Noch zu entschlüsseln: Das Pep-Rätsel

Nach dem 2:1 in Hoffenheim: Der FC Bayern München ist jetzt 36 Spiele unbesiegt, hat den HSV-Rekord eingestellt. Dennoch gibt es Probleme – welche das sind, was Pep Guardiola jetzt macht.
Sinsheim - Diese Serie wollen die Bayern sicher nicht ausbauen, auch wenn sie sogar etwas Positives hat. Im dritten Spiel hintereinander, binnen 15 Tagen, ist man in der Bundesliga mit 0:1 in Rückstand geraten. Mainz, Hertha, Hoffenheim.
Die Endstände sprechen für Bayern: 4:1, 3:2, 2:1. Und so reichte es zur Einstellung des 30 Jahre alten HSV-Rekordes: 36 Spiele ungeschlagen. Davon elf unter Neu-Trainer Pep Guardiola. In den 25 Heynckes-Spielen des Rekordes geriet man neben der letzten Pleite im Oktober 2012 gegen Leverkusen (1:2) nur weitere vier Mal in Rückstand.
Doch woran liegt das Schwächeln der Guardiola-Bayern in Halbzeit eins? Würde man die Spiele nur bis zur Pause werten, wäre Bayern in der Tabelle Dritter, satte sieben Punkte hinter Dortmund, den Frühaufstehern.
Während Kapitän Philipp Lahm den Start ins Hoffenheim-Spiel als "nicht so schlecht" wie in den Wochen zuvor einstufte, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge treffend: "Eine schwere Geburt." Diese ständigen Rückstände! "Ich brauche das nicht. Und ich glaube, die Mannschaft braucht das auch nicht."
Einen Kommentar zum Spiel verweigerte Präsident Uli Hoeneß mit: "Nein, danke!" Zuletzt hatte er lediglich stets auf die gewonnenen drei Punkte hingewiesen. Tabellenführung, Sieg um Sieg, Rekord um Rekord – alles da. Doch wo ist die Souveränität, die Leichtigkeit?
Vermisst werden: Glanz und Gloria. Guardiola klagt sich selbst an, sagte: "Ich muss mein Konzept ändern. Der Grund, warum ich hier bin, ist das Korrigieren der Taktik." An der Einstellung der Spieler liege es nicht, betonte er. Etwa an ihm? An seinen Gewohnheiten? Seinen Überzeugungen?
Seine Methode Überraschung
In elf Ligaspielen hat sich Guardiola nun elf verschiedene Aufstellungen ausgedacht. Er liebt es, seine Spieler auch am Vortag der Partie im Unklaren zu lassen, wer spielt. Am Spieltag teilt er die Aufstellung ein bis zwei Stunden vor Anpfiff mit – im Hotel oder erst im Bus. So will Pep die Spannung aufrechterhalten, Maulwürfen keine Chance geben. Unter Heynckes wussten die Profis teils durch Einzelgespräche schon am Vortag Bescheid.
Sein Gebot Demut
Guardiola reagiert auf Systeme, Aufstellungen und Schlüsselspieler des Gegners – eine Stärke. Damit schützt er sich und das Team vor Überheblichkeit (nicht nur Mia-san-Mia-Denken!). Er sagt: "Ich bin ein junger Trainer, brauche Zeit." Löblich, doch die Spieler sind amtierende Champions-League-Gewinner, wollen sich nicht kleiner machen als sie sich fühlen.
Sein Mittel Flexibilität
Der Spanier ändert individuelle Aufgaben sowie die Mannschaftstaktik häufig, während Spielen – wie in Hoffenheim – mehrmals. Lahm spielt plötzlich wieder Rechtsverteidiger, war später zurück in der Zentrale als Sechser, noch später Rechtsaußen ("Mal ’ne neue Erfahrung in meinem Alter"). Mal spielt Pep mit Stoßstürmer Mandzukic, mal mit falschem Neuner Müller. Rückkehrer Martinez werkelte mal hier, mal dort. Dass er 90 Minuten spielte, "überraschte" ihn. Zu Peps Halbzeit-Ansprache sagte Sportvorstand Sammer, er habe sich seinen Teil dabei gedacht. Aha?!
"Ich bin zufrieden mit unserer Leistung bis jetzt", sagte Guardiola und versprach: "Wir werden uns verbessern, um die Bundesliga zu gewinnen." Es könnte sein, dass er sich nun etwas zurücknimmt und die Spieler nicht mehr überfordert.
Mit seinem Anspruch, Ehrgeiz und (Über-)Engagement irritiert er die Stars. Das Pep-Rätsel. Wenn die Bayern es gemeinsam entschlüsseln, wird’s eine Super-Super-Saison.