Zwischenfazit: Der TSV 1860 hat den erzwungenen Umbruch gut gemeistert
München - Bis weit in den Sommer hinein herrschte Unklarheit an der Grünwalder Straße 114. Wer würde in der neuen Saison für den TSV 1860 auflaufen können – und wer nicht? Insgesamt 17 Verträge liefen zum Ende der Spielzeit aus, die Kaderplanung lag aufgrund der Corona-Pandemie über Wochen hinweg auf Eis. Die Löwen waren also zum Improvisieren gezwungen, ein Umbruch war unumgänglich.
Die Liste der Abgänge war so lang wie prominent: Sechzig musste unter anderem Efkan Bekiroglu, Aaron Berzel, Timo Gehbart und Felix Weber ziehen lassen – einzig der unverzichtbare Alpha-Löwe und Torgarant Sascha Mölders konnte gehalten werden.
Die frei gewordenen Kaderplätze wurden überwiegend mit Talenten aus dem eigenen Unterbau aufgefüllt, hinzu kamen insgesamt fünf externe Neuzugänge. Einige davon haben sich schnell zu Leistungsträgern gemausert, andere brauchen noch Zeit. Die AZ zieht ein Zwischenfazit:
Stephan Salger

Bislang der Inbegriff eines Stammspielers: Stephan Salger, im Sommer von Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld verpflichtet, stand in der laufenden Saison in jeder Pflichtspiel-Sekunde auf dem Platz. An der Seite von Quirin Moll, der vom zentralen Mittelfeld ins Abwehr-Zentrum zurückgezogen wurde, bildet der 30-Jährige ein zweikampf- und spielstarkes Innenverteidiger-Duo. Dass die Löwen im Vergleich zur vergangenen Saison insbesondere im Spielaufbau deutliche Fortschritte gemacht haben, liegt nicht zuletzt am neuen Abwehr-Gespann.
"Stephan bringt genau das Spielerprofil und die Persönlichkeit mit, die Michael Köllner und meine Person für unsere Idee, in den nächsten Spielzeiten Fußball zu spielen, brauchen", meinte Sport-Boss Günther Gorenzel nach der Verpflichtung des Innenverteidigers: "Er wird mit seiner Art Fußball zu spielen unserer Defensive die gewünschte Stabilität verleihen und damit nicht nur die Mannschaft, sondern insbesondere unsere vielen jungen Talente voranbringen." Bislang geht der Plan voll auf!
Erik Tallig

Eines jener jungen Talente ist Erik Tallig. Der Mittelfeldspieler kam im Sommer vom Chemnitzer FC nach Giesing und machte gleich mit markigen Worten auf sich aufmerksam. "Ich habe schon den Traum oder Wunsch, irgendwann Bundesligaspieler zu sein. Mal schauen, wie schnell das geht. Ich möchte hier meinen nächsten Schritt gehen und dann – mal schauen", meinte der 20-Jährige nach seiner Verpflichtung.
Seine ersten Monate auf Giesings Höhen verliefen zumindest vielversprechend: Der quirlige Mittelfeldspieler stand in jedem Pflichtspiel auf dem Platz und überzeugte an der Seite von Dennis Dressel und Rückkehrer Richard Neudecker mit hoher Laufbereitschaft und großer Zweikampffreude.
Einziges Manko bislang: Die Effizienz vor dem Tor. Er wolle "schon zweistellig" treffen, formulierte Tallig sein ambitioniertes Ziel für diese Spielzeit – aktuell steht er bei zwei Saisontreffern in neun Partien. Wenn er das auch noch schafft, werden die Löwen noch mehr Freude an ihm haben!
Richard Neudecker

Mit der Verpflichtung von Richard Neudecker ist den Löwen im Sommer ein echter Transfer-Coup gelungen. Der Mittelfeldspieler, der ab 2010 im Nachwuchsleistungszentrum der Löwen ausgebildet wurde und im November 2015 sein Profi-Debüt im Trikot der Sechzger gab, kehrte im Sommer nach vier Jahren Abstinenz wieder an die Grünwalder Straße zurück.
Nach leichten Startschwierigkeiten ist der 24-Jährige mittlerweile voll bei den Löwen angekommen und an der Seite von Dennis Dressel und Erik Tallig im Mittelfeld der Löwen gesetzt, mit einem Tor und drei Vorlagen zählt er außerdem zu den effizientesten Sechzgern. Wie zu erwarten eine ganz wichtige Verpflichtung!
Martin Pusic

Nicht ganz so gut läuft es bislang für Martin Pusic. Der 33-Jährige musste sich nach dem Konkurs des SV Mattersburg im Sommer mehrere Wochen privat fit halten und kam Mitte September mit Fitnessrückstand in München an. In der Frühphase der Saison kam er daher lediglich zu Kurzeinsätzen, im S-Bahn-Derby bei der SpVgg Unterhaching stand er erstmals in der Startelf.
Einen bleibenden Eindruck konnte der Austro-Kroate bislang allerdings nicht hinterlassen. In seinen ersten acht Pflichtspielen war Pusic noch an keinem Treffer beteiligt, der Routinier fremdelt augenscheinlich noch mit dem Spielsystem der Löwen. Vom Status eines ernstzunehmenden Konkurrenten von Sascha Mölders ist Pusic (noch) weit entfernt.
Tim Linsbichler

Gleichzeitig mit Pusic wurde auch die Verpflichtung von Tim Linsbichler bekanntgegeben. Der 20-Jährige, der seine fußballerischen Wurzeln wie Pusic in Wien hat, kam vor der Saison von der Zweitvertretung der TSG Hoffenheim und soll langsam an die Profis herangeführt werden. Er stand bislang noch nicht im Kader der ersten Mannschaft.