Mit Mega-Star Tom Brady: Als die NFL München kaperte
München - Die Fußballstadt, einmal ganz anders. Am 13. November, da war München die American-Football-Stadt. Die NFL war für ein Spiel, das erste dieser Art in Deutschland, in der Allianz Arena zu Gast. Als Superstar Tom Brady und die Tampa Bay Buccaneers die Seattle Seahawks mit 21:16 bezwangen, da lag die Aufmerksamkeit von ganz Sportdeutschland auf diesem Event.
Riesen Andrang: Münchner verrückt nach NFL
Schon vier Stunden (!) vor Kick-off des Munich Game war die Esplanade vor der Arena überfüllt. Der Andrang an den offiziellen NFL-Merchandiseständen nach Trikots, Schals, Mützen war so gewaltig, dass die kaufwilligen Kunden zwischenzeitlich nur noch per Blockabfertigung vorgelassen wurden.
Wie groß das Interesse war, zeigte nicht nur die Zahl von drei Millionen Tickets, die die NFL hätte verkaufen können. Auch an den Ticketschaltern, an denen VIPs und Reporter ihre zurückgelegten Akkreditierungen abholen konnten, kam es noch zu teils aberwitzigen Szenen. Manche Fans bettelten so verzweifelt wie freilich völlig erfolglos um eine der längst nicht mehr vorhandenen Karten - um dann frustriert davonzuziehen.
Promi-Dichte sehr hoch
Im Stadion waren die Ränge schon beim Aufwärmen der Teams fast vollständig besetzt. Rund um die Pregame-Show mit dem singenden Maskenmann Cro traf dann auch die Prominenz zum Schaulaufen ein. Markus Söder drehte kleine Videoclips, neben der 40-Yard-Linie tummelten sich dann auch Mannschaftsteile aus den Reihen des FC Bayern. Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala, Kingsley Coman, Serge Gnabry, Leroy Sané. Lisa Müller und Ehemann Thomas winkten im dritten Viertel von der Haupttribüne in die Kamera.
Große Einheit und Hammer-Stimmung: Football-Familie vereint
Sie wurden Zeuge eines so stimmungsvollen Nachmittags, einer so mitreißenden Party, wie ihn die Arena bei den Spielen des FC Bayern nur selten erlebt. Das ganze Stadion sang, die ganze Zeit über, aber besonders kurz vor Ende - die gesamte Arena stimmte den Evergreen "Country Roads" an. Die Football-Family war in diesen Stunden eine große Einheit, sie hatte ein neues Zuhause gefunden im Münchner Norden. Country Roads. Take me home to the place I belong.
An diesem Sonntag gehörte nur der Football in die Arena, wo die Bayern-Profis bei der Vorstellung durch den Stadionsprecher im dritten Viertel zu allem Überfluss auch noch ausgepfiffen wurden. Die weiten Pässe von Quarterback-Superstar Tom Brady und die fünf Touchdowns der Partie wurden frenetisch bejubelt, mit einem Lärmpegel, den man an gleicher Stelle so auch mal bei entscheidenden Toren in der K.o.-Runde der Champions League vernimmt. Nicht aber bei einem banalen Bundesligaspiel vor meist bräsiger Kulisse.
"Es gewinnen am Ende die Roten"
Eine der wenigen Gemeinsamkeiten: Die Allianz Arena ist frei nach Gary Lineker eine Sportstätte, in der zwei Mannschaften auf einem grünen Rasen gegeneinander antreten, und am Ende gewinnen die Roten. Ob im Fußball die Bayern oder im Football die Bucs.
Entsprechend begeistert zeigten sich später die Akteure nach ihrem Debüt in Germany. Julio Jones, der für Tampa den ersten NFL-Touchdown auf deutschem Boden vollbracht hatte, schwärmte von der "Energie der Fans", der "einzigartigen Atmosphäre".
Tom Brady: "Es geht nicht besser!"
Und Topstar Brady meinte: "Eines der großartigsten Erlebnisse, das ich je im Football hatte. Und das heißt etwas nach 20 Jahren in meiner Karriere. Ich bin sehr dankbar, dass ich Teil dieses Erlebnisses sein durfte. Es bleibt eine Erinnerung für mein ganzes Leben. Es geht nicht besser!" Auch weil, wie er sagte, er bewegt gewesen sei von der Stimmung gegen Ende des Spiels mit den Country Roads.
Zurück bleibt eine verzauberte Stadt. Mit kaputtem Rasen, doch die NFL zahlte der Arena einen neuen. Alles gut also. NFL-Commissioner Roger Goodell erklärte, "dass wir in den kommenden vier Jahren in Deutschland spielen und mindestens vier Spiele bestreiten werden". Tendenz: mehr.
Womit an diesem Sonntag deutlich wurde, dass die NFL tatsächlich angekommen ist in Deutschland. Die Reise auf dem langen Erfolgsweg darf die NFL gerne noch öfters in den Münchner Norden führen. To the place it belongs.