Umzug in das Haus in Gräfelfing bei München: Thomas Gottschalk steckt noch im Chaos

Entertainer Thomas Gottschalk (75) ist schwer erkrankt. Die Diagnose: Epitheloides Angiosarkom. Ein seltener, bösartiger Tumor. Er geht von Zellen der Blutgefäße aus. Gottschalk lag deshalb schon zwei Mal auf dem OP-Tisch in München. Professor Jürgen Gschwend, Chef der Urologie im TUM Klinikum Rechts der Isar, operierte Gottschalk. Dabei wurden Teile von Harnleiter und Blase entfernt. "Dann wurde die Strahlentherapie durchgeführt, im Hinblick auf eine Heilung von dieser Tumorerkrankung", sagte er im AZ-Interview. Durch diese Behandlung habe Thomas Gottschalk eine gewisse Belastung erfahren – körperlich und psychisch. Die Sorgen sind riesengroß!
Benommenheit und Schläfrigkeit als Nebenwirkungen
"Mein Krebs gilt leider als besonders aggressiv", sagt der Entertainer. Zwei Wochen lang lag Gottschalk im Sommer in der Klinik, schonte sich nicht und trat weiter auf – trotz starker Schmerzmittel. Opiate wie zum Beispiel Morphin oder Fentanyl werden bei starken Krebsschmerzen verabreicht. Nebenwirkungen können Benommenheit, Schwindelgefühl und Schläfrigkeit sein.
Gala von Ralph Siegel: Karina gibt Thomas Gottschalk Halt
Show-Mann Gottschalk, der die Öffentlichkeit und das Rotlicht der Kamera liebt, zog sich nach den beiden Krebs-Operationen nicht zurück. Er betrachtet das im Nachhinein aber als "größter Fehler". Am 30. September besuchte der 75-Jährige die Geburtstags-Gala von Hit-Komponist Ralph Siegel in München. Er kam kurz vor knapp – natürlich mit Ehefrau Karina an seiner Seite. Eine Minute vor offiziellem Show-Beginn lief er der AZ in die Arme. Die Begrüßung? Herzlich wie immer. Man scherzte über sein auffälliges Pailletten-Sakko und die modische Konkurrenz für Ehefrau Karina. Überhaupt zeigte sich Gottschalks Frau besonders offen. Karina übernahm diesmal die meiste Redezeit.
Müde Augen und mühevolle Konzentration beim AZ-Talk
Thomas Gottschalk konzentrierte sich beim Dialog mit der AZ besonders stark. Auffällig: seine müden, trüben Augen. Der 75-Jährige sprach deutlich langsamer und versuchte sich an Ehefrau Karina zu orientieren. Sie gab ihm selbstverständlich diesen Halt!

