Tränen trocknen!
Der Traum vom WM-Titel ist geplatzt – vorerst! Es gibt dennoch (mindestens) elf gute Gründe, sich über dieses deutsche Team zu Freude. Es ist, laut Schweinsteiger, eines der besten der Welt.
CENTURION Untröstlich waren sie nach dem 0:1. Bastian Schweinsteiger vergrub sein Gesicht im Trikot von Andres Iniesta. Gerade so, als wollte er nach dem Halbfinal-Aus gegen die Spanier seine Tränen verstecken. Hansi Flick nahm den weinenden Philipp Lahm in den Arm. Es half alles nicht. Der Abend in Durban war zum Heulen, der vierte Stern nur noch eine Schnuppe. Auch in der Nacht – bei Bier und Schnitzel im Teamhotel Velmore Grande – war die Stimmung im Keller.
Doch tags darauf wirkten die Deutschen wieder gefasster. Trost für die zuvor so brillant aufspielende Mannschaft kam vor dem kleinen WM-Finale am Samstag gegen Uruguay (20.30 Uhr, ARD live) aus der ganzen Welt. Nicht nur Franz Beckenbauer („Der dritte Platz ist auch was wert“) lobte das Team. Auch der frühere brasilianische Weltmeister-Coach Carlos Alberto Parreira outete sich als Fan des DFB-Teams.
„Sie haben mich entzückt“, sagte er im „kicker“, „diese Technik, dieses Selbstvertrauen, dieses Spiel in die Spitze. Exzellent. Weltklasse.“ Deshalb meinte er: „Gegen Spanien kann man verlieren. Diese junge deutsche Elf hat Zukunft.“ Wohl wahr. Deshalb heißt es jetzt: Tränen trocknen! Es gibt (mindestens) elf Gründe, sich über dieses deutsche Team und auf die Partie gegen Uruguay zu Freude:
Das gute Gefühl
„Wir haben 2006 in Stuttgart gesehen, wie schön diese Spiele sein können“, sagte Philipp Lahm und erinnerte sich an die Party beim 3:1 gegen Portugal. „Wenn man gewinnt, geht man mit einem guten Gefühl nach Hause.“
Ein Pokal für Müller
Der Bursche aus Pähl am Ammersee, der gegen Uruguay wieder ran darf, ist der Favorit für den „Youth Player Award“. Am Freitag wird der beste WM-Nachwuchsspieler gekürt – und alles deutet darauf hin, dass der 20-Jährige Lukas Podolskis Nachfolger wird.
Der beste WM-Torschütze
Sollte Miroslav Klose, der an Rückenproblemen laboriert, wieder fit werden, könnte er noch WM-Torschützenkönig werden – und mit einem Treffer sogar Gerd Müller (14 Treffer) über- und WM-Rekordtorschütze Ronaldo (15 Treffer) einholen.
Die Nachwuchshoffnungen
Am Samstag, dies deutete Löw an, werden auch jene Jungstars ran dürfen, die bislang Ersatz waren: Dennis Aogo, Stefan Kießling und Serdar Tasci – alle könnten bei der EM 2012 zur Stammelf zählen.
Die Show für Löw
Die deutschen Stars können ihrem Wunschbundestrainer beweisen, dass sie für sein Bleiben spielen. So sagte Schweinsteiger: „Seitdem er bei der Nationalmannschaft ist, sind wir viel stärker geworden. Wir sind eine der besten Mannschaften der Welt.“ Bitte nochmal zeigen!
Die guten Aussichten
Löw selbst sagt: „Die Mannschaft ist noch in der Entwicklung. Sie wird noch viel Erfolg haben.“ Bei der EM 2012 und der WM 2014 könnte aus dem Titeltraum Realität werden.
Die begehrten Jungstars
Die DFB-Kicker sind europaweit gefragt. Aktuellstes Beispiel: Sami Khedira. Am Stuttgarter ist neben Chelsea nun auch Real Madrid interessiert.
Das Ende der Politiker-Sprüche
Bundespräsident Christian Wulff betätigt sich als Orakel – à la Oktopus Paul – und sagt den WM-Titel 2014 voraus. Außenminister Guido Westerwelle meint gar: „Ich habe immer aus Niederlagen mehr gelernt als aus Siegen.“ Lernen wie Westerwelle? Bitte nicht! Höchste Zeit, dass die Politiker endlich wieder Politik machen.
Nochmal Fußball
Bis zum Bundesliga-Start vergehen noch sechs Wochen. Das wird ganz schön zäh!
Nochmal Party
Das nächste Public Viewing steht erst 2012 bei der EM an. Also nochmal genießen, den Spaß!
Der freie Sonntag
Holland oder Spanien? Egal, muss man sich nicht anschauen.
jos, ps