TSV 1860: Adriano Grimaldi im Interview - Ich bin der Beste!

Der neue Stürmerstar des TSV 1860, Adriano Grimaldi, spricht im AZ-Interview über den Saisonstart in der Dritten Liga, seinen neuen Spitznamen und den Wiesn-Besuch: "Da würde ich schon gerne eine Sieger-Maß trinken."
von  Matthias Eicher
Keine innige Beziehung: Adriano Grimaldi und der TSV 1860.
Keine innige Beziehung: Adriano Grimaldi und der TSV 1860. © sampics/Augenklick

München - "Die Fans dürfen mich nennen, wie sie wollen – solange sie mich nicht beleidigen." Sagt Adriano Grimaldi lachend. Der Neu-Löwe ist beim TSV 1860  stets für einen Spaß gut. Die AZ hat sich im Interview mit dem 27-jährigen Sechzig-Angreifer aber auch über ernste Themen unterhalten - zum Beispiel seine Zukunft in Giesing. 

AZ: Herr Grimaldi, wir treffen Sie hier beim Italiener „Campo D’Oro“. Wie viel mediterranes Lebensgefühl haben Sie sich als Deutsch-Italiener bewahrt?
ADRIANO GRIMALDI: Einiges. Zuhause gibt es sehr viel italienische Küche. Auch mal a Brotzeit, aber mehr Pizza und Pasta (lacht). Meine Geschwister haben zwei italienische Restaurants in Göttingen (Grimaldis Geburtsstadt, d. Red.), ich habe auch Familie in Italien. Nach meinem Wechsel nach München ist es nicht so weit wie aus Münster, da werden wir öfter mit dem Auto runterfahren.

Adriano Grimaldi trauert Punkten nach

Ihre letzte, berufliche Fahrt endete schon im Süden Münchens, die Löwen mussten im Derby in Haching den späten Ausgleich hinnehmen. Zum Haare raufen?
Sehr ärgerlich! Vom Spielverlauf her müssen wir das Ding gewinnen. Wir haben Haching nicht ins Spiel kommen lassen, gehen in Führung, Hilles (Torhüter Marco Hiller, d. Red.) hält noch den Elfmeter, der keiner war. Dann kriegst du in der 90. so ein dummes Tor. Das war richtig bitter.

Warum fehlte mal wieder der Lohn?
Schwer zu sagen. Wir investieren unmenschlich viel und am Ende gibt’s keine Belohnung. Ich denke nicht, dass fehlende Kraft ein Argument ist. Wenn du führst, sollte das doch beflügeln. Wir dürfen einfach nicht so viele Fehler begehen, nicht so viele Standards verursachen. Wir müssen am Ende die Hektik rausnehmen und unsere Konter besser ausspielen. Es fehlt noch an der Cleverness.

Keine innige Beziehung: Adriano Grimaldi und der TSV 1860.
Keine innige Beziehung: Adriano Grimaldi und der TSV 1860. © sampics/Augenklick

Sie selbst durften die Hand vor das Gesicht halten – zum Torjubel nach Ihrem dritten Saisontreffer.
Tore schießen ist mein Job, das ist immer schön. Es war eine super Vorarbeit von Sascha und Molli (Sascha Mölders und Quirin Moll, d. Red.), ich war der Glückliche, der ihn über die Linie gedrückt hat. Am Ende des Tages kann es egal sein, wer das Ding macht. Schöne Floskel, oder? Aber es ist so: Das nächste Tor schießt wieder ein anderer. Es ist ja was Gutes, wenn fünf Spieler jeweils zwei Buden machen und nicht einer zehn.

Adriano Grimaldi legt sich nicht fest

Uneigennützige Worte, die Sie mit einer Statistik belegen: mit den drei Toren und sechs Assists sind Sie Drittliga-Topscorer.
Freut mich sehr, dass ich so eingeschlagen habe. Ich hoffe, das kann ich beibehalten.

Wenn Sie das können, dürften sich schnell höherklassige Vereine um Sie reißen…
Ach, das ist noch viel zu früh. Da könnte man genauso sagen: Osnabrück steigt auf und Meppen steigt ab, nur weil die Erster und Letzter sind. Klar schaue ich auf die Tabelle, das macht jeder. Aber abgerechnet wird erst am 38. Spieltag. Und wenn bei mir ein Verein anklopft, ist es so. Vorher mache ich mir keinen Kopf. Aber ich hatte auch mal drei Jahre Vertrag in Heidenheim und nach anderthalb Jahren war ich weg. Im Fußball kann es schnell gehen – in die eine oder andere Richtung.

Adriano Grimaldi: Sturm-Ochse und Charakterkopf

Eine ehrliche Aussage. Müssen Sich die Löwen-Anhänger Gedanken machen, dass der neue Publikumsliebling schneller wieder geht, als ihnen lieb ist?
Ich habe ja gesagt: Ich würde gerne länger in München bleiben. Ich habe drei Jahre Vertrag und finde es sehr schön hier. Der gute Start hat mir vieles vereinfacht, denn man steht viel einfacher morgens auf, wenn es läuft: viel befreiter und glücklicher. Aber auch meine Frau und meine Kinder fühlen sich wohl.

Adriano Grimaldi: "Sturm-Ochse ist nicht schlecht"

Sie wurden durch Ihren ähnlich klingenden Namen "Grünwaldi" getauft. Wie gefällt Ihnen das?
Sehr kreativ – ich bin gerne Grünwaldi für die Fans. Sturm-Ochse ist auch nicht schlecht. Die Fans dürfen mich nennen, wie sie wollen – solange sie mich nicht beleidigen. (lacht) Es freut mich sehr, dass ich mit meiner Spielweise ankomme. Ich will keinem etwas vorgaukeln: Ich kann hier zeigen, wie ich bin und es wird anerkannt. Das hatte ich leider nicht in allen meinen Vereinen.

Was sagen Sie zu Sechzigs Fans?
Sowas habe ich woanders noch nie erlebt. 6000 Fans in Haching? Da denkst du, du spielst im Grünwalder. Wahnsinn! Sie wollen auch sehen, dass wir Vollgas geben. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Wir haben die beste Standardmannschaft, der Steini und der Vino (Phillipp Steinhart und Daniel Wein, d. Red.) hauen die Dinger rein, vorne gibt’s ein paar Sturm-Ochsen, die mit voller Wucht reinspringen. Sechzig steht einfach für Spektakel, auch wegen der Fan-Power. Und das passt auch zu mir.

Löwen-Stürmer mit Riesen-Selbstvertrauen

Woher nehmen Sie die Power?
Ich zitiere gerne meinen alten Kollegen aus Münster: Der sagte, er hat noch nie einen Spieler mit so großem Selbstvertrauen gesehen. Ich sage mir selbst: "Ich bin der Beste." Natürlich bin ich deswegen kein Champions-League-Spieler, aber ich pushe mich extrem selbst und denke, so bringe ich meine Ausstrahlung auf den Platz.

Am Montag geht’s gegen die Würzburger Kickers – am Dienstag auf die Wiesn. Darf 1860 dann einen Sieg feiern?
Ob Wiesn oder kurz vor Weihnachten: Wir wollen immer gewinnen, auch gegen eine so spielstarke Mannschaft wie Würzburg. Aber es ist meine Wiesn-Premiere: Da würde ich schon gerne eine Sieger-Maß trinken.

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