Abschied von Thomas Gottschalk: Flapsig in letzter Sendung und doch von RTL eingeschränkt

Ein letztes Mal betritt Show-Legende Thomas Gottschalk die TV-Bühne am Samstagabend. Und übernimmt doch eine andere Rolle als zunächst vorgesehen. Der an Krebs erkrankte Entertainer zeigt sich am Samstagabend bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" dennoch glücklich...
von  Steffen Trunk
Spielen erstmals nicht gegeneinander, sondern im Team bei "DSWNWP": Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Günther Jauch
Spielen erstmals nicht gegeneinander, sondern im Team bei "DSWNWP": Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Günther Jauch © RTL/Julia Feldhagen

Dieser Abend schreibt deutsche TV-Geschichte. Nachdem Thomas Gottschalk vor zwei Jahren mit der Kult-Show "Wetten, dass..?" seinen Abschied feierte, zieht er sich jetzt für immer aus der Primetime zurück. Er will kein eigenes TV-Format mehr machen und Gastgeber sein, so der 75-Jährige. Die RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" vom Samstagabend war die allerletzte mit Thomas Gottschalk. 

"Denn sie wissen nicht, was passiert": Thomas Gottschalk mit besonderer Rolle

Auch sein Krebs zwingt ihn zu einer Pause – und zum vorläufigen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Gemeinsam mit Ehefrau Karina möchte Gottschalk in seinem neuen Haus in Gräfelfing bald Ruhe finden. Gottschalks Rolle war am Samstag bei "DSWNWP" viel freier gehalten. Er trat weder als eigenständiger Kandidat noch als Moderator in Erscheinung. Stattdessen spielten erstmals in der Show-Historie Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberger (51) und Günther Jauch (69) im gleichen Team. Ihre Kontrahenten: Moderator Jörg Pilawa und Entertainer Giovanni Zarrella. Als Moderator fungierte Komiker Mike Krüger.

Gottschalk in letzter Sendung ein Stück weit eingeschränkt

Gottschalk kaltgestellt? Nein – aber sein Auftritt wirkte, als hätte man ihn absichtlich eingerahmt und ein Stück weit eingeschränkt. Und doch konnte der TV-Star, auch wegen seiner Spontanität und sympathischen Flapsigkeit, glänzen. Gags über Klamotten sowie das Überziehen von TV-Sendungen folgten innerhalb der ersten paar Minuten von "Denn sie wissen nicht, was passiert".

RTL nimmt Druck aus Live-Show und konnte eingreifen

Gottschalks Rolle war besonders. Er war Gastgeber und doch nur Show-Teilnehmer der Sendung, die eigentlich live ausgestrahlt werden sollte. Doch RTL entschied sich für eine Vorab-Aufzeichnung, um notfalls im Schnitt eingreifen und Beteiligte schützen zu können.

Die Zuschauer und prominente Gäste erlebten dennoch einen standesgemäßen Abschied von und für Thomas Gottschalk. Auch Günther Jauch und Barbara Schöneberger werden künftig nicht mehr bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" dabei sein. Gottschalk, der vor ein paar Tagen seine Krebs-Diagnose bekannt gab, erhielt aber besonders viel Aufmerksamkeit. Schließlich war die TV-Legende seit 1979 im deutschen Fernsehen zu sehen. Es war Gottschalks ausdrücklicher Wunsch, die Sendung "Denn sie wissen nicht, was passiert" am Samstag trotz seiner Erkrankung stattfinden zu lassen.

Seit 2018 die Gastgeber von "Denn sie wissen nicht, was passiert": Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberger und Günther Jauch
Seit 2018 die Gastgeber von "Denn sie wissen nicht, was passiert": Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberger und Günther Jauch © RTL/Stefan Gregorowius

Letzte Show bei RTL: Welchen Krebs hat Thomas Gottschalk?

