EM-Stadt Amsterdam: Das Stadion des Königs
Amsterdam - Einer der größten Abende in der Geschichte dieser Arena war sicherlich jener im Oktober 2009, als ein gewisser Louis van Gaal öffentlich die ersten 21246 Tage seines Lebens rekapitulierte.
Van Gaal stellt legendäres Buch vor
Auf einer Bühne vor der Nordtribüne hatte sich der damalige Bayern-Trainer aufgebaut und vor geschlossener Gesellschaft von fast 500 Gästen sein Buch sowie die vierjährige Entstehung desselben präsentiert. Er hatte alles aufgeschrieben über sich und den Fußball.

Heraus gekommen waren 243 Seiten Biografie und 147 Seiten Fußball, gebündelt in einem roten Schuber, 50 Euro teuer, aber natürlich eher unbezahlbar, wenn auch nur auf holländisch erhältlich.
Ein "Best of" daraus trug der Meister an jenem so denkwürdigen, wenn auch lausig kalten Abend höchstselbst vor, an seiner alten Wirkungsstätte: ein nur schwer zu überbietendes Spektakel - würde LvG sicher auch heute noch sagen.
Die im August 1996 eröffnete Amsterdam Arena heißt längst nicht mehr so, und zu LvGs völligem Unverständnis ist sie heute nicht nach ihm benannt, sondern nach einem anderen großen Holländer: Fußball-König Johan Cruyff.

Am 25. April 2018, dem Geburtstag des 2016 Verstorbenen, wurde das neue Logo der Arena vorgestellt. Schon bei der EM 2000 hatte das 55.000 Plätze fassende Stadion einige Partien erlebt, darunter das Halbfinal-Aus der Elftal unter Chefcoach Frank Rijkaard: 1:3 im Elfmeterschießen gegen Italien. Nur Patrick Kluivert traf, Frank de Boer, Jaap Stam und Paul Bosvelt verschossen, schon in der regulären Spielzeit hatten de Boer und Kluivert Strafstöße vergeben.
Schlechtes Karma also.
Das kann man aus Touristensicht von Amsterdam nun wirklich nicht sagen. Mit der Bahn ist man vom Stadion aus in einer Viertelstunde in der City der 870.000-Einwohner-Metropole, wo allein schon das Gebäude des Hauptbahnhofs aus dem späten 19. Jahrhundert ein Hingucker ist. Von hier aus liegt einem die Stadt zu Füßen, erkundbar am besten zu Fuß oder per Leihrad. Ungezählte Fußballfans sind hier schon pfeilgerade links abgebogen, Richtung De Wallen, dem weltbekannten Red Light District. Ebenfalls beliebt: die "Heineken Experience" mitten im Stadtzentrum. Hier kann man einiges über die Geschichte und die Entstehung dieses beliebten Getränkes erfahren, und: Es darf auch gebechert werden!
James Bond und Grachtenfahrten
Wohl bekannt von diversen James-Bond-Verfolgungsjagden: die mehr als hundert Grachten, das verzweigte Kanalsystem, das die Stadt seit dem 17. Jahrhundert durchzieht. Mit etwas weniger Tempo als im Film geht es bei einer lauschigen Grachtenfahrt zu, bei der man die Stadt mal vom Wasser aus kennenlernt. Geht auch als Hop-on-Hop-off-Tour. Ein längerer Stopp lohnt sich im Vondelpark und im schicken Viertel Jordaan: Hier locken zahllose Shops, Cafés und Restaurants.
Museen gibt es natürlich auch jede Menge: Anne-Frank-Haus an der Prinsengracht, Van-Gogh-Museum in der Paulus Potterstraat oder Rijksmuseum mit Vermeer und Rembrandt & Co. Auch der Königspalast am Dam Platz macht einiges her.

Und dann ist da ja noch das Meer: kilometerlange Sandstrände, alles gar nicht so weit weg von der City. Bis zum Städtchen Noordwijk braucht man mit dem Auto keine Dreiviertelstunde, und wem das Schicksal hold ist und wer immer brav den Teller leer gegessen hat, dem begegnet dort womöglich glatt the one & only Fußballgott: Louis van Gaal. Aber bitte keine Grüße von Uli Hoeneß ausrichten! Könnte gefährlich werden.
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