"Es ist so bitter!" - Spanien stoppt Deutschland im Halbfinale

DURBAN - Deutschland scheitert im WM-Halbfinale an Spanien. Ein Kopfballtor von Puyol entscheidet. Kapitän Lahm: „Die Enttäuschung ist sehr groß!“ Franz Beckenbauer tröstet: „Diesem Team gehört die Zukunft“
Sie haben Millionen begeistert. Sie haben die internationale Konkurrenz geschockt, haben England (4:1 im Achtelfinale) und Argentinien (4:0 im Viertelfinale) gedemütigt. Doch im Halbfinale der Weltmeisterschaft war Endstation für Jogi Löws junge Gipfelstürmer. Deutschland unterlag Spanien 0:1.
Statt zum großen Finale am Sonntag gegen die Niederländer müssen Schweinsteiger und Co. nun am Samstag gegen Uruguay um Bronze ran. Wie schon bei der Heim-WM vor vier Jahren bleibt Deutschland er große Coup versagt. Wie im EM-Finale vor zwei Jahren siegte Spanien 1:0.
Kapitän Philipp Lahm konstatierte frustriert: „Es ist so bitter, wenn man im Halbfinale ausscheidet. Die Enttäuschung ist sehr groß. Wir hatten uns heute sehr viel vorgenommen, aber es ist uns nicht gelungen. Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit nicht gut und nicht mutig genug nach vorn gespielt. Spanien ist eine sehr starke Mannschaft. Man hat nur alle vier Jahre die Chance, in einem WM-Halbfinale zu stehen.“
Franz Beckenbauer, Weltmeister 1974 (als Spieler) und 1990 (als Teamchef), konnte Lahm gut verstehen. „Klar dass man jetzt am Boden ist, aber Platz drei ist ja auch etwas wert. Man muss jetzt nochmal den inneren Schweinehund überwinden am Samstag gegen Uruguay – und mit Platz drei nach Hause kommen. Dann hat die deutsche Mannschaft eine sehr gute WM gespielt. Da brauchen sie den Kopf überhaupt nicht hängen lassen. Dieser jungen Mannschaft gehört die Zukunft. Um den deutschen Fußball brauchen wir uns keine Sorgen machen.“
Bayerns Ehrenpräsident hatte vorher schon gewusst: „Das wird die erste große Zerreißprobe.“ Und sah sich hinterher bestätigt. „In der zweiten Halbzeit haben die Spanier hervorragend gespielt. Die Deutschen mussten immer hinterherlaufen. Das zermürbt.“
Löw musste sein Erfolgs-Team auf einer Position ändern. Für den gelb-gesperrten Thomas Müller kam Ex-Bayer Piotr Trochowski (jetzt HSV) in die Anfangself. „Er hat im Training sehr gute Leistungen gezeigt“, begründete Löw-Assistent Hansi Flick die Entscheidung des Bundestrainers. Doch Spanien übernahm gleich das Kommando. Neuer rettete vor Pedro (6.), Puyol köpfte knapp drüber (14.). Die erste deutsche Chance nach 31 Minuten. Trochowski zwang Spaniens Keeper Casillas mit einem 25-Meter-Schuss zur Glanzparade. Wesentlich mehr Chancen, vor allem nach der Pause, erspielten sich die Spanier. Glück für Keeper Neuer und Co., dass Xabi Alonso zweimal (48., 50.) knapp das Ziel verfehlte.
Bundestrainer Löw reagierte, wechselte den offensiv stärkeren Marcell Jansen für Boateng, der einen ziemlich nervösen Eindruck machte, ein (52.). Doch abermals kamen die Spanier zu ihrer Chance. Ihr Top-Torjäger David Villa (schon fünf WM-Treffer) schoss aber auch knapp daneben (55.). Die Spanier erhöhten den Druck. Neuer rettet vor Xabi Alonso, Pedro verfehlte das DFB-Tor nur um Zentimeter (beide Chancen in Minute 58). Löw zog seinen zweiten Joker, brachte den Neu-Bayern Toni Kroos für Trochowski (62.). Doch Spanien blieb dominant. Neuer musste sich bei einem Schuss von Villa (67.) erneut strecken. Ein Lichtblick: Nach Flanke von Podolski prüfte Kroos den spanischen Nationaltorwart (69.) Die beste Chance der DFB-Elf.
Hoffnung keimte auf. Und wurde gnadenlos zunichte gemacht. Nach einer Ecke von Xavi rammte Abwehrchef Puyol – unter tatenloser Bewunderung der DFB-Abwehr – den Ball zum 1:0 ins Netz (73.). Auch Löws vermeintlich letzter Trumpf Mario Gomez (kam für Khedira/81.) stach nicht. Spanien triumphierte – und die schwarz-rot-goldenen Vuvuzelas verstummten.
F.M., ps