Neuer: Feuchte Augen bei der Pressekonferenz
Manuel Neuer ringt bei der Pressekonferenz in Gelsenkirchen sichtlich mit den Tränen. Der Torwart hat verkündet, seinen Vertrag bei Schalke nicht zu verlängern.
Gelsenkirchen/München - Der Himmel über Gelsenkirchen war am Mittwoch königsblau, doch Nationaltorhüter Manuel Neuer weinte. Unter Tränen verkündete er das, was für viele längst klar war: Seinen Abschied vom ruhmreichen Fußball-Bundesligisten Schalke 04 - und das nach fast 20 Jahren. Denn schon als kleiner Junge hatte der heute 25-Jährige stolz wie Oskar in der Schalker Fankurve gestanden. „Ich werde meinen Vertrag nicht verlängern. Das war keine einfache Entscheidung, aber ich möchte wichtige Schritte gehen und mich verändern“, sagte die deutsche Nummer eins im Blitzlichtgewitter der Fotografen.
Eine Frage des Geldes
Neuers Vertrag auf Schalke läuft zwar noch bis 2012, doch es gilt als offenes Geheimnis, dass Rekordmeister Bayern München den Torhüter gerne schon zur kommenden Saison verpflichten möchte. Das deutete auch Neuer selbst an: „Es gibt Tendenzen.“ So habe ihn Schalkes Sportdirektor Horst Heldt schon informiert, dass Bayern München Interesse habe.
Das Video von der Pressekonferenz:
Das bekräftigte Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Mittwoch im ZDF: „Ich denke, dass wir gewillt sind, das zu realisieren. Und wenn die Schalker nächstes Jahr keine Ablöse bekommen, dann werden sie sich schon bewegen.“ Wo ein Wille sei, gäbe es auch einen Weg. Hoeneß: „Und wenn er nicht dieses Jahr kommt, kommt er nächstes Jahr.“
Alles scheint offenbar nur noch eine Frage des Geldes. Spekulationen zufolge geht es um eine Ablösesumme von mehr als 20 Millionen Euro. Schalkes Trainer Ralf Rangnick gab offen zu: „Wir müssen auch die wirtschaftlichen Aspekte beachten.“ Gut möglich, dass die finanziell nicht auf Rosen gebetteten Schalker einfach nur den Preis weiter nach oben treiben wollen. Dazu passt jedenfalls Heldts Kommentar: „Karl-Heinz Rummenigge hat mich angerufen und um ein Gespräch gebeten. Ich sehe aber keine Eile.“
Klose: „Er muss beim FC Bayern spielen“
Und in München wird noch gemauert. Vom FC Bayern werde es keine Reaktion zur Personalie Neuer geben, sagte Bayern-Pressesprecher Markus Hörwick – er meinte damit aber nur am Mittwoch: „Wir werden das nicht kommentieren, weil das nur eine Sache zwischen Neuer und dem FC Schalke ist. Wir als Dritte müssen uns da nicht einmischen.“ Dafür redete Bayern-Stürmer Miroslav Klose Klartext. Schließlich kennt er Neuer aus der Nationalmannschaft bereits bestens: „Von seinem Charakter und seiner Art und Weise, wie er sich als Torhüter präsentiert, muss er beim FC Bayern spielen. Ich gehe davon aus, dass es so sein wird.“
Neuer ist allerdings Profi genug, um die Königsblauen vor seinem Wechsel über den grünen Klee zu loben. „Ich habe Schalke und den Fans viel zu verdanken, möchte mir aber nach 20 Jahren Treue die Chance zur Veränderung offenhalten. Ich habe die Entscheidung getroffen und jetzt bekannt gegeben“, hatte der 25-Jährige am Mittwochmorgen via Facebook mitgeteilt.
Keine Angst vor den Pfiffen der Fans
Die netten Worte dürften allerdings kaum verhindern, dass Neuer in den letzten Spielen von den Schalker Fans ausgepfiffen wird. Doch der Keeper gibt sich betont cool: „Dass die Zuschauer pfeifen, ist kein Problem. Mir ist klar, dass einige Fans nun sauer sein werden.“ Neuer will dennoch alles für Schalke geben: „Wir versuchen, in der Champions League weiterzukommen, und wir wollen den DFB-Pokal.“ Daher appelliert Trainer Rangnick an die Fans: „Ich hätte überhaupt kein Verständnis, wenn es negative Reaktionen der Fans geben würde.“
Schalke hatte bis zum Schluss um Neuer gekämpft – vergeblich. „Wir wollten alles tun, was in unserer Macht steht, um Manuel länger an uns zu binden. Es herrscht große Trauer, aber wir akzeptieren die Entscheidung“, sagte Trainer Rangnick. Auch Sportdirektor Heldt bedauert die Entscheidung: „Wir haben versucht, Manuel vom Gegenteil zu überzeugen. Wir waren uns bewusst, dass es eine Tendenz zu dieser Entscheidung gibt. Wir müssen damit leben und die Entscheidung akzeptieren.“
Übrigens: Es werden bereits erste Kandidaten auf Neuers Nachfolge beim FC Schalke gehandelt. Weit oben auf dieser Liste soll offenbar Werder Bremens Nummer eins Tim Wiese stehen. Dazu meinte Klaus Allofs, Sportdirektor der Hanseaten, vielsagend: „Wenn ein Dominostein fällt, dann fallen auch die anderen.“