Retter gesucht! Müller und Co. haben genau das, was die Nationalelf braucht
München - Einst zählte Bastian Schweinsteiger zu Joachim Löws Lieblingsspielern - inzwischen ist er zu den schärfsten Kritikern des Bundestrainers avanciert. Was nichts mit persönlichen Problemen der beiden zu tun hat, sondern schlicht und ergreifend mit Schweinsteigers neuem Job.
Schweinsteiger fordert Rückkehr von Müller und co.
Und diesen füllt der frühere Publikumsliebling des FC Bayern bestens aus. Auch nach der 0:6-Klatsche der Nationalmannschaft in Spanien wieder, als Schweinsteiger in seiner Rolle als ARD-Experte das Führungsproblem in Löws Team analysierte - und eine mögliche Rückkehr der 2019 ausgemusterten Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng forderte.
"Der Bundestrainer und sein Team haben eine Meinung dazu, ich persönlich habe leider eine andere", sagte Schweinsteiger also und macht seinen Standpunkt deutlich: "Solche Spieler wie Jérôme Boateng und Thomas Müller haben das Triple gewonnen, mit der besten Mannschaft in Europa. Die spielen da in der ersten Elf und haben Qualität, sind deutsche Spieler. Warum nicht für die Nationalmannschaft?"
Löw sieht für Rückholaktion "keinen Grund"
Diese Frage stellen sich aktuell Millionen Fußball-Fans, ehemalige Nationalspieler und sonstige Experten - nur beim DFB kommt man nicht auf die Idee, zumindest noch einmal über dieses Thema nachzudenken. Löw erklärte, für eine Rückholaktion gebe es aktuell "keinen Grund". Sein Vertrauen in die neuformierte Mannschaft sei "jetzt nicht völlig erschüttert". Man müsse die Situation um Hummels, Müller und Boateng "zum richtigen Zeitpunkt bewerten".
Man fragt sich nur: Wann könnte der Zeitpunkt passender sein als nach einer 0:6-Abreibung in Spanien rund sieben Monate vor EM-Beginn?
Nationalmannschaft fehlt funktionierende Achse
"Die Frage ist immer die gleiche, und die Antwort ist auch immer die gleiche", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff in der ARD nur: "Es ist eine Entscheidung des Trainers, wen er nominiert - aber ich teile die. Ich bin den Weg mitgegangen und finde ihn auch richtig."
Erstaunlich, wie Bierhoff nach dieser Blamage von Sevilla zu einer solchen Einschätzung kommen konnte. Denn auf dem Platz war deutlich zu erkennen, dass es an einer funktionierenden Achse im DFB-Team mangelt - erst recht ohne den verletzten Joshua Kimmich. Müller, Hummels und Boateng gehörten dieser Achse einst an.

Wer ist der Anführer in der DFB-Elf?
"Gerade in solchen Spielen ist es wichtig, solche Spieler auf dem Platz zu haben, die vorangehen, die Erfahrung haben, die Qualität haben", ergänzte Schweinsteiger: "Man hat gesehen, dass wir noch nicht die Qualität haben." Ähnlich äußerte sich der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann. "Das größte Fragezeichen ist sicherlich das Thema Führung. Wer ist der echte Anführer dieser Mannschaft?", fragte er bei ESPN. "Niemand auf dem Platz außer Manuel Neuer als Torhüter hat diesen Schritt gemacht in den vergangenen zwei Jahren. Das ist wirklich traurig zu sehen. Es fehlt ein Anführer, eine Persönlichkeit."
Klinsmann vergaß zwar Kimmich bei seiner Führungsspieler-Kritik, sonst hatte er aber recht, auch in einem weiteren Punkt. "Leroy Sané, Serge Gnabry - die alle folgen Thomas Müller auf dem Platz, deswegen sind die Bayern seit ich weiß nicht wie lange ungeschlagen in der Champions League."
Müller, Boateng, Hummels: Rettet einer die Nationalmannschaft?
Müller und Boateng, der bei Twitter von Mesut Özil unterstützt wurde ("Es ist Zeit, Jérôme Boateng zurückzuholen"), trainierten am Mittwoch in München, Hummels in Dortmund. Ob Löw doch noch einlenkt? "Alle Spieler könnten uns grundsätzlich helfen, das haben sie ja oft genug bewiesen", sagte Kapitän Neuer vor der Spanien-Abreibung in der "Sport Bild".
Nun ist das Thema aktueller denn je: Retter werden in der Nationalmannschaft dringend gesucht!