"Müssen dranbleiben": Belgrad-Kracher wird für den FC Bayern Basketball zum nächsten Nervenspiel
München - Was wäre das doch für ein Fest, könnte man diesen Coup von Barcelona so richtig auskosten, ihn genießen, dieses Gefühl über Tage festhalten. Doch dem FC Bayern Basketball ist dieser Luxus nicht vergönnt, auf der Rückreise aus Katalonien waren mindestens die Gedanken von Trainer Gordon Herbert schon wieder einen Schritt weiter.
FC Bayern Basketball: Herbert ist stolz auf seine Mannschaft
48 Stunden nach dem grandiosen 102:101-Erfolg im Palau Blaugrana, der "Sensation bei Barça", wie der FCBB auf seine Homepage titelte, steht schon wieder auf dem Spiel, wie viel diese Glanzleistung tatsächlich wert ist. Stößt der Auftritt das Tor ins Playoff-Viertelfinale endgültig auf oder folgt die Ernüchterung auf dem Fuße?
"Ich habe den Spielern gesagt, dass ich stolz darauf bin, wie sie auf den Rückschlag bei Baskonia reagiert haben, schon gegen Rostock", berichtete Herbert aus der Mannschaftssitzung im Teamhotel vor dem Rückflug nach München am Mittwoch und erinnerte nochmals an die Abreibung im Baskenland (89:112) vor einer Woche und den anschließenden Sieg im Bundesliga-Heimspiel (91:66).
Herbert: "Wenn wir noch an Barcelona denken, haben wir ein Problem"
Doch der Weltmeistercoach vergaß auch nicht, die Sinne wieder zu schärfen für geplante Barça-Veredelung gegen Partizan Belgrad am Donnerstag (20.30 Uhr): "Wenn wir gegen so ein starkes Team wie Partizan noch an Barcelona denken, haben wir ein Problem."
Denn darin liegt genau die Kunst: Aus dem Hochgefühl die richtigen Lehren zu ziehen, ohne die Schwere der nächsten Aufgabe zu unterschätzen. Es ist ja so in der Euroleague, dass es zumeist teuer bezahlt wird, wenn der Blick zu weit vorausgeht oder in der Vergangenheit verharrt.

Sieg gegen Belgrad würde Platz zehn fast garantieren
"Wir müssen dabeibleiben, nur ans nächste Spiel zu denken", forderte auch Routinier Elias Harris, der am Dienstagabend vielleicht eines der besten Spiele seiner Karriere zeigte und 17 Punkte erzielte. Harris, der gemeinsam mit Danko Brankovic (12) auch den noch andauernden Ausfall von Devin Booker und Oscar da Silva herausragend ausglich, warnte zudem: "Es bringt gar nichts, jetzt auf die Tabelle zu schauen und anzufangen zu rechnen."
Die AZ freilich darf das, und dabei wird ersichtlich, dass ein Sieg gegen Partizan einen Platz unter den ersten zehn quasi garantieren würde. Dann hätte der FCBB eine Bilanz von 19:13 und wäre bei noch zwei ausstehenden Spieltagen praktisch für die Play-Ins qualifiziert. Der 13. Erfolg im 16. Königsklassen-Heimspiel der Saison würde aber auch bedeuten, dass die direkte Viertelfinal-Teilnahme zum Greifen nah wäre.
Niederlage könnte Bayern-Ziele komplett ins Wanken bringen
"Mit Blick auf Partizan müssen wir verinnerlichen, wie wir die letzten beiden Spiele aufgetreten sind", bekräftigte Herbert, denn im Fall einer Niederlage geraten die Bayern-Ziele womöglich wieder komplett ins Wanken. Belgrad würde dann auf einen Sieg heranrücken, Platz elf und das Ausscheiden bilden dann die Drohkulisse.
Es ist also nichts für schwache Nerven, aber das war die Schlussphase in Katalonien vor den Augen von Barças deutschem Fußball-Trainer Hansi Flick auch nicht. Elf Zähler lag der deutsche Meister knapp fünfeinhalb Minuten vor dem Ende zurück, acht Punkte waren es noch gut drei Minuten vor Ultimo. Außer Spesen nichts gewesen, so sah aus.
Herbert: "Das war ein Sieg des Charakters"
Doch Nick Weiler-Babb, Elias Harris und Top-Scorer Carsen Edwards, mit 23 Zähler wieder einmal bester Schütze, brachten die Bayern heran. Dann netzte Kapitän Vladimir Lucic zwei Freiwürfe, Weiler-Babb spielte seine Defensivstärke aus - der ebenso knappe wie kostbare Triumph war geschafft.
"Das war ein Sieg des Charakters, es hat zwischendurch nicht gut ausgesehen", resümierte Herbert und lobte den Teamgeist, nachdem er erleichtert die Hand zur Faust geballt und in die Luft gestoßen hatte: "Man hat gesehen, wie verbunden wir als Gruppe sind und jeder bereit ist, sich aufzuopfern." Um dem Ex-Münchner Isaac Bonga die Rückkehr mit Partizan zu versalzen, wird ein ähnlicher Kraftakt nötig sein.