Béla und Belo: Réthys fünf Highlights bei der WM
München - Eine der bekanntesten Stimmen der Fußball-Übertragungen im deutschen Fernsehen sagt diesen Mittwoch "Adeus!", also: Lebewohl! Béla Réthy kommentiert im ZDF an seinem 66. Geburtstag (!) das zweite WM-Halbfinale zwischen Marokko und Frankreich, an seiner Seite Ex-Bayern-Stürmer Sandro Wagner als Experte. Anschließend geht der in Wien geborene Réthy in die öffentlich-rechtliche Rente.
Réthy freut sich, als Fan ins Stadion zu gehen
Was danach kommt? Offen. Ganz bewusst. Keine Termine, kein Stress mehr. "Ich freue mich sehr darauf, als Fan ins Stadion zu gehen, ganz einfach. Mal was reinrufen, mal anfeuern. Mich amüsieren", sagt Réthy, der genau abwägen wird, wenn demnächst Angebote anderer Sender reinkommen, ob er nicht doch lieber Zeit verbringt mit seinem 15 Monate alten Enkel Jonathan ("Ein großes Geschenk!").
Katar ist seine zehnte und letzte WM im Einsatz fürs ZDF, für das er seit 1991 Live-Spiele kommentiert, beginnend mit einem U16-Spiel zwischen Deutschland und Irland. Seine tiefe Stimme ist verbunden mit dem Golden-Goal von Oliver Bierhoff in der Verlängerung des EM-Finals 1996 gegen Tschechien sowie mit den WM-Endspielen 2002, 2010 und 2018 (dieses Mal ist die ARD dran). Für sein "Abschiedsspiel" hat er sich keine "letzten Worte" zurechtgelegt, dafür ist er nicht der Typ. Er will "seinen Gefühlen freien Lauf lassen" wie er sagt. Spontan.
Emotionalste Réthy-Spiele: Die Tragik beim WM-Finale 2002
Vor einem der emotionalsten Abende seiner Kommentatoren-Laufbahn nahm sich Réthy für die Abendzeitung noch die Zeit, seine fünf persönlichen WM-Momente herauszupicken:
1) Anfang in einer Halle:
"Für die Sportgeschichte kein besonderes Spiel, das 1:1 von Gastgeber USA gegen die Schweiz - aber für mich ein Meilenstein, weil es mein allererstes WM-Spiel war, das ich kommentieren durfte. Gespielt wurde 1994 erstmals in einer Halle, dem Pontiac-Silverdome nahe Detroit, Michigan. Der Anstoß war um elf Uhr Ortszeit, damit es in Europa zur Primetime gesendet werden konnte."
2) Kahn, der tragische Titan:
"Zum ersten Mal überhaupt trafen diese beiden Giganten der WM-Geschichte in einem Pflichtspiel aufeinander. Und dann diese Tragik im Yokohama International Stadium vor den Toren Tokios als DFB-Torhüter Oliver Kahn, zum besten Spieler der WM 2002 in Japan und Südkorea gewählt, den Schuss von Rivaldo nicht festhalten konnte und Ronaldo abstaubte. Das 0:1 bei jenem 0:2."
Das 7:1 gegen Brasilien - ein Spiel, auf das Réthy immer wieder angesprochen wird
3) Beginn des Sommermärchens:
"Ein wunderbar sonniger Tag in München. Das Eröffnungsspiel der WM 2006 in Deutschland stand sinnbildlich dafür, was in den nächsten vier wundervollen Wochen passieren sollte: Der Fußball, der Gastgeber und die stets offene und kommunikative Nationalelf um Bundestrainer Jürgen Klinsmann zeigten sich von der besten Seite. Philipp Lahm schoss beim 4:2 gegen Costa Rica das wohl schönste Tor seiner Karriere."
4) Das 7:1 gegen Brasilien:
"Auf dieses Spiel werde ich immer wieder angesprochen, so etwas wird es nie wieder geben. Deutschland bezwingt im Halbfinale Brasilien in Belo Horizonte mit 7:1 - in dem Land, in dem ich aufgewachsen bin, weil meine Eltern kurz nach meiner Geburt nach São Paulo ausgewandert sind. Sehr speziell für mich. Ich habe Brasilien 1967 als Elfjähriger verlassen, ohne die deutsche Sprache zu kennen und kehrte 2014 als Reporter für das deutsche Fernsehen dorthin zurück."
5) Große Augen als Assistent:
"Auch wenn ich nicht selbst am Mikro war - bei der WM 1986 in Mexiko herrschte eine sensationelle Stimmung, eine tolle Gastfreundschaft. Als Assistent von Rolf Kramer, der Nummer eins der Kommentatoren des ZDF damals, durfte ich mein erstes WM-Finale live im Stadion erleben, in diesem gewaltigen Estadio Azteca von Mexiko-City. Ein faszinierendes Spiel, leider verlor Deutschland 2:3 gegen Argentinien."