Last-Minute-Grant: Sechzigs Déjá Vu der unschönen Art
München - Und wöchentlich grüßt die Löwen das Murmeltier: Sechzigs Spielfilm des Duells in Meppen, der ging so: guter Beginn, 1:0 geführt. Defensives Bollwerk aufgebaut, per Konter die Entscheidung vergeben - und prompt noch den Ausgleich kassiert.
Der TSV 1860 erlebte beim 1:1 beim SV Meppen ein Déjá Vu der unschönen Art: Nach dem genialen Führungstreffer durch Richard Neudecker (24.) kassierten die Sechzger in der 90. Minute durch Mike Feigenspan doch noch den bitteren Ausgleich.
Die Niederlage ist ärgerlich, aber verdient
"Es ärgert mich, dass wir die drei Punkte nicht mitgenommen haben", sagte Traumtor-Schütze Neudecker, der aber nach Schlusspfiff eingestand: "Am Ende ist es aber leider verdient." Sechzig und der Last-Minute-Grant.
Umso blöder für die Giesinger: Alles schon mal dagewesen. Gegen Braunschweig, als 1860 sogar nach 2:0-Führung in einer schwächeren zweiten Hälfte noch die Punkte aus der Hand gab (2:2). Wieder nix mit einem Sieg, wieder kein größerer Schritt in Richtung Tabellenspitze für die Löwen, die mit 37 und Rang neun auf der Stelle treten.
Letzte Woche war es schon das Gleiche
"Natürlich ärgert man sich da: Wir haben am letzten Wochenende drei Punkte in der Tasche gehabt, diesmal wieder. Am Ende ist es jeweils nur ein Zähler geworden", meinte Trainer Michael Köllner, der Sieg sei "weggerissen" worden.
Dabei hatte es einmal mehr zu Beginn gut ausgesehen: 1860 agierte mutig und ging durch Neudecker in Front, der den Ball aus gut zwanzig Metern sehenswert über Meppen-Keeper Erik Domaschke ins Tor lupfte.
"Ich hab' den Ball vor dem 16er und sehe, dass der Torwart zu weit draußen steht. Dann dachte ich: 'Da probiere ich es einfach mal!' Zuerst hat Neudecker befürchtet, der Ball komme zu kurz: "Ich bin froh, dass er rein ist."
Köllner über Neudecker: "Das ist einfach Qualität und überragende Klasse"
Mehr als froh zeigte sich auch sein Chefcoach: "Wenn einer in den Medien schreibt, dass es ein Sonntagschuss war, besuche ich ihn persönlich zu Hause", drohte Köllner über jegliche Missinterpretationen von Neudeckers Kunststück und erklärte voll des Lobes: "Das ist einfach nur Qualität und überragende Klasse." Besser könne man es nicht machen: "Solche Tore erlebt man in einem Jahr und meist auch in der Karriere nicht oft, deswegen bin ich froh, dass ich heute dabei war."
Einziges Problem: Neudecker und Co. ließen nichts mehr davon folgen, nicht mal annähernd. Vielmehr musste Torhüter Marco Hiller mehrfach retten, weshalb der Torhüter - anstelle des später blassen Spielmachers - zum besten Löwen auf dem Rasen avancierte.
Arbeit an der Abwehr und am Abschluss warten
Um so ein Spiel nach Hause zu bringen, gilt es wie bereits gegen die Eintracht, an zwei Stellschrauben zu drehen. Erstens: die Abwehrarbeit. "Meppen hat sich viele Chancen rausgespielt", gestand Köllner dann auch ehrlich ein: "Wir haben auch ein paar Mal Glück gehabt, keine Frage. Etwa, als der Ball bei zwei Lattenschüssen "ans Aluminium gescheppert" sei.
Zweitens: den Deckel zu machen. "Wir hatten zwei Hundertprozentige", so Neudecker über die Top-Konterchancen durch Stefan Lex (78.) und Joker Merveille Biankadi (90.), "wenn du einen machst, gehst du mit 2:0 nach Hause und keiner beschwert sich." Stattdessen fiel im Gegenzug das 1:1.
Die Liga bleibt weiter spannend
Nachdem die Samstags-Konkurrenz (Kaiserslautern und Braunschweig) ebenfalls nicht siegte, meinte Köllner schließlich noch etwas trotzig: "Wenn man die Ergebnisse anschaut: Es bleibt weiterhin alles eng, interessant und herausfordernd. Ein Punkt in Meppen ist immer viel wert." Wie viel, wird sich nach Sechzigs Englischer Woche zeigen. Und endgültig dann Mitte Mai. . .