Jogi sucht den Superstar
Nach dem Ausfall von Lars Bender kämpfen aktuell 26 Spieler um 23 WM-Plätze. Wie Joachim Löws Auswahl läuft, wer das größte Potenzial zum strahlenden Superstar hat und wer um den Recall zittern muss.
St. Martin - Als Per Mertesacker endlich da war, fiel ihm Bundestrainer Jogi Löw in die Arme. Der Arsenal-Verteidiger war nach der Geburt seines zweiten Kindes am Freitagmittag mit zwei Tagen Verspätung im Passeiertal eingetroffen, am Abend sollten auch Philipp Lahm und Manuel Neuer zum DFB-Team stoßen.
26 Kandidaten sind es jetzt, die im Trainingslager in Löws großem WM-Casting antreten. Auch am Freitag musste der Bundestrainer einen Rückschlag verkraften – Lars Bender reiste verletzt ab, ist raus für Brasilien. Der Rest kämpft um 23 Startplätze.
Um den Recall, wenn man so will. Am 2. Juni, dem Tag nach dem Test gegen Kamerun, wird Löw seinen endgültigen WM-Kader bekannt geben. Dann stellt sich die große Frage, wer Deutschland in Richtung WM-Titel tragen soll. Einen echten Superstar, den gibt es nämlich nicht. Noch nicht.
„Die Gruppe, die zur WM fährt, kann auch den Titel holen“, ist Teammanager Oliver Bierhoff überzeugt. Wie Löws WM-Casting läuft, wer das größte Potenzial zum strahlenden Sieger hat und wer um den Recall zittern muss: Jogi sucht den Superstar!
DIE JURY
Löw, Flick, Köpke. Keiner so harsch wie Dieter Bohlen im Original, das Trio muss allerdings auch keine talentfreien Totalausfälle zerfleddern. Aktuell stecken die drei in Südtirol ihre Köpfe zusammen. Bei DSDS geht’s nach dem ersten Casting meist auf die Malediven.
Der DFB zieht am 1. Juni nach Mönchengladbach weiter, bevor es am 7. Juni nach Campo Bahia in Brasilien geht. Erste Entscheidung: Bundestorwarttrainer Andreas Köpke und Löw haben sich auf Marc-André ter Stegen als möglichen Nachrücker festgelegt, falls Neuer ausfällt.
DIE TOP-KANDIDATEN
Das Zeug zum WM-Topstar haben viele, die Form dafür aktuell leider nur die Dortmunder Marco Reus und Mats Hummels – und Zweiterer war bei Löw zuletzt nicht mal gesetzt. Vom FC Bayern bietet sich aktuell allenfalls der WM-Torschützenkönig von 2010, Thomas Müller, als WM-Held an.
Mesut Özil, der Star der WM-Qualifikation, spielte zuletzt zu unbeständig. Vom verletzten Bastian Schweinsteiger (Patellasehnenentzündung), der nach wie vor nur individuell trainiert, darf man auch keine Wunderdinge erwarten.
GEHEIMFAVORITEN
Miro Klose (siehe Seite 28) ist überzeugt, rechtzeitig in WM-Form zu sein, er will den WM–Torrekord von Ronaldo. Sami Khedira (Real Madrid) würde gerne mit dem Hochgefühl eines Champions-League-Siegers am Montag nach Südtirol einschweben, dann seine positive Aura aufs ganze DFB-Team übertragen.
Seine Genesung in nicht mal fünf Monaten von einem Kreuzbandriss ist schon ein kleines Sommermärchen. „Er ist auf einem sehr guten Weg“, sagt Hansi Flick. Mario Götze hat hingegen den Vorteil, topfit zur WM zu fahren – bei Bayern spielte er nur sehr dosiert.
Und Neuer könnte im Bestfall in die Fußstapfen der Elferhelden Toni Schumacher, Bodo Illgner und Jens Lehmann treten. Sollte seine Schulter ausheilen, ist Neuer auch WM-fit. „Er braucht das Läuferische nicht so sehr, deshalb wird er nicht viel verlieren“, sagt Klose über den Kollegen.
Jokerpotenzial haben Lukas Podolski, André Schürrle und Kevin Volland – wenn sie ihre Einsätze nicht verhauen.
MÜSSEN UM RECALL ZITTERN
Drei Mann muss Löw noch aus seinem vorläufigen Aufgebot streichen. Am wahrscheinlichsten trifft es die unerfahrenen Erik Durm, Skhodran Mustafi und Matthias Ginter – während sich Christoph Kramer seines WM-Tickets nach Benders Ausfalls als Khedira-Backup fast schon sicher sein kann.
Mustafi legte gestern einen knuffigen, weil schüchternen und sympathischen Auftritt vor einer anderen Jury hin: den Journalisten. Dass sich einer von denen erkundigte, wie man seinen Namen richtig ausspricht? Hat eher das Jurymitglied disqualifiziert – nicht den Kandidaten.
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