TSV 1860: Köllner lässt die Junglöwen los
München - Wenn aus Grünschnäbeln plötzlich Löwen werden: In den vergangenen zwei Spielen des TSV 1860 trieb Michael Köllner auf die Spitze, was in der laufenden Saison ohnehin Programm ist: Der Sechzig-Trainer verschaffte seiner blutjungen Mannschaft eine personelle Verjüngungskur.
Extrem junge 1860-Innenverteidigung gegen Uerdingen
Beim 3:1-Auswärtssieg des TSV 1860 am vergangenen Samstag gegen den KFC Uerdingen standen die beiden Innenverteidiger Semi Belkahia (22) und Niklas Lang (18) gemeinsam auf dem Rasen. "Wir haben mit einer extrem jungen Innenverteidigung gespielt - mit einem A-Jugend-Spieler und einem 22-Jährigen. Sie haben es super gemacht", lobte Köllner das unter ihm bisher jüngste aufgelaufene Innenverteidiger-Duo. Doch damit noch nicht genug: Im vorherigen Pokal-Duell gegen Türkgücü (0:1), als Lang ebenfalls von Beginn an verteidigte, feierte Linksverteidiger Maxim Gresler (17) sein Startelfdebüt.
Die Junglöwen im Überblick
In beiden Duellen bekam auch Angreifer Lorenz Knöferl wieder ein paar Einsatzminuten. Die Junglöwen sind los! Die AZ wirft einen Blick auf ihre jüngsten Auftritte - und die künftigen Einsatzchancen.
Semi Belkahia: Vom Sorgenkind zur Säule der Abwehr. "Im Oktober, November sah es eher so aus, als dass Semis Weg im Profifußball zu Ende gehen wird", ließ Köllner Belkahias Leidenszeit mit gleich zwei Kreuzbandrissen Revue passieren. Und jetzt? Gegen Uerdingen glänzte Belkahia nicht nur mit einer routinierten Leistung - er köpfte Sechzig sogar in Front und schaffte es neben Doppeltorschütze Sascha Mölders in die "Kicker-Elf des Tages". "Semi gilt als einer der talentiertesten Innenverteidiger in der Dritten Liga und hat in den letzten Monaten bewiesen, dass er sein Potenzial auf dem Spielfeld umsetzen kann", lobte Sport-Boss Günther Gorenzel kürzlich. Fazit: Belkahia, der seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat, ist schon jetzt ein Aufsteiger - er hat auch kommende Saison beste Chancen auf einen Stammplatz.

Niklas Lang: Im Sommer 2019 stand der Starnberger schon vor dem Abschied zum VfB Stuttgart. Lang blieb - und das zahlt sich langsam aber sicher aus: Seinem ersten und überzeugenden Startelfeinsatz im Derby gegen Haching (3:1) folgten nun Nummer zwei und drei. Jedes Mal wirkte der 18-Jährige erstaunlich abgeklärt, wie er es in Ansätzen auch schon im Sommer-Trainingslager in Windischgarsten zeigen konnte. Laut Köllner war Lang schon früher nahe dran, bevor ihn eine Bänderverletzung ausbremste. Er ist, Stand jetzt ,hinter Routinier Stephan Salger und Belkahia - wegen Dennis Erdmanns so gut wie sicheren Abgangs - im kommenden Sommer bald die Nummer drei.

Maxim Gresler: Großes Verteidiger-Talent und erst 17 Jahre alt. Gegen Türkgücü warf ihn Köllner ins kalte Wasser, ausgerechnet gegen Überspieler Sercan Sararer. "Wenn wir anfangen, einen 17-Jährigen als Sündenbock auszusuchen, dann finde ich das völlig deplatziert", verteidigte der Oberpfälzer seinen Schützling. Der Youngster war am Gegentor beteiligt, doch die Löwen-Pleite hatte freilich noch ganz andere Gründe. Der gebürtige Bad Tölzer wird daraus lernen. Ganz getreu des Mottos: Mund abputzen, weiter geht's.
Lorenz Knöferl: Sensationelles Jokertor Mitte Dezember bei seinem erst dritten Kurzeinsatz in Folge zum 2:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden. "Er hat Mumm in den Knochen", lobte Köllner danach. Seitdem bekam der mittlerweile kahlgeschorene Youngster kaum eine Chance, bevor er nun zwei Mal in Serie recht kurz ran durfte. Es gilt, geduldig auf die nächste Chance zu lauern.