Rücktritt zu Saisonende: Xabi Alonso vom FC Bayern München beendet Karriere
München - Zum Abschied wurde Xabi Alonso ein bisschen sentimental. "Ich habe es gelebt. Ich habe es geliebt. Lebe wohl, schönes Spiel", schrieb der große Spanier am Donnerstag bei Twitter über ein Foto, das ihn auf einem Fußballplatz zeigt. Der Profi von Bayern München trägt da nicht etwa kurze Hosen und Trikot, sondern einen Wintermantel und seine Fußballschuhe in der Hand, dem Betrachter hat er den Rücken zugekehrt.
"Lieber früher als zu spät"
Der 35-Jährige wird im Sommer seine lange und überaus erfolgreiche Karriere beenden, der FC Bayern und die Bundesliga verlieren nach Philipp Lahm einen weiteren Weltstar. "Es war keine einfache Entscheidung, aber ich glaube, es ist der richtige Moment", sagte der Spanier bei FCBayern.tv live. Er habe seine bald drei Jahre beim deutschen Rekordmeister "sehr genossen", aber "immer lieber früher als zu spät aufhören" wollen.
Lesen Sie auch: Alonso-Rücktritt: Chance für Sanches
Als der Welt- und zweimalige Europameister im Sommer 2014 von Real Madrid in die Bundesliga kommt, schlägt er dort ein wie eine Bombe. Jürgen Klopp, damals Trainer von Bayern-Rivale Borussia Dortmund, nennt Alonsos Debüt gegen Schalke 04 nur zwei Tage nach dessen Transfer eine "Offenbarung". Es sei "verrückt" gewesen, wie Alonso das Spiel gelenkt habe, "so etwas habe ich noch nie gesehen, er ist ein absoluter Weltklasse-Spieler".
Der "Überschätzte" vs. der "Gott der einfachen Dinge"
In der Folge scheiden sich jedoch die Geister an Alonso. Die Zeit nennt ihn den "Überschätzten", Kritiker schimpfen ihn als zu langsam und anfällig für aggressives Pressing. Die FAZ dagegen lobt den "Gott der einfachen Dinge" mit der "Gelassenheit eines Zen-Meisters". Alonso ist Passmaschine und Ballmagnet, in einem Spiel gegen den 1. FC Köln ist er unglaubliche 206-mal an der Kugel. Ähnlich stilbildend waren im defensiven Mittelfeld zuletzt nur Barcelonas Ikonen Xavi und Sergio Busquets.
Der ehemalige Bayern-Trainer Pep Guardiola meinte einmal, wenn seine Mannschaft das Spiel nicht kontrolliere, sei Alonso "in einem Monat tot", weil er dann immer dem Ball hinterherlaufen müsse. Nun, er fühle sich "noch gut", sagte Alonso jetzt, aber es sei der richtige Zeitpunkt gekommen, um einen Schlussstrich zu ziehen: "Ich wollte meine Karriere auf dem höchsten Niveau beenden, und Bayern ist das höchste Niveau."
Eine unglaubliche Titelsammlung
Seine größten Erfolge waren bislang der Gewinn der Champions League 2005 mit dem FC Liverpool, der ihn am Donnerstag als "Legende" würdigte, und 2014 mit Real Madrid sowie mit der spanischen Nationalmannschaft der WM-Titel 2010 und die EM-Titel 2008 und 2012. "Ich hätte nie gedacht, so eine großartige Karriere zu haben, und ich hoffe, es kommt noch was dazu", sagte Alonso.
Den Bayern-Fans versprach er in gutem Deutsch: "Wir werden bis zum Ende der Saison kämpfen und probieren, alles zu gewinnen." Bislang hat er es auf zwei deutsche Meisterschaften und einen Erfolg im DFB-Pokal gebracht. Klub-Chef Karl-Heinz Rummenigge bedankte sich "bei einem großartigen Spieler und Menschen, der den FC Bayern auf und neben dem Platz hervorragend vertreten hat".
Als potenzielle Nachfolger stehen Renato Sanches oder Nationalspieler Joshua Kimmich bereit. Einen wie Alonso wird es aber nicht mehr geben.