Tenor nach Terror: "Aber mulmig ist uns schon"

Der 13. Bundesliga-Spieltag wird nach dem Terror in Paris kein normaler sein. Die Partien gehen in Hochsicherheitszonen über die Bühne. BVB-Coach Tuchel: "Es gibt kein Patentrezept."
Köln - Intensive Kontrollen, Polizisten mit Maschinenpistolen und Sprengstoffhunden, zahlreiche Sicherheitskräfte in Zivil, Gedenkminute in den Stadien: Der 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga wird nach dem 13. November bei allem Bemühen um Normalität kein normaler sein, die neun Arenen werden zu Hochsicherheitstrakten.
Aber auf den Rängen und dem Spielfeld wollen sich Fans und Spieler um die Rückkehr in den Fußball-Alltag bemühen. Der allgemeine Tenor nach dem Terror: "Wir wollen Spaß, aber mulmig ist uns schon."
Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern, sagte vor dem Topspiel beim FC Schalke 04: "Natürlich ist es nicht einfach. Leider passiert so etwas fast jede Woche in der Welt. Aber wir müssen leben. Es geht weiter."
Zu eventuellen mentalen Problemen seiner Spieler berichtete der Katalane: "Meine Kinder fragen mich: Warum? Warum? Warum? Spieler nicht. Sie sind okay und sehr intelligent."
Dennoch: Eine Woche nach den Anschlägen in Paris und der Spielabsage in Hannover steckt der Schreck noch in den Gliedern. Die Trainer waren als Psychologen gefordert, besonders jene mit Nationalspielern in den Kadern.
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"Es gibt kein Patentrezept. Wichtig ist, dass man zuhört. Denn ich selbst habe mehr Fragen als Antworten", erklärte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel vor der Abreise zum Freitagspiel in Hamburg.
Bremens Kapitän Clemens Fritz meinte trotzig: "Es ist wichtig, uns auf unser Leben zu konzentrieren. Ich lasse mir nichts kaputtmachen." Werder gastiert am Samstag beim VfL Wolfsburg, wo Polizeichef Hans-Ulrich Podehl in der "Bild"-Zeitung zitiert wurde: "An Präsenzpunkten in Stadionnähe werden Kollegen anders aussehen als sonst und anders bewaffnet sein als sonst."
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Allerorten sind die Fans angehalten, wegen der weitreichenden Kontrollen schon weit vor den Stadien früher als gewöhnlich anzureisen. Schon in den Zügen werden Sicherheitskräfte patroullieren. In Köln zum Beispiel öffnet das Stadion 30 Minuten früher als sonst. Statt der ansonsten 500 Ordner sollen 650 zum Einsatz kommen. Kölns Trainer Peter Stöger verkündete demonstrativ: "Wir lassen uns die Freude nicht nehmen."
Schalkes Mediendirektor Thomas Spiegel sagte vor dem Heimspiel gegen die Bayern: "Die aktuelle Situation fließt in unsere Sicherheitsmaßnahmen für ein Top-Spiel ein. Zu Details sagen wir grundsätzlich nichts. Wir wollen nicht die Falschen schlau machen."
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Dazu Stefan Reuter in der "Bild"-Zeitung: "Leider laufen viele Verrückte durch die Gegend, aber es muss weitergehen."
Bis auf Weiteres wird auf eine Intensivierung der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen gesetzt, zusätzliche Absicherungen wie Körperscanner und personalisierte Tickets sind noch nicht mehrheitsfähig. Nicht praktikabel, zu teuer - derzeit sind solche Installationen nicht mehr als Gedankenspiele. Zumal die Kosten für die Vereine schon wegen der zusätzlichen Ordnungskräfte steigen werden.
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Die finanziellen Mehraufwendungen für stärkeres Aufgebot an Polizeibeamten rund um die Arenen übernehmen indes die jeweils zuständigen Bundesländer. Auch der Stadtstaat Bremen, der ja ansonsten mit der Deutschen Fußball Liga respektive Werder Bremen im Kostenstreit über Zusatzaufwendungen bei Risikospielen liegt.
Insgesamt sind sich alle einig: Der Fußball, der Spaß, ist an diesem Wochenende das Wichtigste, um die Eindrücke der vergangenen Tage zu verarbeiten. Mit dem Anpfiff soll - zumindest vorübergehend - die Gedanken verdrängt sein.
"Ich habe den Herzenswunsch, dass alle Menschen, Fußballfans und Spieler, Nichtfußball-Fans, einfach alle, wieder zu einem unbeschwerten Leben zurückkehren können", meinte der Münchner Nationalspieler Jerome Boateng.