Nachmachen, Löwen! Was der TSV 1860 vom Liga-Letzten Havelse lernen kann

München/Berlin - Was für ein Spiel. Was für ein Ergebnis. Was für ein Beispiel für 1860, wie es gehen könnte: Ausgerechnet Schlusslicht TSV Havelse hat das Aufsteiger-Duell mit Viktoria Berlin, den nächsten Kontrahenten der Löwen, für sich entschieden.
Trotz dreimaligem Rückstand bei den Berlinern, die durch einen Sieg den Sprung auf Rang eins der Tabelle hätten schaffen können, kam Havelse eiskalt immer wieder zurück - und siegte in einem echten Drittliga-Krimi mit 4:3.
"Wahnsinn!", brach es aus TSV-Spieler Linus Meyer heraus, "wir haben schon viel Lehrgeld gezahlt, aber der Sieg letzte Woche war ein kleiner Brustlöser." Damit wären wir auf Giesings Höhen angekommen: Dort würde so ein Brustlöser gegen denselben Gegner dringend gebraucht.
Ist die Euphoriewelle bei Viktoria Berlin vorbei?
Am Samstag trifft der TSV 1860 auf den so bärenstark gestarteten Aufsteiger aus Berlin (Anstoß im Grünwalder Stadion: 14 Uhr/BR, Magenta Sport und im AZ-Liveticker). 17 Punkte hat die Viktoria schon geholt - und zwar aus den ersten acht Spielen. Zuletzt setzte es zwei Pleiten in Folge. Die Chance für 1860? Aufsteiger schwimmen zu Saisonbeginn bekanntlich gerne mal auf einer Euphoriewelle, die irgendwann endet. Und wenn nun sogar das Schlusslicht dreifach punktet gegen den Tabellen-Zweiten, gilt: Bitte nachmachen, Löwen!
Die Unentschieden-Könige der Liga (sechs Remis) wissen wohl schon gar nicht mehr, wie sich so ein Dreier anfühlt. Umso wichtiger wäre, endlich die Trendwende zu schaffen: Noch ist im Drittliga-Tableau zwar nicht viel passiert. Sechzig (zwölf Punkte) hat trotz des mageren Saisonstarts erst fünf Punkte Rückstand auf die zweitplatzierten Berliner angehäuft. Es sind allerdings auch nur noch drei Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze.
Trotz schwierigem Saisonstart: TSV 1860 behält die Ruhe
Würde 1860 noch weiter unten rein rutschen, würde die langsam aber sicher aufkommende Aufregung auf Giesings Höhen weiter anwachsen. Noch bleiben die Verantwortlichen cool, sprechen sich das Vertrauen aus. So geschehen bei Sport-Boss Günther Gorenzel, der Coach Köllner den Rücken stärkte, sowie Investor Hasan Ismaik, der "vollstes Vertrauen" in die Sportliche Leitung habe. Doch klar ist auch: Irgendwann müssen Köllner und Gorenzel liefern. "In der Liga ist es immer schwer, zu gewinnen", sagte Köllner nach dem fünften Spiel ohne Sieg in Folge: "Jetzt geht es darum, dass wir im nächsten Heimspiel die drei Punkte holen."
Allein deshalb, weil Köllner zuletzt seinem Kapitän und Torjäger Sascha Mölders den Status des gesetzten Anführers entzog. Ob ihn Köllner gegen Berlin erneut draußen lässt,, oder nicht: Ein Sieg würde ihm recht geben, eine weitere Pleite oder ein (torloses) Unentschieden diese Baustelle nebst anderen Problemen weiter vertiefen.

TSV 1860: Nach Berlin steht die Länderspielpause an
"Uns fehlt aktuell die Stabilität. Da müssen wir durch. Hoffentlich sieht es am Samstag schon wieder besser aus", gab sich Verl-Torschütze Merveille Biankadi froher Hoffnung hin, den Abwärtstrend zu stoppen. Mit Saisontreffer Nummer zwei ist er mit Mölders und Marcel Bär gleichgezogen. Klar ist, dass neben Mölders so gut wie jeder Profi Verbesserungspotenzial aufweist.
Mit einem Triumph würde sich der TSV wieder in die obere Tabellenhälfte schieben und für Entspannung sorgen. Eine weitere Enttäuschung würden die Fans wohl wie beim 0:2 gegen Zwickau mit Pfiffen quittieren. Ein Eindruck, der aufgrund der Länderspielpause gleich zwei Wochen lang vorherrschen würde. Am besten wäre also, sich ein Beispiel am Liga-Letzten zu nehmen und sich aus der Krise zu schießen.