"Ein dreckiger Sieg": Eiskalter TSV 1860 schlägt zu
München - Mit Anspruch und Wirklichkeit ist es bei den Löwen ja so eine Sache. Nach drei mehr oder weniger knapp gescheiterten Anläufen, den Aufstieg zu schaffen, kann es in der laufenden Saison nur eines geben: die Rückkehr in die Zweite Liga.
Am Samstag, im Kult-Stadion an der Bremer Brücke, haben die Sechzger vielleicht nicht gespielt wie ein Aufsteiger – aber sie haben so eiskalt zugeschlagen wie einer.
Verlaat öffnete die Türe zum ersten dreifachen Punktgewinn
Durch den 2:0-Auswärtssieg beim hochambitionierten VfL Osnabrück hat sich der TSV 1860 nach seiner jüngsten, kleineren (Ergebnis-)Krise eindrucksvoll zurückgemeldet. Zumindest schwarz auf weiß. Jesper Verlaat (7.) öffnete die Türe zum ersten dreifachen Punktgewinn in der Fremde seit dem 1:0 Mitte August beim SC Verl. Torjäger Meris Skenderovic, der Sechzigs damals zum Sieg geschossen hatte, machte dann mit dem 2:0 den Deckel drauf (82.). Erst ein Wirkungsschlag, dann leidenschaftliche Verteidigungsarbeit und mit dem zweiter Volltreffer Osnabrück ausgeknockt.
So kurz und knapp lässt er sich zusammenfassen – Sechzigs Statementsieg.
TSV 1860 München: Gorenzel stellt sich vor Köllner und die Löwen
Mentalitätslöwe Yannick Deichmann meinte: "Für solche Spiele sind wir Fußballer geworden!" Viel interessanter als die Worte des Spielers war, was sich zur Pause und nach dem Duell zugetragen hat – oder eben auch nicht: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel hatte schon nach 45 Minuten einen dringenden Appell losgelassen.
"In München kommen sehr schnell kritische Stimmen auf, aber die werde ich nicht zulassen", stellte Gorenzel erst klar – um sich dann demonstrativ vor das Team von Trainer Michael Köllner, das "mein vollstes Vertrauen genießt", zu stellen. Gorenzel meinte, er werde "hier keine Unruhe aufkommen" lassen.
Löwen-Coach Köllner schwänzt Pressekonferenz
Nach dem Spiel sorgte ein sonst so redseliger Löwe, der sich bereits im Vorfeld wortkarg und grantig gezeigt hatte, für Unruhe: Köllner selbst. Der Chefcoach schwänzte TV-Interview und Pressekonferenz. Die offizielle Version der Löwen: Heiserkeit. "Es war ein intensives Spiel, deshalb hat Michael keine Stimme mehr", meinte Gorenzel entschuldigend. Ob's wirklich nicht mal mehr für ein paar Worte gereicht hätte?
Gorenzel jedenfalls meinte nach dem Sieg: "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, hatten im Vergleich zu den letzten Spielen den Fokus von Beginn an und dann auch das 1:0 erzielt."
Einziges Problem: Danach ließ sich 1860 vom VfL gefährlich vor den eigenen Kasten drängen und musste sich bei Torhüter Marco Hiller bedanken, der gegen Robert Tesche (50.) und Maxwell Gyamfi (75.) mit zwei Riesen-Paraden den Sieg – und die Null – festhielt.
Skenderovic: "Leider waren wir mit dem Ball nicht so überragend"
VfL-Coach und Weltmeister-Bruder Tobias Schweinsteiger konnte die Pleite nur schwerlich verdauen. Wobei man seinen Worten auch nur schwer widersprechen konnte: "Die deutlich bessere und agilere Mannschaft, die mehr Intensität aufs Feld gebracht hat, fußballerisch mehr Lösungen gefunden hat, hat heute 0:2 verloren."
Gorenzel relativierte diese Ansicht: "Es war klar, dass es bei der hitzigen Atmosphäre eng werden würde, wir die eine oder andere brenzlige Situation zu überstehen haben." Türöffner Verlaat und Deckel-Draufmacher Skenderovic wurden deutlicher. Man sei phasenweise "hinten nur geschwommen", so Verlaat. Skenderovic: "Leider waren wir mit dem Ball nicht so überragend. Da ist noch sehr viel Luft nach oben."
Sei's drum, die drei Punkte sind inzwischen längst in München-Giesing angekommen. Deichmann zur Frage, wie verdient der Dreier denn sei: "Keiner kann uns heute Mentalität und Einsatz absprechen. Letzte Saison haben wir solche Spiele nicht gewonnen. Heute war es ein dreckiger Sieg!" Gerade diese Statement-Siege sind es, die in der Gesamtabrechnung der Tabelle am Ende den Unterschied ausmachen.