Robben: Vom Ego-Shooter zum Teamspieler
Arjen Robben, vor einem Jahr noch für viele der Sündenbock beim verlorenen Finale, trifft zum wichtigen 1:0. Das Tor steht symbolisch für den Wandel vom Ego-Shooter zum Teamspieler.
Barcelona - Arjen Robbens dritter Treffer im achten Champions-League-Spiel war einer mit Ansage. David Alaba hatte ihn per 65-Meter-Pass bedient, Robben fixierte Gegenspieler Adriano, täuschte eine Bewegung nach rechts außen an, zog aber innen nach links, ließ die Kugel vor seinen schussstarken linken Fuß rollen und zog ins lange Eck ab. Eine Bewegung, die er auch absolvieren könnte, würde man ihn nachts um vier aus dem Bett holen. Franz Beckenbauer würde sagen: „We call it a Klassiker.“
Robbens Standard-Trick bescherte Bayern in Minute 48 das 1:0 in Barcelona und damit schon früh im Spiel die Gewissheit: Wembley, wir kommen! Die Fans sangen: „Finaaale, ohohoh, Finaaale, ohohoh!“ Dass Barcelonas Piqué per Eigentor auf 2:0 erhöhte und Thomas Müller per Kopf noch zum 3:0 traf, spielte für die demoralisierten Gastgeber keine Rolle mehr.
Die Partie gegen Dortmund in London wird Robbens drittes Champions-League-Finale mit Bayern sein, und es wird wohl dasjenige sein, bei dem er sich am wohlsten fühlt. Das liegt weniger am Gegner als vielmehr an der Wandlung, die der Holländer im letzten Jahr durchgemacht hat. Knapp gefasst heißt die Formel: vom Stinkstiefel zum Herzensspieler. Aus einem, den viele fortjagen wollten, ist einer zum Knuddeln geworden.
Chef-Kritiker Beckenbauer: „Wenn er so spielt, im Vollbesitz seiner Kräfte, dann wird er diese Position weiter spielen, da führt kein Weg vorbei.“ Trainer Jupp Heynckes sagte zum 1:0: „Das mag Arjen, diese 1:1-Situationen. Das hat er im Repertoire. Das 1:0 war die Entscheidung.“ Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bestätigte: „Nach dem 1:0 war ich dann entspannt.“
Wenn Robben ein Jahr zurückdenkt, dürfte es ihm nochmal kalt den Rücken runterlaufen. Die Schlussphase der letzten Saison war ein Alptraum: In Dortmund verschoss er einen Elfmeter und vergab eine weitere Chance. Im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid traf er zwar vom Elfmeterpunkt, kniff aber beim späteren Elfmeterschießen. Der Tiefpunkt im „Finale dahoam“ gegen Chelsea, wo er beim Stand von 1:1 in der Verlängerung erneut einen Elfmeter verschoss – das Endergebnis ist bekannt.
Mittlerweile schießt Alaba die Strafstöße – und Robben hat sich gewandelt. Liebt es zwar immer noch von Rechtsaußen in die Mitte zu dribbeln, spielt aber viel mannschaftsdienlicher, meckert nicht mehr so oft beim Schiedsrichter, wird nicht mehr in jedem Stadion ausgepfiffen und bekommt auch keine Watschn mehr von Mitspielern. Und das alles, obwohl die Saison für ihn nicht gut begann: Verletzungen machten ihn vom Stamm- zum Ergänzungsspieler – einen Status, den der Ehrgeizige so gern mag wie Zahnschmerzen. Doch er schluckte den Ärger runter und wartete auf seine Chance, die in Form der Verletzung von Toni Kroos auch kam.
Und nun dieser von Robben eingeleitete Triumph bei der einst besten Mannschaft der Welt. Dass dieser Titel seine Gültigkeit verloren hat, steht nach der Demonstration der Bayern-Macht außer Frage. Dass Messi verletzt auf der Bank bleiben musste? Gilt nicht als Ausrede. Bezeichnend, dass Xavi und Iniesta ausgewechselt wurden: Barcelona ergab sich den Bayern. Der neue Champions-League-Sieger kommt aus Deutschland. Und Robben sagte: „Darauf darf man stolz sein. Wir haben gezeigt, was für eine tolle Mannschaft wir haben. Wir werden nicht viel schlafen. Wir müssen jetzt auch ein bisschen feiern.“