Bei Gottschalk wurde ein sogenanntes Epitheloides Angiosarkom diagnostiziert — ein seltener, bösartiger Tumor, der von Gefäßzellen ausgeht. Ein epitheloides Angiosarkom ist eine sehr seltene, aggressive Form von Krebs, die von Endothelzellen ausgeht – also jenen Zellen, die die Innenwände von Blutgefäßen auskleiden. Gottschalk musste sich bereits zwei schweren Operationen unterziehen, bei denen Teile der Blase und der Harnleiter entfernt wurden. Danach war eine weitere Operation nötig, da mehr Gewebe betroffen war als zunächst angenommen. Darüber sprach sein Arzt mit der AZ: "Dann wurde die Strahlentherapie durchgeführt, im Hinblick auf eine Heilung von dieser Tumorerkrankung." Durch diese Behandlung habe Thomas Gottschalk eine gewisse Belastung erfahren – körperlich und psychisch.

Aussetzer und Blackout wegen Schmerzmittel

Gottschalk verriet vor wenigen Tagen, dass er starke Schmerzmittel nehmen muss – und deshalb bei der Bambi-Verleihung einen Blackout-Moment vor Chers Auftritt hatte. Auch bei der Romy-Verleihung in Kitzbühel waren die Nebenwirkungen seiner Medikamente spürbar. Opioide, wie zum Beispiel Morphin oder Fentanyl, werden bei starken Krebsschmerzen verabreicht. Benommenheit, Schwindelgefühl und Schläfrigkeit können die Folgen sein.

"So böse und hasserfüllt, weil sie anonym sind"

Gottschalk hatte seinen Krebs monatelang verschwiegen und arbeitete weiter. "Damit sich eben keiner Sorgen macht und keiner glaubt, er wäre nicht mehr der große Unterhalter oder würde nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist ganz alte Schule und davor kann ich erst mal nur den Hut ziehen", sagte Christoph Maria Herbst vor wenigen Tagen. Und Moderatorin Carolin Reiber ärgerte sich in der AZ über die voreiligen und fiesen Kommentaren nach Gottschalks Patzern bei den beiden Preisverleihungen: "Ich habe mich gefragt, was das für Menschen sind – die nur so böse und hasserfüllt sind, weil sie anonym sind." 

"Denn sie wissen nicht, was passiert" geht bei RTL nächsten Samstag (13. Dezember) weiter – ohne Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberger und Günther Jauch. Das Trio war seit 2018 in der Spielshow zu sehen.

Karriere von Thomas Gottschalk: Wie er zur Fernseh-Ikone wurde

Rund 50 Jahre im Showgeschäft liegen hinter Thomas Gottschalk. Auch wenn er immer seine Liebe zum Radio betonte, so war es das Fernsehen, das den 75-Jährigen in die A-Liga der Showmaster katapultierte. Im Bayerischen Rundfunk ließ er sein Moderatoren-Talent sowie sein Gespür für Situationskomik und schnellen Witz aufblitzen. Mit "Wetten, dass..?" im ZDF schaffte er es, Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten zu versammeln – und wurde zur Fernseh-Ikone.

Allerdings war längst nicht jede Show, die Thomas Gottschalk moderierte, ein Quotenschlager. Mit seiner Late-Night-Show bei RTL setzte er Mitte der 1990er Jahre noch Maßstäbe, Formate wie "Gottschalks Hausparty" bei Sat.1 oder der Vorabend-Talk im Ersten sind dagegen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. 

Ein "Wetten, dass..?"-Revival im Jahr 2021 versetzte dann die TV-Nation kurzzeitig geradezu in einen Rausch. Fast 14,5 Millionen Menschen tauchten für einen Abend ein in die Ära des "TV-Lagerfeuers der Nation", eine Zeit, in der Gottschalk mit seiner Art das Fernsehen aufmischte, als modern und frech galt - und die ihn heute zum letzten großen Entertainer alter Schule macht.

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