TSV 1860 München: Löwen mit schlimmsten Mangelerscheinungen - Gründe für die Niederlage
München/Lotte - Ginge es nach dieser Leistung, wäre der TSV 1860 schon Pokalsieger. Der Phlegma-Pokal wäre den Löwen nach einem mehr als blamablen Auftritt nicht zu nehmen. "Gegen Lotte kann man mal verlieren", trällerten die Fans der Sportfreunde frenetisch nach Spielende.
Stimmt, wie Bremen und Leverkusen bereits bewiesen haben. Doch auf die Art und Weise kommt es an, denn: Erschreckend schwerfällig und teilnahmslos traten die Löwen auf. "Ich glaube, das war ein 4:0 oder 5:0, verpackt als ein 2:0", erklärte Lotte-Trainer Ismail Atalan nach dem Einzug seiner Elf ins Pokal-Viertelfinale.
Vielsagende Worte. Vernichtende Worte. Wahre Worte. Zuvor hatte Atalan sich auf dem Klo verschanzt – stiller Triumph am stillen Örtchen. Während der Dorfklub alle Fähigkeiten zeigte, die es braucht, um einen höherklassigen Gegner auszuschalten (22:10 Torschüsse – Rekord eines Underdogs im Pokal), offenbarte das Team von Coach Vitor Pereira schlimmste Mangelerscheinungen auf allen Ebenen.
Die AZ zeigt, warum Sechzigs Katastrophen-Kick zurecht nicht mit dem erstmaligen Viertelfinal-Einzug seit 2007/08, weiteren Millioneneinnahmen und einem Heimspiel gegen den BVB (nächster Lotte-Gegner) belohnt wurde.
Mangelnde Mentalität
Atalan und Lotte stiegen vor Saisonbeginn gemeinsam in jene Liga auf, der 1860 zuletzt bedrohlich nahegekommen war. Dem Abstieg in Liga drei war Sechzig einmal in letzter Relegations-Sekunde gegen Holstein Kiel (wo Lottes erster Torschütze Jaroslaw Lindner damals kickte) und einmal dank Urlöwe Daniel Bierofka gerade noch entkommen. "Im Spiel Mentalität gegen Talent wird Mentalität immer gewinnen" – so lautet der Leitspruch Atalans. Er behielt Recht. Und Lindner bekam seine späte Rache. Löwe Jan Mauersberger: "Wir haben in der ersten Halbzeit ein recht gutes Spiel gemacht. An der Einstellung hat es nicht gelegen." Diese Auffassung dürfte er exklusiv haben. Einsicht sieht anders aus.
Mangelndes Talent
Um bei Atalans Vergleich zu bleiben: Talent haben die Sechzger wohl – beweisen konnte es keiner. Sämtliche Neulöwen ließen zu wünschen übrig, die besten Chancen durch Abdoulaye Ba und Amilton blieben halbgare Abschlüsse. Mauersberger und Ba mögen als Abwehrchef durchgehen, außen sind sie mangels Geschwindigkeit – wie Lotte schonungslos aufzeigte – überfordert. Maximilian Wittek auf der Sechs? Kein großes Talent erkennbar. Pereira mag es gewohnt sein, Top-Spieler früherer Klubs umherzuschieben. Das verspricht bei 1860 keinen Erfolg. Vielmehr gilt: Der Startrainer-Effekt ist nach einem glücklichen Sieg und zwei Pleiten passé!
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Mangelnde Anpassungsfähigkeit
Der holprige Rasen war schon vorher Thema. Technisch bessere Spieler kämen damit besser zurecht, so Pereira. Nach Schlusspfiff gestand er, man habe nicht nur gegen den Gegner verloren, "sondern auch gegen den Platz. Uns ist es unheimlich schwergefallen, damit zurecht zu kommen." Da muss man anders spielen lassen. Kämpfen halt!
Mangelnde (Körper-)beherrschung
Es beschlich einen das Gefühl, als würde Sechzig am meisten Energie für völlig obsolete Dinge verschwenden. Witteks Klagen über sein taktisches Foul, Boenischs Wutsprint zum Linienrichter nach dem 0:2, obwohl er selbst das Abseits aufgehoben hatte. Dazu reihenweise Stockfehler. Trauriger Höhepunkt: Joker Lucas Ribamar. Dem brannten in der Nachspielzeit die Sicherungen durch – zurecht glatt Rot! Pereira: "Das darf uns nicht passieren."
Ein Satz, den man auch auf den gesamten blamablen Auftritt desolater Löwen münzen könnte.