Träumen verboten

Vor dem Basel-Spiel ist das Finale in München ein Tabu-Thema. Heynckes: „Wir dürfen nicht an Dinge denken, die im Mai passieren.”
von  Filippo Cataldo
Basel als Stolpersterin in der Champions League? Die zuletzt schwächelnden Bayern sind gefordert.
Basel als Stolpersterin in der Champions League? Die zuletzt schwächelnden Bayern sind gefordert. © sampics/AK

Basel - Toni Kroos schaute leicht irritiert, als ein einheimischer Reporter ihn kurz nach der Ankunft der Bayern im Swissotel Le Plaza auf dem Basler Messegelände aufforderte, doch bitteschön die Basler Spieler aufzuzählen, die er so kenne. Eine Aufgabe, bei der er nur verlieren konnte. Hätte er nur einen Gegenspieler vergessen, die Schweizer Zeitungen wären voll gewesen von Berichten über die arroganten Bayern, die ihren Achtelfinalgegner Basel (20.45 Uhr, Sky live) nicht ernst nehmen würden. Kroos ließ sich nicht auf das Spielchen ein, die Bayern haben schon genug Probleme.

Und von einer arroganten oder überheblichen Haltung waren die Münchner ohnehin schon lange nicht mehr so weit entfernt wie derzeit. Die Leistungen und Ergebnisse der vergangenen Wochen, einschließlich des Falls auf Platz drei in der Bundesliga, hat Spieler, Trainer und Verantwortliche alarmiert – und fast so etwas wie bescheiden gemacht. Keiner, der nicht vor dem nächsten Gegner warnt. Die Basler seien „ned auf der Brennsuppn” dahergeschwommen, sagte Präsident Uli Hoeneß vor dem Abflug in die Schweiz. „Basel ist eine absolute Top-Adresse, das wird kein leichter Gang”, meinte Trainer Jupp Heynckes.

Klar, wer nach einer uninspirierten Leistung bei der Nullnummer beim Tabellenletzten Freiburg spielt, der kann auch in Basel verlieren – und womöglich sogar im Achtelfinale der Champions League ausscheiden. Für ein Team, das sich noch Anfang Januar als kommender Triple-Triumphator mit dem Höhepunkt eines gewonnenen Champions-League-Finales im eigenen Stadion wähnte, wäre dies der Super-Gau. „Klar ist: Wir dürfen gegen Basel nicht ausscheiden”, so Heynckes.

Vom Finale am 19. Mai in München spricht bei Bayern keiner mehr freiwillig. Dafür ist zuletzt zu viel passiert, dafür hat die Mannschaft zu viel ihres Selbstbewusstseins eingebüßt. „Das Finale im eigenen Stadion ist ein schöner Traum, aber wir müssen von Runde zu Runde denken”, sagte Kapitän Philipp Lahm. Noch deutlicher wurde Heynckes. „Wir müssen Ziel um Ziel angreifen, dürfen nicht an irgendwelche Dinge denken, die irgendwann im Mai passieren”, sagte der 66-Jährige und gab die Marschroute vor: Ab sofort ist Träumen beim FC Bayern verboten.

Stattdessen sollen sich die Spieler reinfuchsen in die Saison, zur Not mit dreckigen Siegen. Sie sollen sich nicht auf ihre individuelle Klasse verlassen und auf spielerische Überlegenheit setzen, sondern sich auf Gegner und Spielverlauf einlassen. Mit „Mia san mia” ist es bis auf weiteres vorbei.

Am Montag hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Spieler am Trainingsgelände in einer internen Sitzung an die Bedeutung der kommenden Wochen erinnert. Gestern erhöhte er den Druck öffentlich. „Es muss eine andere Gangart her, das ist völlig klar.” Die Mannschaft dürfe nicht „arrogant, sondern sehr konzentriert zu Werke gehen” in Basel.
Ob Konzentration allein reichen wird, um die Basler auszuschalten, ist fraglich. Der Schweizer Serienmeister spielt mit großer Leidenschaft und enormer Laufbereitschaft. Eben so wie die Gegner, gegen die Bayern zuletzt kein Mittel fand. „Freiburg muss die letzte Warnung gewesen sein. Wir dürfen uns in solchen Spielen nicht überrumpeln lassen, sondern müssen dagegen halten”, sagte Mario Gomez, „mit 90,95 oder 96 Prozent und nur mit spielerischen Mitteln geht es nicht.” Stattdessen müssten sie „aggressiv” spielen und „eben mindestens so viel laufen wie der Gegner. Danach können wir sie spielerisch beherrschen.” Die Message ist angekommen, die Umsetzung muss am Mittwoch folgen.

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