EM-Städte: Der Thriller von Sevilla
Sevilla - Auf den letzten Drücker hat es auch noch Sevilla zur Austragungsstadt der Europameisterschaft 2021 geschafft. Weil das im Baskenland gelegene Bilbao der Uefa den gewünschten Einlass von Zuschauern nicht garantieren konnte, rückte die andalusische Metropole als Ersatzausrichter nach. In Sevilla plant die Uefa nun - trotz Corona-Pandemie - mit 18 000 Zuschauern. Platz finden die im Estadio La Cartuja de Sevilla, wo 60 000 Menschen reinpassen.
Allerdings normalerweise nur in Ausnahmefällen bei Fußballspielen. Das spanische Pokalfinale wird in dem Olympiastadion zwar seit 2020 und noch bis 2023 ausgetragen. Die beiden ansässigen Erstligaklubs FC und Betis Sevilla spielen aber jeweils in ihren eigenen Arenen. Eröffnet wurde das Stadion 1999, pünktlich zur Leichtathletik-WM, weshalb es auch über eine Laufbahn verfügt.
Sevilla: Drei Vorrundenspiele und ein Achtelfinale
Neben Sportveranstaltungen wie dem Finale des Uefa-Pokals 2003 und schon zwei Endspielen des Davis Cup (2004, 2011) finden hier regelmäßig auch Konzerte statt. In den Bau integriert ist auch noch ein Sportmuseum. In den vergangenen Wochen wurde das Stadion zuletzt ein wenig zweckentfremdet und als Massenimpfzentrum im Kampf gegen das Coronavirus genutzt.
Bei der EM werden hier nun die drei Vorrundenspiele der spanischen Nationalelf sowie ein Achtelfinale ausgetragen - möglicherweise sogar mit deutscher Beteiligung, falls die Nationalelf in ihrer Gruppe F Dritter werden sollte. Das könnte dann die Rückkehr an einen historischen Ort bedeuten. Sevilla? Da war doch schließlich was! Na klar, die legendäre Nacht von Sevilla, die auch als Thriller von Sevilla in die Fußballgeschichtsbücher eingegangen ist. Am 8. Juli 1982 standen sich damals Deutschland und Frankreich im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegenüber - allerdings im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, "La Bombonera", wie die Heimspielstätte des FC Sevilla auch genannt wird.
Nach 90 hitzigen Minuten hatte es damals 1:1 gestanden und Toni Schumacher mit seinem grenzwertig harten Einsteigen gegen Patrick Battiston in der 57. Minute für den negativen Höhepunkt gesorgt. Der deutsche Torhüter war seinem Gegenspieler beim Herauslaufen entgegengestürmt und traf ihn mit seinem Becken am Kopf. Battiston blieb mehrere Minuten bewusstlos am Boden liegen und musste schließlich mit angebrochenem Halswirbel und einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. In den französischen Zeitungen war deshalb am nächsten Tag von den bösen Deutschen und üblen Vergleichen aus der Kriegsvergangenheit zu lesen.
In Sevilla: Erstes Elfmeterschießen der WM-Geschichte
In der Verlängerung ging Frankreich zunächst mit 3:1 in Führung, bevor der eingewechselte Karl-Heinz Rummenigge zum Anschluss und Klaus Fischer schließlich zum 3:3 trafen. Sein spektakulärer Fallrückzieher wurde später zum Tor des Jahres gewählt. Als Höhepunkt des Dramas kam es dann - zum ersten Mal überhaupt bei einer Weltmeisterschaft - zum Showdown aus elf Metern. Horst Hrubesch verwandelte den entscheidenden Schuss vom Punkt schließlich zum 5:4 im Elfmeterschießen.

Im Finale musste die deutsche Mannschaft sich dann allerdings Italien mit 1:3 geschlagen geben.
Folgt nun knapp 40 Jahre später die Fortsetzung im Thriller von Sevilla? Zumindest eine kleine war der Krimi um den Ausrichterstatus ja bereits.