Nationalelf gewinnt 2:0 gegen Aserbaidschan: Für Berti hat’s gereicht
BAKU - Freude beim mühsamen 2:0 der Nationalelfin Aserbaidschan machen nur die Treffer der beiden Bayern-Stars Schweinsteiger und Klose. Netzer nörgelt: „Eine sehr schlechte Leistung“.
Wer sich schon mal Gedanken über das Wort Pflichtspiel gemacht hat, dem wurde es am Mittwochabend zur Vorabendserienzeit über 90 Minuten vor Augen geführt. Ein Pflichtspiel, das sind diese Auftritte in den Qualifikationsspielen gegen emsige, aber überforderte Arbeiter des Fußballs wie die Aserbaidschaner. Mal werden es torintensive Partien wie gegen Liechtenstein, mal quälend zähe wie in früheren Zeiten gegen Albaner oder Menschen von den Färöer Inseln.
Diesmal wurde es ein 2:0 durch Tore von Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose vor 30000 Zuschauern im zugigen Tofik-Bachramow-Stadion von Baku. Und tatsächlich: Es blies die Abwehr um Chef Mertesacker einige Male kräftig durcheinander, so aufmüpfig griffen die Aserbaidschaner von Trainer Berti Vogts an. „Wir haben gute Chancen rausgespielt, mehr geht nicht“, so der Ex-Bundestrainer. Ein überraschend frecher Auftritt der Elf, die in der Fifa-Weltrangliste auf Position 137 liegt – eingerahmt von Äthiopien und Neukaledonien. Die Orientierungslosigkeit der Abwehrviererkette von Lahm, Mertesacker, Tasci (erhielt den Vorzug vor Herthas Friedrich) und Schäfer machte Bundestrainer Joachim Löw zu schaffen, seine Contenance wie seine Frisur waren schnell dahin an der Seitelinie.
Nach dem Schlusspfiff hatte er sich aber schnell wieder gefangen. „Wir haben mit den drei Punkten unseren Auftrag erfüllt“, sagte der Bundestrainer. Was nicht bedeutete, dass er zufrieden war: „In der Struktur und der Ordnung hatten wir Probleme“, kritisierte Löw, „Der Rhythmus hat über weite Strecken gefehlt, nach dem 2:0 war das Tempo nicht mehr hoch genug, die Präzision im Passspiel hat gefehlt. Aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben.“
Dafür sorgten die Bayern-Stars. Philipp Lahm war noch der zuverlässigste Verteidiger, Bastian Schweinsteiger schaffte mit einem feinen, allerdings auch abgefälschten Linksschuss von der Strafraumgrenze für das 1:0 (12.) – es war sein 19. Tor im 68. Länderspiel. Vorne rackerten sich Mario Gomez und der wieder genesene Miroslav Klose ab, gemeinsam sorgte der Bayern-Sturm für das erleichternde 2:0. Nach Sitzfußball-Pass von Schweinsteiger hämmerte Gomez den Ball an die Latte, Klose verwandelte den Abpraller per Kopf (54.) – zwei Treffer, zwei Münchner Produktionen, Bayern vor. Klose bestand den Fitness-Test, könnte am Samstag in der Allianz Arena gegen Werder Bremen eingesetzt werden.
Jetzt, da er den Vereins-Chef eingeholt hat. Mit seinem Tor zum 2:0 kletterte er auf den geteilten fünften Platz der ewigen Torjägerliste des DFB. 45 Treffer hat er (in 89 Länderspielen) erzielt – genau wie Karl-Heinz Rummenigge.
Auch Klose war nicht zufrieden. „Mit meinen drei Chancen hätten drei Tore fallen müssen“, übte er Selbstkritik. Schweinsteiger cool: „Die Pflichtaufgabe haben wir erfüllt, das eine oder andere Tor mehr wäre aber nicht schlecht gewesen.“ ARD-Experte Günter Netzer schimpfte: „Das war eine sehr schlechte Leistung der DFB-Elf in der zweiten Halbzeit. Da wurden unnötig Bälle verloren, wurde keine gute Deckungsarbeit abgeliefert. Das geht gegen Russland schief.“
Für Bertis Jungs hat’s gereicht. Am 10. Oktober in Moskau gegen die Russen wird wohl die Entscheidung über Platz eins in Gruppe vier fallen. „Da müssen wir besser Fußball spielen“, meinte Schweini. Korrekt. ps