Nach der Derby-Pleite: Die Leiden der Löwen

München - Hoffen. Bangen. Jubeln. Träumen. Aufwachen. Diese fünf Wörter stehen sinnbildlich für zweierlei bei den Löwen: für das Stadtderby gegen die kleinen Bayern – und für den Verlauf der gesamten Saison. Ausgerechnet mit dem 1:2 des TSV 1860 am Mittwochabend gegen den FC Bayern II finden die Aufstiegsträume der Sechzger ein abruptes Ende.
"Wir haben unser Saisonziel relativ schnell erreicht", bilanzierte Trainer Michael Köllner nach der bitteren Derby-Pleite pragmatisch das ursprüngliche Saisonziel einer sorgenfreien Spielzeit. Doch der 50-Jährige weiß: Er weckte mit seinem historischen Lauf von 16 ungeschlagenen Spielen große Erwartungen. Gegen die Bayern wie im Aufstiegsrennen waren die Giesinger drauf und dran, das Ding in ihre Richtung zu ziehen – doch es folgte die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen. Die AZ analysiert, warum es derzeit einfach nicht reicht für die Löwen.
Qualitätsunterschied
1860 begann forsch gegen die junge FCB-Truppe: "Wir haben die beste Mannschaft der Liga an ihre Grenze gebracht, leider nicht über die Grenze hinaus. Das ist es, was mich am Ende ärgert", meinte ein enttäuschter Köllner. Das 1:0 durch Sascha Mölders (34.) kam nicht unverdient, doch mit zunehmendem Spielverlauf kam die Klasse der schnellen und technisch starken Bayern immer mehr zum Tragen. Nicht umsonst hatte Köllner bereits im Vorfeld erklärt, Sechzig (Marktwert: 5,73 Millionen) müsse gegen die Roten (fast 25 Millionen) über sich hinaus wachsen.
Bestrafter Löwen-Leichtsinn
Efkan Bekiroglu, Stefan Lex, Timo Gebhart, Noel Niemann – alle vergaben sie dicke Chancen oder verpassten im letzten Moment. "Wir müssen deutlicher in Führung liegen, haben viele Chancen weggeworfen. Das 1:1 kurz vor der Pause, wo wir in eine Kontersituation gelaufen sind, war ungünstig und unglücklich", urteilte Köllner. Im zweiten Durchgang dauerte es nach Niemanns Riesenchance ebenfalls nicht lange, bis Malik Tillman alles klar machte (79.). Jene fehlende Kaltschnäuzigkeit ist es, die Sechzig einen Spitzenplatz verwehrt.
Alte Löwen gegen junge Bayern
Der Altersunterschied spielt gerade in den andauernden Englischen Wochen eine Rolle, wie Köllner sagt. 22,15 Jahre bei den Bayern, 26,6 Jahre bei Sechzig: Als sich Altmeister Sascha Mölders (35) bereits enorm ausgepowert und der kaputte Lex (30) den Rasen verlassen hatte, erspielten sich die Bayern ein klares Übergewicht. "Die vielen jungen Spieler können die Ermüdungsphasen besser wegstecken", erklärte Köllner. Ein Vorteil, der sich bemerkbar machte.
Köllners Joker stechen nicht
Schon seit Wochen sind Niemann, Prince Owusu und Nico Karger keine wirklichen Verstärkungen in der Offensive – und zwar aus unterschiedlichen Gründen: Dem flinken, aber physisch schwachen Niemann fehlt es an Durchschlagskraft, Torjäger Owusu verzettelte sich auf der Suche nach einem schnörkellosen Spiel zuletzt wieder öfter und Karger ist nach monatelanger Verletzung längst nicht der Alte.
Kein zwölfter Mann
Ein Traditionsklub mit so großer Fanbasis wie 1860 vermisse seine Fans besonders, wie viele Funktionäre schon häufiger betonten. Gerade in diesem Derby hätte Sechzig sich durch die Emotionen und die Stimmung auf den Rängen puschen können. Laut Köllner sei man es den Fans schuldig, die Saison bestmöglich zu beenden.
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