Bayern gegen Manchester City: Geld und Liebe
Manchester - Wie schade, dass schon Dezember ist. Denn das Hotel „Worsley Park” vor den Toren von Manchester hat seinen eigenen 18-Loch-Golfkurs schon dicht gemacht - Winterpause. Das „Marriott Golf Hotel and Country Club” ist die Stammadresse des FC Bayern, wenn es in den Norden Englands geht. Doch so entspannt und relaxt wie am Dienstagvormittag sind die Bayern noch nie nach Manchester geflogen – zum ersten Mal heißt der Gegner auch nicht United, sondern es ist Stadtrivale City.
Im März 2010 ging es nach einem 2:1 im Viertelfinal-Hinspiel um Ausscheiden oder Weiterkommen, diesmal eher um die Etikette. Weil die Bayern uneinholbar Tabellenerster sind, ist das letzte Gruppenspiel am Mittwoch im „Etihad Stadium” (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky live) rein punktemäßig unbedeutend. Doch es geht um mehr als gutes Benehmen gegen die Neureichen aus Manchester, die noch um das Weiterkommen ins Achtelfinale kämpfen.
Abschalten, nicht abschenken ist das Motto der Bayern auf der Insel. „Wir sind hier nicht auf einer Kaffeefahrt oder einem Betriebsausflug”, meinte Sportdirektor Christian Nerlinger. Und Kapitän Philipp Lahm redete den Mitspielern ins Gewissen: „Wir können gelassen auftreten. Aber wir sind Sportler, keiner von uns will verlieren.” Es gibt gute Gründe, warum und vor allem für wen das letzte Champions-League-Spiel 2011 eine Bedeutung hat. Kurz gesagt: es geht um Geld und Liebe – sowie um Einzelinteressen:
Die Reservisten-Chance: Neben Bastian Schweinsteiger (Reha nach Schlüsselbeinbruch) fallen in Manchester kurzfristig Toni Kroos und ausgerechnet Arjen Robben aus. Beide liegen im Bett. „Uns hat eine kleine Grippewelle erwischt. Wir müssen schauen, wer zur Verfügung steht”, sagte Nerlinger vor dem Abflug. Auch Mario Gomez, Thomas Müller und Daniel van Buyten kränkeln. So ist das City-Spiel die Chance für Dauer-Reservisten wie Ivica Olic und Rafinha (beide beginnen) sowie für Nils Petersen und Diego Contento. „Es ist gut, dass wir schon durch sind”, sagte Lahm, „nun können sich die Erkrankten auskurieren und andere beweisen. Für die Engländer geht es um alles, wir müssen dagegenhalten.”
Die Uefa-Prämie: Ein Sieg in der Gruppenphase bringt 800.000 Euro. „Viel Geld”, betonte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und scherzte: „Das ist doch eine schöne Weihnachtsprämie für Karl Hopfner.” Er meinte Bayerns Finanzvorstand, der die Summe auf dem Klubkonto verbuchen könnte. Doch, mit Verlaub: Hat Manchester City, die zuletzt den Rekordverlust von 228 Millionen Euro meldeten, die Prämie nicht nötiger? Rummenigge: „Die haben doch einen Scheich, der immer alles ausgleicht.” In der Tat. Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan zahlt. Von den 800000 Euro-Siegprämie haben die Bayern-Profis übrigens nichts. „Da wird nichts partiell aufgeteilt”, sagte Rummenigge, „die Spieler bekommen eine Prämie für den Achtelfinal-Einzug.”
Die Sympathie für Napoli: Nach den beiden Duellen (1:1, 3:2) im Oktober hatten die Bayern-Bosse betont, wie freundschaftlich das Verhältnis zum SSC Neapel sei. Präsident Uli Hoeneß gestand: „Unser Wunsch ist, dass Neapel auch weiterkommt.” In einem Telefonat hatte Rummenigge dem Napoli-Präsidenten Aurelio De Laurentiis kürzlich versichert, dass Bayern alles geben wird. Der Hintergedanke: Die Engländer würde man als möglichen Gegner ab dem Viertelfinale eher fürchten.