Gegen Viktoria Köln: TSV 1860 muss eigene Prinzipien über Bord werfen
München - Eine ungestörte Vorbereitung sieht definitiv anders aus: Nach dem Corona-Ausbruch in der vergangenen Woche kehrten die Löwen am Mittwoch mit einem Rumpf-Rudel von 15 Spielern zurück auf den Trainingsplatz, Trainer Michael Köllner und mehrere Spieler stießen erst nach ihrer Freitestung am Freitag dazu. Keine leichte Situation vor dem Auswärtsspiel bei Viktoria Köln am Sonntag (13 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker).
"Das ist sicher nicht optimal, aber wir werden alles versuchen, um in Köln zu punkten", sagte Chefcoach Michael Köllner, der seine Mannschaft nach den Geschehnissen in den vergangenen Tagen gegen die Domstädter als Außenseiter sieht. Zumal noch immer unklar ist, wie der Kader am Sonntag überhaupt aussehen wird. Sechzig hofft, dass sich am Samstag zumindest noch der eine oder andere Quarantäne-Löwe freitesten kann.
Corona-Ausbruch beim TSV 1860: So hielten sich die Quarantäne-Löwen daheim fit
Auch wenn sich die personelle Lage nun etwas entspannt hat, kann von einer normalen Vorbereitung keine Rede sein. Die in Quarantäne befindlichen Spieler haben sich in den vergangenen Tagen daheim mit Fahrrad-Ergometern und digitalen Zoom-Einheiten fit gehalten.
Fußballspezifisches Training absolvierten lediglich die Spieler, die weder infiziert waren noch vom Gesundheitsamt als Kontaktperson eingestuft wurden. In Abwesenheit von Köllner übernahm Günther Gorenzel die Leitung der Einheiten - der Sport-Geschäftsführer arbeitete selbst viele Jahre als Trainer und hat die Uefa Pro Lizenz mit der Note 1,0 abgeschlossen.
Und das offensichtlich richtig gut: "Das Training kam erstaunlich gut an. Ich muss jetzt schauen, dass ich die gute Arbeit von Günther Gorenzel fortsetze", berichtete Köllner, der am Freitag wieder seinen Dienst als Cheftrainer aufnahm.
Köllner: "Wir brauchen bissige Löwen mit Charakter!"
Zum Alibi taugt die holprige Vorbereitung auf das Köln-Spiel für den Löwen-Coach ohnehin nicht. "Wir sind in der Lage, eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die punkten kann", zeigt sich der Oberpfälzer überzeugt. "Wir haben eine Chance. Letztlich liegt es auch an uns, wie wir das Spiel angehen. Unser Ziel ist es, eine Überraschung zu schaffen", meinte Köllner weiter. Seine Forderung: "Wir brauchen bissige Löwen mit Charakter, Haltung und Mentalität. Die sollte ein Löwenspieler immer haben!"
Gegen die Viktoria, die die vergangenen beiden Spiele für sich entscheiden konnte, wird der 52-Jährige aber zwangsläufig von seinen Prinzipien abrücken müssen. Normalerweise stellt Köllner generell keinen Spieler auf, der erst zwei Tage vor der Partie ins Mannschaftstraining zurückkehrt ist. Aufgrund der personellen Situation wird er daran am Sonntag aber nicht vorbeikommen.
TSV 1860: Mehrere Stammspieler fallen sicher aus
Ohnehin kann Köllner gegen Köln nicht ansatzweise auf seinen kompletten Kader zurückkommen. Neben den Spielern, deren Quarantäne bis Samstag nicht beendet ist, werden auch mehrere Stammspieler fehlen. Daniel Wein (Fußprobleme), Marius Willsch (Reizung an der Patellasehne) und Richard Neudecker (Gelbsperre) werden sicher nicht dabei sein. Dazu kommen Fabian Greilinger (muskuläre Probleme), Kevin Goden (Trainingsrückstand) und Nathan Wicht (Infekt). Die Löwen werden sich ihre Elf gegen Köln also zwangsläufig zusammenpuzzlen müssen.
Immerhin: Angesichts der Personalsituation darf sich so mancher ambitionierte Junglöwe Hoffnung auf einen Platz im Kader machen. Leandro Morgalla (17), Julian Bell (19) und Devin Sür (17) trainierten bereits in den vergangenen Tagen mit der ersten Mannschaft und sind auch in die aktuellen Testungen integriert. "Es kann sein, dass wir einige Jugendspieler mitnehmen", meinte Köllner.
Gut möglich also, dass mindestens einer aus dem Trio am Ende auch auf dem Spielberichtsbogen steht. Zumindest für sie wäre es ein kleines Zuckerl nach dieser alles andere als normalen Woche.
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