Das lange Warten auf den "weltbesten" Corona-Test - aus Bayern
München - Genau ein Jahr ist es her, da machte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in der Zeit "zwischen den Jahren" eine aufsehenerregende Ankündigung. Im Biotech-Cluster Martinsried habe man mit staatlicher Unterstützung gleichsam das Ei des Kolumbus in Sachen Corona-Tests gefunden.
Acht Millionen Euro sind an Biotech-Unternehmen geflossen
Das Testverfahren "GNA Octea" vereinige die Geschwindigkeit und Erschwinglichkeit von Schnelltests mit der Genauigkeit von weitaus teureren PCR-Testungen. Acht Millionen Euro aus Steuermitteln seien für die Entwicklung an das Biotech-Unternehmen "GNA Biosolutions" geflossen.
Seit Februar nichts Optimistisches mehr über "Octea"-Test gehört
Doch bald wurde es still um das "bayerische Qualitätsprodukt der Spitzenklasse" (Aiwanger). Pilotversuche sollten die Praktikabilität des Verfahrens unter Beweis stellen und tatsächlich wurden auch noch ein paar Testanordnungen an ausgewählten Orten wie dem Münchner Flughafen, der Klinik Kitzinger Land und dem Schlachthof Landshut eingesetzt. Doch im Februar 2021, stellte die Gesundheitspolitikerin der SPD im Bayerischen Landtag, Ruth Waldmann, am Dienstag in München fest, versiegten die optimistischen Nachrichten über den "Octea"-Test.

SPD-Waldmann löchert Aiwangers Ministerium wegen "weltbestem" Test
"Die Ergebnisse der Pilotstudie liegen immer noch nicht vor", so Waldmann, die das Ministerium immer wieder mit Nachfragen nach dem laut Aiwanger "weltbesten" Test löchert. Die angestrebte europaweite Zulassung sei nicht erfolgt: "Und kein Mucks aus dem Wirtschaftsministerium."
Das steht in einem gewissen Kontrast zur Einschätzung Aiwangers von vor einem Jahr, wonach die bayerische Biotech-Industrie "einen ganz großen Fisch an Land gezogen" habe. Ins Rampenlicht wird die Erfindung aber bald wieder treten, anders, als es sich die Initiatoren vorgestellt haben.
Der PCR-Schnelltest wird im Untersuchungsausschuss thematisiert
Der PCR-Schnelltest wird demnächst Gegenstand von mehr als 50 Fragen im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung "eines möglichen Fehlverhaltens der zuständigen Ministerien und unmittelbar nachgeordneten staatlichen Behörden des Freistaates Bayern, von Abgeordneten und politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern bei der Vergabe, Vermittlung und Annahme von Aufträgen und Vertragsabschlüssen" sein, kurz "Masken-Untersuchungsausschuss" genannt.