Man wohne noch in einer Mietwohnung in der Münchner Innenstadt, weil sich der Einzug in die erworbene Immobilie in Gräfelfing verzögere, verriet Gottschalk der AZ. Die Küche sei noch nicht geliefert worden, dadurch könne das Paar noch nicht in die gemeinsame schicke Villa ziehen. Man sitze auf Umzugskartons. Vielleicht wohne man an Weihnachten im neuen Zuhause. Eigentlich wollten die beiden vor den Toren Münchens ein ruhiges Leben führen.
Häme und Spott nach Bambi und Romy
Dann kam der Abend des 13. Novembers. Die Bambi-Verleihung stand an. Die AZ nahm Gottschalk ziemlich fokussiert wahr. Er lachte und scherzte auf dem roten Teppich in der Bavaria Filmstadt. Doch nach seinem Wirrwarr-Auftritt auf der Bühne machten sich die anwesenden Reporter große Sorgen. Warum fiel er so aus der Rolle? Was brachte Gottschalk so aus der Fassung?
Im Netz überrollte eine Welle aus Häme und Spott die TV-Legende. Als frauenfeindlich wurde er beschimpft. Und als alter, weißer Mann, der längst hätte abtreten sollen. Auch viele Promis lästerten über Thomas Gottschalks Sätze beim Bambi-Auftritt.
"Erst bei der Bambi-Verleihung realisierten wir, welche Nebenwirkung diese Medikamente haben", sagt Karina Gottschalk zu "Bild". Und der Entertainer ergänzt: "Mit diesen Tabletten fühle ich mich, als würde ich mit meinem Kopf in einer Waschmaschine stecken. Ich kannte mich so selbst nicht. Inzwischen weiß ich, das sind die Schmerzmittel."
"Das haben mir die Ärzte verboten"
Zwar kündigte Gottschalk seinen TV-Abschied bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" (RTL) für den 6. Dezember an, doch ein kompletter Rückzug aus der Öffentlichkeit kam für Gottschalk noch nicht infrage. Auch zur Romy-Verleihung am 28. November reiste er nach Kitzbühel. Er sei alte Schule und erfülle stets seine Verpflichtungen. "Ich hatte überlegt, die Medikamente vor dem Auftritt wegzulassen. Aber das haben mir die Ärzte verboten", sagt er zu "Bild". Auch sein Romy-Auftritt sorgte für irritierte Gesichter im Publikum. Gottschalk stammelte zusammenhangslos. Wieder folgte lautes Getöse und bösartige Kritik. Erst mit Gottschalks Krebs-Beichte verstummten die öffentlichen Meinungen über den schwer erkrankten 75-Jährigen.
Karina Gottschalk: "Das war für mich die Hölle"
Karina Gottschalk sagt über die Reaktionen: "Das war für mich die Hölle, weil ich ja die Wahrheit kenne. Am liebsten hätte ich jeden angeschrien: Nein, es geht uns nicht gut. Vor allem Thomas geht es nicht gut. Er ist schwer krank!"
Thomas Gierling: "Oft voreilig und unwissend"
Thomas Gierling, der Ralph Siegels 80. Geburtstag moderiert und Thomas Gottschalk interviewt hatte, sagt der AZ: "In den letzten Wochen wurde viel über Thomas Gottschalk geschrieben, mir persönlich hat das sehr leid getan. Nun sieht man wieder umso mehr, man sollte stets bedacht sein, wie man über Menschen gerade in heutigen Zeiten oft voreilig und unwissend urteilt. Er hat TV-Geschichte geschrieben, und das über viele Jahre hinweg sehr erfolgreich. Ich wünsche Thomas Gottschalk viel Kraft und gute Besserung."

"Ich will mindestens 100 Jahre alt werden"
Erst im Sommer entdeckte Thomas Gottschalk die Natur für sich. Er genoss ausgedehnte Spaziergänge, schwärmte beim Nordic Walking von Wäldern samt uralten Eichen. Am 20. Juni postete Gottschalk bei Instagram: "Die Ärzte sind sich einig: Regelmäßige Wanderungen verlängern das Leben. Weil ich mindestens 100 Jahre alt werden will, durchwandere ich jetzt mit Karina täglich die bayerischen Wälder." Ob dieser Wunsch jetzt noch in Erfüllung gehen kann? Nun findet er sich im furchtbaren und kräfteraubenden Krebs-Kampf wieder.
Krebs von Thomas Gottschalk: Das steckt dahinter
Beim epitheloiden Angiosarkom handelt es sich um einen sehr seltenen bösartigen, rasch wachsenden Tumor, der sich aus den Zellen entwickelt, die die Blutgefäße auskleiden. Angiosarkome können überall im Körper auftreten. Die epitheloide Variante gilt als besondere Form, sie tritt überwiegend bei Männern auf und betrifft vor allem die tiefen Weichteile.
Lebenserwartung: Zwei-Jahres-Überlebensrate mit Metastasen bei 13 Prozent
Therapie der ersten Wahl ist die Entfernung des Tumors, gefolgt von Strahlen- und teils Chemotherapie. Die Überlebensprognose ist oft ungünstig. Rezidive (Wiederauftreten nach Phase der Besserung) und Metastasen sind eher die Regel als die Ausnahme. Liegt bereits eine Metastasierung vor, liegt die Zwei-Jahres-Überlebensrate nach Angaben der Deutschen Sarkom-Stiftung nur noch bei 13 Prozent.