Trinkt ihr Brüderschaft, Löwen? Harmonie beim Wiesn-Besuch
München - Sieh an, Löwen, sieh an. Als wäre der Wiesn-Besuch des TSV 1860 durch das Erscheinen von OB Dieter Reiter, dessen offensivem Werben für das Olympiastadion und der daraus aufgeflammten Debatte nicht schon spannend genug gewesen, zeigte sich oben in den Boxen des Hacker-Festzeltes auch ein Bild, das hätte spannender kaum sein können: eine "Gesellschafter-Umarmung".
Nicht die obersten Gesellschaftervertreter des TSV 1860 verbrüderten sich auf dem Oktoberfest, denn im Gegensatz zu Vereinsoberhaupt Präsident Robert Reisinger war Investor Hasan Ismaik gar nicht vor Ort. dafür aber sein Bruder Yahya, der gleich mal Sechzigs Vizepräsident Hans Sitzberger herzte.
Sieh an. Wie lange und intensiv die Löwen an diesem Abend auch noch Brüderschaft tranken, ist nicht überliefert. Eine Annäherung war's allemal – zumindest eine kleine. Nach AZ-Informationen soll auch eine Aufsichtsratssitzung geplant gewesen sein. Zu besprechen gäbe es jedenfalls vieles.
Hier eine Aufzählung brennender Sechzger-Gesellschafterthemen:
Der Rekordstart
Sieben Siege, ein Remis, eine Pleite. Den weiß-blauen Rekordstart zu begießen, sich als aktuell erfolgreichstes (was die Tabellenposition angeht) Münchner Fußballteam zu feiern, ließ sich keiner entgehen. So stark der Traum-Auftakt, so gut war die Stimmung im "Himmel der Bayern".
Trainer Michael Köllner war es, der ein derart integratives Zitat raushaute, dass das Wort "gemeinsam" gar nicht oft genug drin vorkommen konnte: "Wir feiern alle gemeinsam, denn als Sechzig bist du nur gemeinsam stark. Auf der Wiesn sind wir gemeinsam – und deswegen werden wir auch in der Saison gemeinsam erfolgreich sein!"
Die Stadionfrage
Grünwalder auf "nur" 18.105 Zuschauer ausbauen? Ohne Erstligatauglichkeit? Umzug ins Olympiastadion, das eher eine Ausweichstätte darstellt (AZ berichtete)? Oder gar ein Neubau? "Die Sechzger sind in der Mitte gespalten", sagte Reiter und erzählte süffisant, dass er vor dem Wiesn-Date mit den Blauen schon mal ein 1860-Trikot bekommen habe: "Anthony Power hat mir eines geschenkt, anlässlich eines Besuches von Hasan Ismaik, als sie noch davon träumten, ein eigenes Stadion zu bauen."
Höchste Zeit, sich wieder an einen Tisch zu setzen, was demnächst passieren soll. Fragt sich nur, ob es für 1860 auch in dieser schier unlösbaren Frage eine gemeinsame Stimme gibt.
Die Finanzierung der Zukunft
Die beiden Gesellschafter sollten sich allein aufgrund der Finanzierung der kommenden Jahre zusammensetzen. In der Vergangenheit wirtschaftete 1860 nach wie vor defizitär, weshalb Ismaik jede Spielzeit den Geldbeutel aufmachen musste. Und dies, obwohl 1860 ja eigentlich einen Konsolidierungskurs fährt.
Gelingt der Aufstieg nicht, wäre wohl wieder eine üppige Finanzspritze fällig. Und selbst im Falle einer Rückkehr in die Zweite Liga werden Altlasten beim FC Bayern und dem Catering-Unternehmen der Allianz Arena aktiv.
Das Power-Problem
Die Westkurve und vor allem die Ultras der "Münchner Löwen" sprechen sich seit geraumer Zeit gegen Ismaiks Statthalter Power aus. Der Boss der Fanartikel-Firma hat sich mit seinem Führungsstil als zwischenzeitlicher Chef der KGaA, seinen Fan-Klagen und -Drohungen Dinge geleistet, die man sich im Umgang mit der Anhängerschaft eigentlich nicht erlauben kann. Was Ismaik dazu sagt?
Die Sechzger-Turnhalle
Bleibt noch ein Thema, das Oberlöwe Reisinger vielleicht höchstselbst angesprochen hat: den Bau einer Turnhalle am Vereinsgelände. Der Präsident weiß: Bei diesem Thema hilft kein Bier, sondern nur Ismaiks Unterstützung.