WM-Qualifikation: Bayern vor!
Bundestrainer Löw baut auf Lahm, Klose, Gomez und Schweinsteiger – und Bayern-Manager Uli Hoeneß freut’s.
MÜNCHEN Dass Fußball keine Mathematik ist, wissen nicht nur Ottmar Hitzfeld und Karl-Heinz Rummenigge. Manchmal machen aber ein paar simple Additionen richtig Spaß und sind gar erhellend. Also los: Lahm 57 + Schweinsteiger 67 + Gomez 25 + Klose 88 = 237. So viele Länderspiele haben die Bayern-Profis von Joachim Löws Startelf gegen Aserbaidschan auf dem National-Buckel. Addiert man die Länderspiele der übrigen Spieler zusammen, kommt man auf 233. Und zählte man die Ex-Münchner Ballack, Hitzlsperger und Trochowski noch zum Bayern-Block, stände es gar 398:72 für den FC Bayern.
Das sind Spielereien, klar. Fakt ist, dass das Quartett – frei nach dem Motto: Bayern vor! – für den Bundestrainer sehr wichtig ist und höchste Anerkennung genießt. Philipp Lahm ist nach Ballack Vize-Kapitän – und wohl der Nachfolger des bald 33-Jährigen. Der andere Ersatzkapitän heißt Bastian Schweinsteiger. In Dubai führte er die Truppe an, als Ballack und Lahm fehlten. Löw ist voll des Lobes: „Bastian hat sich in der Nationalmannschaft immer sehr gut präsentiert. Er ist ein Spieler, der sehr viel mitbringt. Er übernimmt Verantwortung und ist reifer geworden.“ Auch bei Bayern ist Schweinsteiger hinter van Bommel und Lahm zum stellvertretenden Kapitän avanciert. Künftig wird Lahm die Bayern anführen, bis der am Zeh operierte van Bommel zurückkehrt – und das kann dauern, wenn sich Anatolij Timoschtschuk bis dahin unentbehrlich gemacht hat.
Die vier Bundes-Bayern bilden in der Nationalelf keine klassische Achse wie Maier-Beckenbauer-Müller in den Siebziger-Jahren, sind aber neben „Capitano“ Ballack die wichtigsten Stützen. In der Defensive darf nur Lahm das Prädikat Weltklasse beanspruchen, im Mittelfeld ist Schweinsteiger für Löw wichtiger als für Louis van Gaal beim FC Bayern, und der Sturm mit Klose/Gomez ist in beiden Teams ja identisch. Nur mit einem Torwart von internationalem Format kann der FC Bayern ausnahmsweise nicht dienen.
Dass van Gaal nach dem zuweilen noch holprigen Liga-Auftakt in Hoffenheim gleich in der ersten Saisonwoche auf 13 Nationalspieler verzichten muss, wird ihm nicht gefallen, zumal schon die gesamte Vorbereitung nicht nach seinen Wünschen lief. Er verabschiedete die Hälfte seines Kaders am Samstag bei der Rückkehr aus Hoffenheim und kann sie erst am Donnerstagnachmittag wieder begrüßen. Bleiben eineinhalb Tage Vorbereitung auf das erste Spiel gegen Bremen. Und verletzen darf sich angesichts der jüngsten Hiobsbotschaften (van Bommel, Demichelis) sowieso keiner.
Der FC Bayern bewegt sich auf dem Grat zwischen Freude über die Reputation der Vier (und damit des Klubs) und der Sorge ob drohender Überbelastung der Leistungsträger. Manager Uli Hoeneß muss mit der Problematik seit Jahren umgehen: „Wir wollen ja möglichst viele Nationalspieler haben. Und bei den Deutschen ist die Belastung normalerweise überschaubar. Die fliegen ja nicht ständig kreuz und quer durch die Welt wie Brasilianer und Argentinier.“
Nur gut, dass sich van Gaal so gut mit Löw versteht. Der Bundestrainer hatte den Bayern-Trainer vor der Saison angerufen, was van Gaal Freude. Schließlich betreuen beide ein kostbares Gut: Bayerns Nationalspieler.
Thomas Becker