Ribéry: Die Fehltritt-Debatte

Inzwischen steht fest, dass über die Sperre für den Rotsünder erst nach dem Rückspiel in Lyon entschieden wird. Die Bayern diskutieren noch, ob der Platzverweis berechtigt war – und das sehr kontrovers.
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Böser Tritt oder unglückliche Aktion? Franck Ribéry (l.) gegen Lyons Argentinier Lisandro Lopez.
ap Böser Tritt oder unglückliche Aktion? Franck Ribéry (l.) gegen Lyons Argentinier Lisandro Lopez.

MÜNCHEN - Inzwischen steht fest, dass über die Sperre für den Rotsünder erst nach dem Rückspiel in Lyon entschieden wird. Die Bayern diskutieren noch, ob der Platzverweis berechtigt war – und das sehr kontrovers.

Auf Urteile von Richtern oder Kommissionen hat Franck Ribéry derzeit wahrscheinlich wenig Lust. Es bleibt ihm aber nichts anderes übrig, er ist auf sie angewiesen.

Wie es im Sex-Skandal um Mademoiselle Zahia D. aus P. weitergeht, liegt in den Händen der französischen Ermittler und ist schwer absehbar.

Ribérys nähere sportliche Zukunft entscheidet sich jedenfalls am kommenden Mittwoch, dem 28. April. Dem Tag, an dem fest steht, ob der FC Bayern das Champions-League-Finale bestreitet oder nicht. Die Kontroll- und Disziplinarkommission der Uefa will über das Strafmaß für den Platzverweis des Franzosen erst nach dem Halbfinal-Rückspiel in Lyon urteilen. Sie lässt den Sünder zappeln.

Nach 36 Minuten und 18 Sekunden – da sind die Statistiker der Uefa ganz genau – war das Halbfinale für Franck Ribéry vorbei. Und womöglich die gesamte Champions-League-Saison. Louis van Gaal hatte bei dem Zweikampf mit Lyons Lisandro Lopez gleich kein gutes Gefühl: „Ich habe schon auf der Bank gedacht, dass er ihm etwas zu lange auf dem Fuß gestanden hat. Aber ich denke trotzdem, dass es keine Rote Karte war. Es war der Innenfuß und nicht mit zu viel Kraft. Lopez konnte ja auch 90 Minuten durchspielen, bei Rot hätte das anders sein müssen. Franck hat dem Schiedsrichter die Möglichkeit für Rot gegeben – und der hat sie genutzt.“

Ein mögliches Finale ohne Ribéry mag sich Philipp Lahm gar nicht vorstellen: „Franck ist ein genialer Fußballer, und ich glaube, er würde sehr gut in ein Champions-League-Finale passen.“ Sportdirektor Christian Nerlinger meinte: „Ohne Franck spielen zu müssen, ist eine schwierige Situation.“ Van Gaal dozierte derweil: „Ich hoffe für Bayern und Franck Ribéry, dass er nur ein Spiel gesperrt wird. Wenn die Kommission die Bilder sieht, wird sie mit meiner Meinung einverstanden sein.“

Andere meinten es nicht ganz so gut mit dem enfant terrible. Für DFB-Schiedsrichterlehrwart Eugen Strigel gibt es an der Berechtigung der Roten Karte keinen Zweifel: „Regeltechnisch war es ein Platzverweis. Der Angriff galt dem Gegner. Es war ein grobes Foul und gesundheitsgefährdend. Deshalb gab es zu Recht Rot.“

Franz Beckenbauer sprach im TV von einem „dummen Foul“: „Mit ein bisschen Pech hätte sich Lopez verletzen können.“ Auch Mannschaftskamerad Arjen Robben gab sich mäßig solidarisch: „Mit der Roten Karte für Ribéry kann ich leben. Ich bin auch froh, wenn der Schiedsrichter mich vor harten Fouls schützt. Das sah schon sehr gefährlich aus.“ Uli Hoeneß hatte das selbe Foul durch eine ganz andere Brille gesehen: „Ich glaube, dass man die nicht geben kann. Das ist ein Foul von vorne gewesen, nicht von hinten und auch nicht von der Seite. Ob man überhaupt etwas machen kann, ist fraglich, aber wenn, dann muss man Gelb geben. In so einer Situation Rot zu geben, halte ich für sehr fragwürdig.“

Wie auch immer man die Schiedsrichterentscheidung wertet: Sie ist nun mal gefallen. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge meinte: „Wir müssen uns alle um ihn kümmern und hinter ihm stehen.“ Philipp Lahm fürchtet, dass das nicht ganz einfach wird: „Heute wird es sehr schwer, ihn zu trösten. Auch morgen wird es schwer.“

Wie das Urteil zu Hause ausfällt, bleibt das Geheimnis von Ehefrau Wahiba. Immerhin: Beim Lyon-Spiel saß sie auf der Tribüne, musste dann warten, bis ihr Gatte kurz vor Spiel-Ende die Kabine verlassen durfte, da er nicht zur Dopingkontrolle musste.

Über Ribérys möglichen Vereinswechsel redet niemand mehr – bis auf den französischen Trainer-Altmeister Guy Roux. Der meinte: „Wenn ich sein Vater wäre, würde ich ihm sagen: wechsele nicht!“

Aber als sein Vater hätte er ihm sicher noch ein paar andere Dinge gesagt.

Thomas Becker

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