael Reschke, Bayerns Technischen Direktor, dessen Scouting-Fähigkeiten er so sehr bewundert, dass er ihn am liebsten mit nach Manchester genommen hätte. Pep scherzte mit Reschke, es war eine herzliche Szene, dann klopfte er ihm auf die Schulter – und weiter ging’s mit den katalanischen Streicheleinheiten: Abklatschen mit allen Bayern-Spielern auf der Bank, eine Umarmung für seinen früheren Co-Trainer Hermann Gerland und auch für Nachfolger Carlo Ancelotti und Grüße ins Publikum: Das Testspiel ohne etliche Stars auf beiden Seiten gewannen die Bayern durch ein Tor des eingewechselten Nachwuchsspielers Erdal Öztürk (76. Minute) 1:0. Doch was mehr interessierte, war Peps Kuschel-Rückkehr.
Rummenigge lobt Pep
„Er ist ein Trainer mit großem Herz. Dementsprechend gut kommt er hier in München an“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im ZDF über Ancelotti und mahnte gleichzeitig: „Mir wird mit Pep ein bisschen zu kritisch umgegangen. Wir hatten eine großartige Zeit mit ihm und haben viele Titel gewonnen.“ Nur den einen Pokal eben nicht, den mit den großen Ohren. „Wir wurden in den vergangenen drei Jahren immer an der Champions League gemessen, sind aber leider drei Mal im Halbfinale rausgeflogen. Vielleicht gelingt es uns, dass wir jetzt mit Carlo Ancelotti den Pokal, der wie ein Mythos über München schwebt, gewinnen“, sagte Rummenigge.
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Ein Auftrag an Carlo, doch das dürfte den coolen Italiener kaum unter Druck setzen. Wie selbstverständlich hatte er zuletzt bereits den maximalen Erfolg in allen Wettbewerben als Ziel ausgegeben. Das Triple soll’s sein – am liebsten schon im ersten Jahr. „Es war eine fantastische Atmosphäre. Ich kenne das Stadion ja. Ich hoffe, dass ich hier noch sehr viele Erfolge feiern kann“, sagte der Italiener nach seinem Heimdebüt in München: „Wir haben eine gute Mannschaft und können noch viel erreichen.“
Alaba kehrte in die Startelf zurück
Die Ziele gegen City waren natürlich kleinere. Das Ergebnis im Ablösespiel für Jérôme Boateng, der vor fünf Jahren aus Manchester zu den Bayern gewechselt war, sei das „Unwichtigste“, hatte Ancelotti gesagt, er wolle ganz einfach eine gute Leistung seiner ersatzgeschwächten Mannschaft sehen, die wie schon zuletzt beim Test in Lippstadt (4:3) auf alle EM-Fahrer verzichten musste – mit einer Ausnahme: David Alaba kehrte nach seinem enttäuschenden Frankreich-Trip mit Österreich ins Team zurück und stand gleich in der Startelf.
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Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten die Bayern flotten Offensivfußball. Im 4-3-2-1-Tannenbaumsystem fiel besonders Franck Ribéry auf, der unter den Augen des früheren und wohl auch künftigen Präsidenten Uli Hoeneß auf der Tribüne gleich drei Großchancen vor bereitete, Alaba (17.) und zweimal Julian Green (28., 35.) verpassten knapp das 1:0. In der zweiten Halbzeit gab es mit Ausnahme des Treffers von Öztürk, dessen eigentlich harmloser Schuss aus 20 Metern unhaltbar abgefälscht wurde, kaum noch nennenswerte Gelegenheiten – auch deshalb, weil Ribéry nicht mehr mitspielte.
Ribery bekommt eine Acht
Im Notizblock von Ancelotti hatte er sich mit diesem Auftritt eine 8 verdient, wie Ancelotti nach der Partie sagte. Diese Zahlen spielen für den neuen Trainer eine wichtige Rolle.
Der „Sport Bild“ hatte Ancelotti verraten, dass er seinen Spielern nach jedem Spiel Noten gebe, von 10 (sehr gut) bis 1 (sehr schlecht). Guardiolas Rückkehr hatte sportlich vielleicht nur eine 3 oder 4 verdient, atmosphärisch war sie aber durchaus auf Ribéry-Niveau anzusiedeln.