Wie viel Pepp hat Jupp noch?
Jupp Heynckes lobt seinen Nachfolger Pep Guardiola, aber auch nochmal sich selbst. Er sprüht vor Ehrgeiz, will einen erfolgreichen Abschied beim FC Bayern – und dann sein Karriereende selbst bestimmen.
München - Sein Anfang vom Ende als Trainer des FC Bayern dauert genau 22 Minuten.
Zum ersten öffentlichen Auftritt seit dem Guardiola-Coup kommt Jupp Heynckes im blauen Poloshirt und einem grau-infraroten Kapuzenpulli. "Schönen guten Morgen zusammen", eröffnet er die Pressekonferenz und wiederholt sogleich auf Spanisch: "buenos días a todos" – die Lacher hat er so auf seiner Seite.
Fünf Monate noch, solange wird Heynckes Bayern-Trainer sein. Dann ist er 68 Jahre alt – auch ein Kriterium, warum sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in den letzten Wochen gegen ihn und für Pep Guardiola entschieden haben. Fünf Monate darf er noch, muss er noch.
Was die Frage aufwirft: Wie viel Pepp hat Jupp noch?
"Wenn alle bis 68 arbeiten würden, wären die Renten sicher", scherzt Heynckes am Freitag. Dann macht er jedoch klar, dass er noch was zu sagen hat. Bis Juni, zumindest. Er selbst habe jedenfalls noch nicht mit seiner Karriere abgeschlossen, wie es die Pressemitteilung seines Noch-Arbeitgebers am Mittwoch nahelegte.
"Das möchte ich selbst bekannt geben", sagt er. "Hier beim FC Bayern höre ich auf. Dass ich als Trainer aufhöre, habe ich nicht gesagt."
Auf dem Platz, werde sich – Guardiola hin oder her – gar nichts ändern. "Die Mannschaft ist charakterlich hervorragend, hat einen Zusammenhalt wie nie zuvor", sagt er. "Ich habe keine Bedenken, dass wir weiter die Qualität aufs Spielfeld bringen, die wir bisher gezeigt haben."
Heynckes zieht die Zügel noch mal an – er hat immerhin vor, sich sein eigenes Denkmal zu errichten. Vielleicht mit dem punktbesten Meister aller Zeiten, vielleicht sogar mit dem Triple, das vergangenes Jahr schon so greifbar war. Los geht die Mission gegen Greuther Fürth (Sa., 15.30 Uhr/Sky, Liga total!).
Angst, als "lame duck", als lahme Ente, gesehen zu werden, hat er nicht. "Ich war immer ambitioniert und ehrgeizig. Das werde ich die nächsten Monaten auch so halten." Kein Spieler habe schließlich gemerkt, dass seine Zeit längst ablief. Guardiola mag in New York alle Spiele genauestens verfolgen – noch ist er es, der Anweisungen gibt.
Gegen Fürth wird Heynckes ziemlich sicher erneut Mario Mandzukic den Vorzug vor Mario Gomez geben, auch Arjen Robben muss sich gedulden, Jérome Boateng hat den Zweikampf mit Daniel van Buyten zunächst verloren. Heynckes kann alles ganz locker sehen, er muss nur noch Woche für Woche die besten elf Männer auswählen, im Idealfall noch 27 Spiele lang.
Ist einer sauer, weil er nicht spielt – dem Coach kann’s egal sein. Zum Ziel, deutscher Meister zu werden, ist das Ziel dazu gekommen, Heynckes einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Das verdammt alle zu guter Laune.
Auf Guardiola angesprochen, verzieht Heynckes ebenfalls keine Miene. In ihm war schon vergangenen Sommer der Entschluss gereift, seinen Vertrag nicht zu verlängern, sagt er. Offiziell findet Heynckes den Generationswechsel deswegen super.
Und versteckt im Lob für den Neuen auch ein Lob für sich selbst: Guardiola sei ja ein "kluger Mann" und habe sich auch deshalb für München entschieden, weil er hier nach Barcelona die beste Mannschaft vorfände, die "nicht nur einen modernen, sondern auch konzeptionellen und erfolgreichen Fußball" spiele. Dank ihm.
Bleibt noch die Frage, was passiert wäre, wäre Guardiola nicht auf der Bildfläche erschienen. Hoeneß sagte dazu am Donnerstag, Heynckes hätte dann wohl weiter gemacht. "Uli Hoeneß hat sich da etwas unglücklich geäußert", meint Heynckes und schließt nach exakt 22 Minuten: "Das Thema stellt sich nicht."