Schweinsteiger, der Unverheiratete

Der WM-Star schenkt Freundin Sarah die Medaille – will aber von Trauringen (noch) nichts wissen. Auch Bayern mag er nicht ewige Treue schwören. Im Kapitänsstreit plädiert er für Ballack, den Ex.

CENTURION Gefühlschaos beim emotionalen Chef? Nun ja, zumindest ein bisschen. Dabei könnte Bastian Schweinsteiger, von Bundestrainer Joachim Löw schon vor dem Turnier als „Emotional Leader“ geadelt, in Sachen WM mit sich zufrieden sein. „Da ist ein weinendes Auge, weil wir das Finale verpasst haben“, sagte der Bayern-Star am Sonntag, „und da ist ein stolzes Auge vom Halbfinale“. Den Weltmeisterpokal wollte er eben haben, der ehrgeizige junge Mann aus Oberaudorf.

Löw attestiert ihm „Weltklasse“ im zentralen, defensiven Mittelfeld. Für ARD-Experte Günter Netzer ist er der herausragende deutsche WM-Spieler. Für die Fifa war Schweinsteiger ein Kandidat für den Goldenen Ball, er zählt also zur Top Ten aller WM-Spieler. Doch ein dritter Platz ist Schweinsteiger zu wenig. „Mein Ziel war es, den Titel zu gewinnen“, sagt er. Und: „Klares Ziel ist jetzt der EM-Titel 2012.“ Er sieht sich als Unvollendeten. Und irgendwie ist der Mann, mit seinen bald 26 Jahren und den 81 Länderspielen, auch der Unverheiratete – in dreierlei Hinsicht:

Sarah Brandner:

Sie hat die Bronzemedaille, doch auf den Ehering muss Schweinsteigers Freundin wohl noch ein Weilchen warten. So suchte Schweinsteiger nach dem 3:1 gegen Uruguay die Nähe seiner Model-Freundin, lief zum VIP-Bereich der Tribüne in Port Elizabeth und ließ ihr von einem guten Freund die Trostpreis-Plakette übergeben. Eine schöne Geste. Geht es jedoch um eine Heirat, will sich Schweinsteiger, der mit seiner Sarah seit 2007 ein glückliches Paar bildet, noch Zeit lassen. Auf die Frage, ob er an Hochzeit denke, sagt der Star in „BamS“: „Nein, das überlasse ich lieber dem Philipp (Kollege Lahm heiratet am Mittwoch seine Claudia, d.Red.). Der ist ja jetzt an der Reihe.“

FC Bayern:

Natürlich wabern Gerüchte durch Europa. Real Madrids neuer Coach Jose Mourinho wolle Schweinsteiger verpflichten. Der unvermeidliche FC Chelsea bekunde Interesse. Und dann wäre da noch das skurril anmutende Tauschangebot von Juventus Turin: Diego für Schweinsteiger. Kein Wunder, dass die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge abwinken und Schweinsteiger für unverkäuflich erklären. Auch er selbst will nicht vertragsbrüchig werden. Er respektiere seinen bis 2012 laufenden „Vertrag wirklich sehr“. Auch Trainer Louis van Gaal ist er sehr dankbar: „Ich habe enorm von ihm profitiert, sportlich und mental.“

Dennoch träumt er vom Wechsel ins Ausland. „Bayern war der Traumverein meiner Kindheit, und ich habe es Gott sei Dank geschafft, für ihn zu spielen“, sagt er der „Welt am Sonntag“, „aber als Spieler setzt man sich immer neue Ziele.“ Deshalb stellt er fest: „Ich kann und will nicht sagen, dass ich mit dem FC Bayern verheiratet bin.“

Philipp Lahm:

Und mit seinem Bayern- und DFB-Kollegen – im übertragenen Sinn – auch nicht. Im DFB-Kapitänsstreit – Lahm will die Binde nicht mehr an Michael Ballack abgeben – schlägt sich Schweinsteiger auf Ballacks Seite. „Er ist Kapitän dieser Mannschaft“, sagt er, „und wenn er zurückkommt, wird er auch wieder die Binde tragen.“ Zwar habe Lahm seine Sache in Südafrika gut gemacht, aber er habe das Amt nur „wegen Michaels Verletzung übernommen“.

Er selbst brauche übrigens keine Binde. Und auch keine Eheringe. So ist er, der neue Schweinsteiger – unberechenbar für Gegenspieler, Mitspieler, Freundin. Wobei sich die hübsche Sarah, dies ist nicht zu übersehen, seiner am sichersten sein kann.

Jochen Schlosser