Pfiffe gegen Robben

Der FC Bayern schlägt in einem sinnlosen Spiel  die holländische Nationalmannschaft mit 3:2. Das eigene Publikum wendet sich gegen Robben.
Filippo Cataldo und Gunnar Jans |
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Der FC Bayern schlägt in einem sinnlosen Spiel die holländische Nationalmannschaft mit 3:2. Das eigene Publikum wendet sich gegen Robben – und Heynckes lässt seine Zukunft seltsam offen

MÜNCHEN Es war als Wiedergutmachungsspiel angesetzt nach einem Streit zwischen den Bayern und dem Fußballverband der Niederlande – doch es wurde nach dem verlorenen Champions-League-Finale vom Samstag zum sinnlosesten Spiel der Saison. Und statt einer Therapie nach der Tragödie gegen Chelsea geriet das 3:2 der Bayern gegen Holland gestern Abend auch noch zum persönlichen Spießrutenlaufen für Arjen Robben.

Robben kam in der 82. Minute für die Niederlande aufs Feld, bei seiner Einwechslung gab es noch höflichen Applaus, dann aber kippte die Stimmung plötzlich. Bei jeder Ballberührung wurde Robben, der am Samstag in der Verlängerung einen entscheidenden Elfmeter verschossen und so einen gehörigen Anteil an der Final-Tragödie hatte, nun von den eigenen Fans im eigenen Stadion ausgepfiffen. Aus der Südkurve, an diesem Abend eher mit Arena-Touristen und nicht wie sonst mit den Fans des Club Nr, 12 und der Schickeria besetzt, gab es daraufhin Robben-Sprechchöre, die wiederum abgelöst wurden von heftigen Pfiffen gegen den Holländer. Den eigenen Mann aus dem Stadion zu pfeifen, so etwas hat es beim FC Bayern noch nie gegeben. Wohl auch deshalb solidarisierte sich Bastian Schweinsteiger, der am Samstag wie Robben beim entscheidenden Elfmeter gepatzt hatte und nun seine Trauerarbeit über 90 Minuten lang auf der Ersatzbank verrichtete, mit Robben und umarmte ihn nach Schlusspfiff demonstrativ.

Die Bayern versuchten, den Vorfall herunterzuspielen. „Das waren doch nur vereinzelte Fans”, meinte Trainer Jupp Heynckes, „die meisten haben doch applaudiert.” Und Kapitän Philipp Lahm ergänzte: „Pfiffe gehören sich nicht, aber es gab doch auch Beifall.” Auf den Punkt dagegen brachte es Robbens holländischer Mannschaftskollege, Ex-Bayer Mark van Bommel: „Was hier passiert ist, ist ein Skandal! An Arjens Stelle würde ich mir sehr genau überlegen, ob ich hier in der nächsten Saison noch spielen möchte.”

Man merkt: Die Bewältigung der Tragödie wird schwierig. „Wir sind noch total leer in den Köpfen", gab Karl-Heinz Rummenigge zu, der Vorstandsboss. „Das kann nicht so schnell abbauen.” Präsident Uli Hoeneß meinte: „Heute geht's mir auch nicht viel besser. Aber es bringt ja nix, ewig Trübsal zu blasen.” Auch Jupp Heynckes geht es schlecht. „Mit jedem Tag wird es schlimmer”, sagte der Trainer, „weil mir immer bewusster wird, welch große Chance wir da vergeben haben.” 
  

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