Perfektes Abschiedsgeschenk für Trophäensammler Hoeneß

Die Bayern wollen den Pokal holen – auch und gerade für Uli Hoeneß, den Noch-Manager des Rekord-Meisters.
MÜNCHEN Die Steuerfahndung schaute vorbei an der Säbener Straße. Mehrere Millionen Steuerschulden, der FC Bayern kurz vor dem Ruin – so war das im Mai 1979, in der ersten Arbeitswoche von Uli Hoeneß als Manager. Eine Sekretärin, einen Haufen Schulden und eine Menge Visionen.
27 war Uli Hoeneß damals, immer noch hält er den Rekord als jüngster Bundesliga-Manager aller Zeiten. Im Mai diesen Jahres feiert er sein 30-Jähriges. Es ist zugleich sein Abschiedsjahr, zum Jahresende will er aufhören und in den Aufsichtsrat wechseln.
Der Countdown läuft, vieles wird Hoeneß (57) als Manager zum letzten Mal erleben, seine letzte Rückrunde etwa. Seine letzten Titelfeiern – wie fast in jedem Jahr im Mai.
Einer der drei möglichen Titel, der DFB-Pokal, steht schon am Dienstag im Duell beim VfB Stuttgart auf dem Spiel. Als Spieler hat er sie gerne gewuchtet, die großen Drei: Die Meisterschale, den DFB-Pokal, die Landesmeister-Trophäe. In seiner Funktion als Manager hielt er sich zurück mit dem Pötte-Posing, „das sollen die Spieler machen, die haben es sich verdient. Ich halte mich da gerne im Hintergrund.“
Drei Titel sind also noch zu vergeben. Unglaubliche 26 stehen seit 1979 auf seiner Liste, rechnet man den Uefa-Cup (1996) sowie den Supercup (1987, 1990) und die sechs Ligapokal-Siege hinzu, sind es sogar 36. Den ersten Titel in der Manager-Ära von Hoeneß gewann Bayern am 31. Mai 1980 durch ein 2:1 im Olympiastadion gegen Braunschweig, am 27. Mai findet in Rom das Champions-League-Finale dieser Saison statt. Es wäre das perfekte Abschiedsgeschenk.
Doch so ganz will Hoeneß nicht gehen. Er spricht von einem „sanften Übergang“ und betont, dass „ich weiter ganz nah an der Mannschaft dran sein werde, als aktiver Aufsichtsratsvorsitzender“. Als einer, der dem neu zu installierenden Sportdirektor über die Schulter schauen wird. „Das ist die Schlüsselstelle“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der „SZ“ und erklärte: „Wir reden hier über die zentrale Aufgabe beim FC Bayern: die sportliche Verantwortung. Man braucht jemanden, der einem Spieler auch mal sagt: ,Was du spielst, ist ein Mist!'. Der Uli stellt sich schon mal in die Kabine und sagt zu einem Spieler: ,Was ist mit dir eigentlich los? Du musst langsam mal Gas geben!'“ Weil es Hoeneß mitnimmt, wenn sich einer hängen lässt, weil „er der erste Fan des FC Bayern ist“, wie Franz Beckenbauer sagte.
„Wir wollen dem Manager einen grandiosen Abschied bereiten“, sagte Philipp Lahm, der sich für ein Weitermachen von Hoeneß ausgesprochen hat. Damit der weiter sammeln kann. Für den inoffiziellen Managertrophäenweltrekord.
Patrick Strasser