Sterne des Südens
FRANKFURT - Ohne die Bayern geht nichts in Löws WM-Elf. Zusammen mit einigen Stuttgartern bilden sie das Gerüst der Truppe. „Die anderen haben es dann leicht, sich in das System einzufügen“.
Der Kapitän ist ein Bayer. Okay, ein Franke: geboren in Bayreuth. Jürgen Raps (58), Chefpilot und Flugbetriebsleiter der Lufthansa, wird die Nationalmannschaft am Sonntagabend von Frankfurt aus zur WM in Südafrika nach Johannesburg fliegen. Zwei Co-Piloten, die Vize-Kapitäne, und 21 Flugbegleiter sind an Bord beim Jungfernflug mit dem Airbus 380. Auch die Kennung stimmt: LH 2010.
Mit Stefan Kießling, dem Lichtenfelser, ist auch ein Franke unter den 23 Auserwählten des WM-Kaders, doch der Stürmer wird nur die Rolle eines ungeduldigen Jokers einnehmen dürfen. In der Stammelf und selbst auf der Bank geben andere den Ton an – eine süddeutsche Fraktion: die Bayern, die Baden-Württemberger. Die Sterne des Südens sollen bei der WM die Kap-Stars werden.
Beim 3:1 in Frankfurt gegen Bosnien hat sich in der unterhaltsamen wie spielerisch beeindruckenden Nationalelf das WM-Team gefunden, allerdings erst in der zweiten Halbzeit. Im letzten Test, aber eben gerade noch rechtzeitig. Und die Prägung des Jahrgangs 2010 ist eine bayerisch-badenwürttembergische, man spricht süddeutsch. Kein Wunder bei sechs Stammspielern. Blockbildung einmal anders.
Da ist der Kapitän Philipp Lahm, geboren und aufgewachsen in München-Neuhausen. Weil Holger Badstuber in seinem zweiten Länderspiel auf der linken Abwehrseite überzeugte, darf Lahm wie beim FC Bayern auf der rechten Seite verteidigen und gerne auch treffen wie bei seinem Winkelschuss zum 1:1.
Die Mittelfeld-Zentrale bilden in Abwesenheit des verletzten Michael Ballack der neue Mr. Elfmeter, Bastian Schweinsteiger, und sein Assistent Sami Khedira vom VfB Stuttgart. „Die Rollenverteilung der beiden und die Feinabstimmung haben mir gut gefallen“, lobte Bundestrainer Joachim Löw. Das Herzstück der Mannschaft hat sich neu erfunden, das passt – und an Khedira hat der FC Bayern ja schon Interesse gezeigt. Sollte Mark van Bommel 2011 den Verein verlassen, den idealen Nachfolger kennen sie jetzt.
Auf rechts hat sich Thomas Müller in seinem zweiten Länderspiel bereits unverzichtbar gemacht, vorne dürfte Stuttgarts Cacau, dessen erster Verein in Deutschland immerhin Türk Gücü München war, den Vorzug vor Miroslav Klose erhalten. „Das könnte bei der WM ein VfB-Bayern-Block werden, federführend sind natürlich die Bayern“, sagte Paul Breitner, selbst 1974 mit sechs Bayern im Stamm der Nationalelf Weltmeister geworden. Breitner: „Wenn man Schweinsteiger, Lahm, Müller und Badstuber in dieser Saison erlebt hat, macht das Sinn. Die anderen haben es dann leicht, sich in das System einzufügen.“
Auch als Bankdrücker. Siehe die Joker Mario Gomez, vor einem Jahr von Stuttgart nach München gewechselt, oder Klose. Weiter auf der Bank aus der Riege der Südkicker: Serdar Tasci (VfB), die erste Alternative in der Innenverteidigung, Bayern-Rückkehrer Toni Kroos, der kreative Ersatz für Özil, dazu Pjotr Trochowski, der in der Bayern-Jugend gespielt hat. Plus Jörg Butt (FC Bayern) als dritter Keeper. Ach ja, auch Lukas Podolski war ja mal Teilzeit-Bayer.
Und da ist ja noch die Führungscrew: Joachim Löw, geboren in Schönau im Schwarzwald, sein Assistent Hans Flick kommt aus Heidelberg. Selbst Teammanager Oliver Bierhoff, halb Ruhrpottjunge, halb Italiener, so meint man, wurde in Karlsruhe geboren und lebt jetzt am Starnberger See.
Die Sterne des Südens – wer denkt da noch an Jürgen Klinsmann, den Mann aus Göppingen, der wo mal Sommermärchenbundestrainer war?
Patrick Strasser
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